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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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verstand. Unsere Leute sagten ihnen, sie hätten sich verirrt, was in unserer Sprache coushai heißt. Das andere Volk glaubte, das sei unser Name. So hat er sich entwickelt und ist bis heute geblieben.«
    Quarry, der die Geschichte schon ein Dutzend Mal gehört hatte, erwiderte: »Im Grunde, Fred, haben wir alle uns in gewisser Weise verirrt.«
    Gut eine Stunde später, als die Sonne den Männern auf die Köpfe knallte und die Luft einem Glutofen glich, stand Quarry auf, klopfte sich den Staub von der Hose, tippte sich zum Abschied an den Hut und versprach den Indianern, bald wiederzukommen und eine Flasche Feuerwasser, Maiskolben, einen Eimer Äpfel und richtige Zigaretten mitzubringen, denn die Indianer konnten sich nur Selbstgedrehte leisten.
    Fred schaute zu Quarry auf, steckte sich eine Selbstgedrehte zwischen die Lippen, bekam einen Hustenanfall und sagte: »Bring das nächste Mal die Filterlosen mit, die schmecken besser.«
    »Mach ich, Fred.«
    Quarry fuhr über zerfurchte Feldwege, sodass sein Wagen durchgeschüttelt wurde, doch er bemerkte es kaum. Das hier war sein Grund und Boden, sein Leben.
    Der Weg endete.
    Da stand das kleine Haus.
    Genau genommen war es kein Haus, sondern eine Hütte. Hier wohnte niemand, jedenfalls noch nicht. Und selbst wenn es einmal so weit war, würde es hier niemand längere Zeit aushalten: Es war bloß ein Zimmer mit einem Dach und einer Tür.
    Quarry drehte sich um die eigene Achse. Er sah nichts als Staub, Bäume und ein Stück blauen Alabamahimmel - der schönste Himmel, den er je gesehen hatte. Auf jeden Fall war er schöner als der Himmel in Südostasien, den Quarry inmitten feindlichen Abwehrfeuers durchflogen hatte, als der Vietcong ihn und seine F-4 Phantom II aus der Luft holen wollte.
    Quarry ging zu der Hütte und betrat die Veranda. Er hatte die Hütte selbst gebaut. Sie stand nicht auf dem Gelände seines Anwesens, sondern ein paar Meilen entfernt auf einem kleinen Grundstück, das Quarrys Großvater vor siebzig Jahren gekauft hatte. Der alte Herr hatte allerdings nie etwas damit angefangen, denn das Grundstück lag mitten im Nirgendwo. Sein Großvater musste betrunken gewesen sein, als er diesen Flecken Dreck gekauft hatte, und er war oft betrunken gewesen. Für Quarrys Zwecke aber war das Grundstück ideal.
    Die Hütte war nur sechzig Quadratmeter groß, aber das reichte. Die einzige Tür war von normaler Größe und hing an Messingscharnieren. Quarry schloss die Tür auf, ging aber nicht sofort hinein.
    Er hatte die Wände fast doppelt so dick gebaut wie bei normalen Gebäuden dieser Art, doch man musste schon genau hinschauen, um es zu bemerken. Zwischen Innen- und Außenwand waren schwere Metallplatten eingelassen, was dem kleinen Gebäude eine unglaubliche Stabilität verlieh. Quarry hatte das Metall selbst eingesetzt und verschweißt. Jede Naht war ein wahres Kunstwerk. Wahrscheinlich hätte nicht einmal ein ausgewachsener Tornado die Hütte zum Einsturz bringen können.
    Quarry ließ erst einmal frische Luft ins Innere, ehe er die Hütte betrat. Er hatte einmal den Fehler begangen, das nicht zu tun, und fast das Bewusstsein verloren, weil der Sauerstoffgehalt der Luft im Inneren extrem niedrig war. Es gab keine Fenster, und der Boden bestand aus dicken Holzplanken, mit Sandstrahl behandelt, sodass es nicht den winzigsten Splitter gab. Zwar gab es Fugen zwischen den Brettern, aber sie waren für das menschliche Auge kaum zu erkennen.
    Der Unterbau war ebenfalls eine Besonderheit. Quarry konnte mit Fug und Recht behaupten, dass vermutlich kein Fußboden in Amerika ein Fundament besaß wie dieser. Die Innenwände waren über Weidedraht verputzt, und das Dach war so fest mit den Mauern verbunden wie der Rumpf eines Ozeanriesen mit dem Deck. Quarry hatte extrem starke Bolzen und Nieten verwendet, um jede Eigenbewegung der Hütte und sämtliche Einwirkungen von außen zu unterbinden. Das Fundament bestand aus gegossenem Beton, und es gab einen Kriechgang im Boden, knapp einen halben Meter breit.
    Die Möblierung war schlicht: ein Bett, ein mit Leder gepolsterter Stuhl, ein batteriebetriebener Generator und noch ein paar andere Dinge einschließlich eines Sauerstofftanks an der Wand. Quarry stieg von der Veranda hinunter und begutachtete sein Werk. Jede Gehrung an den Außenwänden war perfekt, obwohl Quarry während des Baus häufig bei künstlichem Licht gearbeitet hatte. Es war eine anstrengende, schweißtreibende Arbeit gewesen, doch seine Gliedmaßen und

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