Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
aber flogen sie zum ersten Mal an dem Haus vorbei. Die Wahrscheinlichkeit war groß, überlegte Jane, dass dem Besitzer dieses Hauses auch die kleine Hütte gehörte, in der sie um ein Haar gestorben waren. Sie zeigte darauf.
»Das Haus da ... wem gehört dieser Besitz?«
Ein junger Agent blickte an ihr vorbei aus dem Fenster. »Ich weiß es nicht, Ma'am, tut mir leid.«
Das war noch so etwas, das Jane Cox clever eingefädelt hatte. Larry Foster und Chuck Waters flogen mit ihrem Mann. Auch den Veteranen Aaron Betack hatte sie in die andere Maschine verbannt. Ein einziger strenger Blick hatte genügt, und Betack war in die Sicherheit der Marine One geflüchtet. Mit Agent Waters hatte Jane es genauso gemacht. Die Agenten, die sie nun bei sich hatte, waren alle noch ziemlich jung, und auch mit den beiden MG-Schützen des SWAT-Teams wusste Jane Cox umzugehen.
»Ich möchte zu diesem Haus«, sagte sie.
»Ma'am?« Der Agent war verwirrt.
»Sagen Sie dem Piloten, er soll vor dem Haus landen.«
»Aber meine Befehle ...«
»Ich habe gerade erst eine schreckliche Situation überstanden. Ich wäre beinahe getötet worden. Ich fühle mich nicht gut, und ich will aus dieser Maschine, bevor ich mich übergebe. War das deutlich genug für Sie? Falls nicht, werde ich es später dem Präsidenten berichten, und der wird dann in Washington ein Wörtchen mit Ihrem Vorgesetzten reden.«
Die beiden SWAT-Schützen schauten einander an, sagten aber nichts. Sie hockten nur stumm hinter ihren MGs. Die anderen Agenten in der Maschine starrten zu Boden; keiner von ihnen wollte der Frau in die Augen schauen.
Der Agent neben Jane sagte in sein Headset: »Walt, bring uns runter.«
Eine Minute später landeten sie, und Jane stieg aus dem Hubschrauber und ging nach Atlee.
Der junge Agent lief ihr voraus. »Ma'am, darf ich fragen, wohin Sie wollen?«
»Ich gehe in das Haus da, um mir Wasser zu besorgen und mich ein wenig hinzulegen. Haben Sie ein Problem damit?«
»Nein, Ma'am, natürlich nicht, aber lassen Sie mich das Haus zuerst überprüfen.«
Jane musterte ihn verächtlich. »Glauben Sie etwa, dass sich Terroristen oder Kriminelle in diesem alten Haus verbergen?«
»Wir müssen ein Protokoll befolgen, Ma'am. Lassen Sie mich nur kurz nachsehen.«
Jane ging einfach an ihm vorbei und zwang die Agenten auf diese Weise, an ihr vorbeizurennen und einen improvisierten Schutzschild zu errichten.
Die Tür ging auf, und Ruth Ann stand in ihrer Küchenschürze da. Als sie sah, wer geklingelt hatte, klappte ihre Kinnlade nach unten.
»Dürfte ich Sie um ein Glas Wasser und einen Platz bitten, an dem ich mich ein wenig auszuruhen kann, Miss ...«, sagte Jane.
Als Ruth Ann die Stimme wiederfand, antwortete sie: »Ich bin Ruth Ann. Sie ... äh ... kommen Sie herein, Ma'am. Ich hole Ihnen Wasser.«
Nachdem sie das Glas Wasser gebracht hatte, wollte Ruth Ann wieder gehen, doch Jane winkte ihr, zu bleiben.
Ruth Ann setzte sich ihr gegenüber. Sie sah schrecklich nervös aus, und ihr Gesicht war bleich.
Jane wandte sich an den Chef ihrer Sicherheitsabteilung. »Würden Sie bitte draußen warten? Ich glaube, Sie machen unsere Freundin hier ein bisschen unruhig.«
»Ma'am, ich ...«, begann der Agent.
»Danke«, sagte Jane und drehte sich von ihm weg.
»Wohnen Sie hier allein?«, fragte Jane, nachdem der Agent sich zurückgezogen hatte.
»Nein, Ma'am«, antwortete Ruth Ann. »Ich wohne hier mit meinem Sohn. Und mit Mr. Sam. Das ist sein Haus.«
»Sam?«
»Sam Quarry.«
»Ich kenne diesen Namen. Er hat eine Tochter, nicht wahr? Tippi?«
»Ja, Ma'am. Sie ist im Augenblick nicht hier. Ich weiß nicht, wo sie sich befindet.« Ruth Ann wäre am liebsten davongerannt; stattdessen fummelte sie mit ihren schmutzigen, schwieligen Fingern an ihrer Schürze herum.
»Hat Sie in letzter Zeit jemand besucht?«
Ruth Ann senkte den Blick. »Ich ... äh ...«
Jane legte der Frau sanft die Hand auf die knochige Schulter. »Ich bin nicht zufällig hier, Ruth Ann. Ich weiß gewisse Dinge. Von Sam, zum Beispiel. Ich bin hierhergekommen, um ihm zu helfen. Und Ihnen und Ihrem Sohn. Ist er hier?«
Ruth Ann schüttelte den Kopf. »Er ist mit diesen Leuten weg.«
»Was denn für Leute?«
»Ein Mann und eine Frau.«
»Kannten Sie sie?«
»Nein, sie sind heute Morgen einfach aufgetaucht.«
»Was denn? Sie lassen Ihren Sohn einfach so mit vollkommen Fremden gehen?«
»Ich ... Er wollte es. Die Frau und der Mann arbeiten für die Regierung, wie die
Weitere Kostenlose Bücher