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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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angerufen hat und ob es mit ihrer Ermordung zu tun hatte.«
    »Wenn nicht, wäre es die Mutter aller Zufälle.«
    »Okay, aber was können wir tun? Polizei und FBI arbeiten bereits an dem Fall. Da bleibt nicht mehr viel Raum für uns.«
    »Das hat dich früher nicht gestört«, sagte Michelle.
    »Diesmal ist es etwas anderes.«
    »Und warum?«
    Sean antwortete nicht.
    »Sean?«
    »Ich hab dich gehört.«
    »Und? Was ist diesmal anders?«
    »Die Leute, um die es geht.«
    »Wer? Die Duttons?«
    »Nein. Die First Lady.«
    »Die hat doch gar nichts damit zu tun.«
    »Doch, hat sie.«
    »Du redest, als würdest du sie kennen.«
    »Tue ich auch.«
    »Woher?«
    Sean setzte sich in Bewegung.
    »Was ist mit dem Taxi?«, rief Michelle ihm hinterher.
    Sie bekam keine Antwort.

5.
    S am Quarry liebte sein Heim - oder das, was davon übrig war. Die Atlee-Plantage war seit fast zweihundert Jahren im Besitz seiner Familie. Einst hatte das Anwesen sich über viele Meilen erstreckt, und Hunderte von Sklaven hatten hier geschuftet. Nun waren Quarry nur noch zweihundert Morgen geblieben, und mexikanische Einwanderer brachten die Ernte ein. Auch das Herrenhaus hatte schon bessere Zeiten gesehen, doch wenn einem die Löcher in der Decke, die zugigen Zimmer und die gelegentliche Maus auf den brüchigen Holzdielen nichts ausmachten, konnte man noch immer in der Villa wohnen. Über den Fußboden des einstigen Herrenhauses waren konföderierte Generäle geschritten, sogar Jefferson Davis höchstpersönlich. Quarry kannte die Geschichte, doch er schwelgte nicht darin. Schließlich konnte niemand sich seine Familie oder deren Geschichte aussuchen.
    Quarry war zweiundsechzig, schlank und kräftig, hatte dichtes, schneeweißes Haar, sonnengebräunte Haut und eine laute, befehlsgewohnte Stimme. Er liebte das Leben im Freien und genoss es, auf die Jagd zu gehen, zu fischen und im Garten zu arbeiten. Er war ein »Mann der Erde«, wie er selbst es zu nennen pflegte.
    Quarry saß an seinem überladenen, narbigen Schreibtisch in der Bibliothek. Es war derselbe Schreibtisch, hinter dem schon Generationen von Quarrys gesessen und wichtige Entscheidungen getroffen hatten, die das Leben vieler Menschen beeinflusst hatten. Im Gegensatz zu einigen seiner Ahnen, die nachlässig gewesen waren, nahm Sam Quarry seine Verantwortung ernst. Er führte ein strenges Regiment, um für sich selbst und für die Leute zu sorgen, die hier noch beschäftigt waren. Außerdem war die Atlee-Plantage alles, was Quarry geblieben war.
    Er streckte seine eins neunzig große Gestalt und faltete die schwieligen, sonnengebräunten Hände auf dem Bauch. Dann ließ er den Blick über die schlecht gemalten Porträts und die körnigen Schwarzweißfotos seiner männlichen Vorfahren schweifen und überdachte seine Situation. Quarry nahm sich stets Zeit, alles genau zu durchdenken - anders als die meisten anderen Menschen heutzutage, vom Präsidenten bis hin zu Wall-Street-Magnaten und dem Mann von der Straße. Alles musste schnell gehen. Jeder wollte alles am liebsten schon gestern. Diese Ungeduld führte häufig zu Fehlern.
    Eine halbe Stunde saß Quarry einfach nur da und rührte sich nicht, während sein Hirn auf Hochtouren arbeitete. Schließlich beugte er sich vor, streifte sich Handschuhe über und begann unter dem strengen Blick seines Großvaters und Namensvetters Samuel W. Quarry, der lange Zeit die Opposition gegen die Bürgerrechtler in Alabama geführt hatte, nach dem Zweifingersystem auf der abgegriffenen Tastatur seiner IBM Selectric zu tippen. Einen PC besaß Quarry nicht, nur ein Handy. Er hatte oft genug davon gehört und gelesen, wie einfach es sei, Informationen von einem Computer zu stehlen, selbst wenn der Dieb in einem anderen Land saß. Wollte jemand etwas von seiner Schreibmaschine stehlen, müsste er bei Quarry einbrechen - und Quarry bezweifelte, dass ein Einbrecher sein Anwesen lebend verlassen würde.
    Quarry hörte zu tippen auf, zog das Blatt heraus, überflog den kurzen Text, steckte das Blatt in einen Umschlag und verklebte die Lasche mit Wasser aus einem Glas auf seinem Schreibtisch. Er wollte keine Spuren hinterlassen, auch nicht in Gestalt der DNA seines Speichels.
    Quarry legte den Umschlag in eine Schreibtischschublade, die er mit einem fast hundert Jahre alten Schlüssel verschloss; der uralte Mechanismus funktionierte noch ausgezeichnet. Dann stand er auf, ging zur Tür und trat hinaus ins Tageslicht, um einen Blick auf sein zerfallendes Königreich

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