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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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zu werfen. Dabei kam er an Gabriel vorbei, einem dürren, elfjährigen schwarzen Jungen, dessen Mutter, Ruth Ann, als Haushälterin für Quarry arbeitete. Quarry tätschelte Gabriel den Kopf und gab ihm einen zusammengefalteten Dollar sowie eine alte Briefmarke aus seiner Sammlung. Gabriel war ein kluger Junge, der genug Grips hatte, um ein College zu besuchen, und Quarry war entschlossen, ihm dabei zu helfen. Er hatte nicht die Vorurteile seines Großvaters und Urgroßvaters geerbt, die den erzkonservativen George Wallace als großen Politiker hatten hochleben lassen, als einen Mann, »der wenigstens noch wusste, wie man die Nigger auf den Platz verweist, der ihnen zusteht«.
    Sam Quarry war der Überzeugung, dass alle Menschen ihre Stärken und Schwächen hatten, egal welcher Hautfarbe sie waren. Seine jüngste Tochter hatte sogar einen Farbigen geheiratet, und Sam hatte die Braut voller Freude zum Altar geführt. Inzwischen waren sie geschieden, und Quarry hatte die beiden seit Jahren nicht gesehen. Doch er gab die Schuld an der Trennung nicht seinem Ex-Schwiegersohn. Er wusste, wie schwierig es war, mit seiner jüngsten Tochter zusammenzuleben.
    Quarry verbrachte zwei Stunden damit, mit seinem verbeulten, rostigen Pick-up, der schon mehr als stolze zweihunderttausend Meilen auf dem Buckel hatte, über sein Land zu fahren. Schließlich hielt er vor einem jahrzehntealten, silbernen Airstream-Wohnwagen mit zerfetztem Zeltvordach. Im Inneren gab es ein winziges Bad mit Toilette, einen mit Propangas betriebenen Herd, einen kleinen Kühlschrank unter der Spüle, einen Boiler, ein Mini-Schlafzimmer und eine Klimaanlage. Über ein Kabel zur großen Scheune wurde der Wohnwagen mit Strom versorgt. Quarry hatte den Airstream von einem Großhändler in Zahlung genommen, der während der Erntezeit in finanzielle Schwierigkeiten geraten war.
    Unter dem Vordach saßen drei Männer, Indianer vom Stamm der Coushatta. Quarry war mit der Geschichte der Eingeborenen in Alabama sehr gut vertraut. Die Coushatta hatten jahrhundertelang im Norden von Alabama gesiedelt, mit den Muskogee und Cherokee als östlichen Nachbarn und den Chickasaw und Choctaw im Westen. Im Jahre 1830 waren die Coushatta zwangsweise in Reservate nach Texas und Oklahoma gebracht worden. Heutzutage lebten fast alle Coushatta in Louisiana, doch eine Hand voll hatte es zurück in den Goldammer-Staat geschafft.
    Einer der Coushatta war vor Jahren hierhergekommen, lange nachdem Quarry das Anwesen von seinem Vater geerbt hatte. Seitdem lebte der Indianer hier. Quarry hatte ihm den Wohnwagen als Heim überlassen. Die anderen beiden waren erst seit sechs Monaten hier, und Quarry wusste nicht, ob sie blieben oder nicht. Aber er mochte sie, und sie schienen ihn zu tolerieren. Grundsätzlich vertrauten die Coushatta keinem weißen Mann, duldeten aber Quarrys Besuche und seine Gesellschaft, denn technisch gesehen gehörte sein Land ihnen: Die Coushatta hatte es schon bestellt, lange bevor es Weiße in Alabama gegeben hatte.
    Quarry setzte sich auf einen Stuhl mit dickem Gummikissen, trank ein Bier mit den Coushatta, drehte sich ein paar Zigaretten und tauschte Geschichten mit den Indianern. Der Coushatta, dem Quarry vor gut zehn Jahren den Wohnwagen überlassen hatte, war klein und gebeugt, mit weißem Haar und einem Gesicht wie eine Skulptur von Frederic Remington. Von allen Indianern sprach er am meisten, und er trank auch mehr als die anderen. Er war ein gebildeter Mann, doch Quarry wusste nur wenig über ihn.
    Quarry unterhielt sich mit den Indianern in deren eigener Sprache, doch sein Coushatta war ziemlich beschränkt; deshalb kamen die Indianer ihm entgegen, indem sie Englisch mit ihm redeten - und nur mit ihm, was Quarry ihnen nicht verübeln konnte: Der Weiße Mann trampelte noch immer auf ihnen herum, obwohl die Indianer das einzige Volk waren, das sich mit Fug und Recht als Amerikaner bezeichnen konnte. Das aber behielt Quarry wohlweislich für sich, denn die Indianer mochten kein Mitleid, hassten es sogar.
    Fred, der alte Indianer, erzählte gerne die Geschichte, wie die Coushatta an ihren Namen gekommen waren. »Es bedeutet ›verirrter Stamm‹«, sagte er. »Unser Volk ist vor langer Zeit in zwei Gruppen von hier aufgebrochen, wobei die erste Gruppe Zeichen für die zweite hinterließ, damit diese ihr folgen konnte. Doch am Mississippi verschwanden die Zeichen plötzlich. Die zweite Gruppe zog trotzdem weiter und traf auf ein Volk, das unsere Sprache nicht

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