Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
Gastfreundschaft.«
»Ja, Ma'am. Danke, Ma'am.«
»Es kommt alles wieder in Ordnung, machen Sie sich keine Sorgen.«
Sie stiegen die Treppe hinauf und verließen das Haus.
Wenige Sekunden später hob der Hubschrauber ab. Er drehte nach Nordwesten, und der Pilot gab Schub. Kurz darauf waren sie nicht mehr zu sehen.
Ruth Ann schloss die Vordertür und ging in die Küche zurück. Ein paar Minuten später roch sie etwas Seltsames. Sie ging von Zimmer zu Zimmer und versuchte herauszufinden, was es war. Schließlich stieg sie die Treppe hinunter, eilte durch den Flur und erreichte schließlich die Tür zu dem Kellerraum. Verwirrt zog sie sie auf.
Genau in diesem Augenblick erreichte das Feuer, das Jane Cox mit Verdünner, Lumpen und einem Streichholz gelegt hatte, die unter Druck stehenden Sauerstoffflaschen. Die Explosion erschütterte das alte Herrenhaus bis in die Grundfesten. Der Feuerball, der aus der Tür schoss, hüllte Ruth Ann in Flammen und verbrannte sie binnen Sekunden. Sie hatte nicht einmal Zeit zu schreien.
Als das Feuer schließlich bemerkt und Hilfe herbeigerufen wurde, war es zu spät. Als die Feuerwehr eintraf, war praktisch nichts mehr von Atlee übrig.
Einige Zeit später fuhren Sean, Michelle, Willa und Gabriel in Michelles SUV die Zufahrt hinauf. Als sie sahen, was los war, sprang Gabriel aus dem Wagen und rannte los.
»Momma! Momma!«
Michelle trat aufs Gas, und sie rasten dem Jungen hinterher. Gabriel rannte so schnell, dass sie die Ruinen des Hauses gleichzeitig erreichten. Als sie aus dem Wagen stiegen, hatte Gabriel sich bereits an den Feuerwehrleuten vorbeigeduckt und kämpfte sich in die Überreste des Hauses voran. Sean lief ihm hinterher. »Gabriel!«
Michelle rannte zu einem der Feuerwehrleute und hielt ihm ihre Detektivlizenz unter die Nase. »Haben Sie hier jemanden gefunden? Eine schwarze Lady?«
Der Mann schaute sie traurig an. »Wir haben ... ein paar Überreste gefunden.« Er blickte zu Gabriel, der sich auf der Suche nach seiner Mutter durch die Trümmer wühlte.
Michelle drehte sich um und lief zu den anderen. Gabriel ließ sich schluchzend auf den Boden sinken. Er hielt irgendetwas in der Hand. Michelle beugte sich vor. Es war ein verbranntes Stück Stoff - der Rest einer Schürze.
Während Sean und Michelle versuchten, den kleinen Jungen zu trösten, ging Willa vorsichtig durch die nassen, rauchenden Trümmer, setzte sich neben Gabriel in den Schmutz und zog ihn in ihre Umarmung.
Er drehte sich zu ihr um. »Das hier ... es hat meiner Ma gehört ...«
»Es tut mir leid«, sagte Willa leise. »Es tut mir schrecklich leid, Gabriel.«
Das Gesicht des Jungen war von Schmerz gezeichnet, aber er nickte dankbar; dann brach er wieder in Schluchzen aus. Willa drückte ihn an sich.
Sean schaute zu Michelle. »Ich hätte nie gedacht, dass seine Mutter in Gefahr schwebt«, flüsterte er ihr zu.
»Das konnten wir unmöglich wissen. Glaubst du, Quarry war das? Um die Beweise zu vernichten?«
»Ich weiß es nicht.«
Sean und Michelle hielten sich im Hintergrund und beobachteten, wie die beiden Kinder einander trösteten. Ihren Gesichtern war anzusehen, dass sie das Gleiche dachten.
Willa wusste es noch nicht, aber sie würde bald dasselbe Gefühl von Trauer erleben. Und weder Sean noch Michelle hatten den Mut, es ihr zu sagen.
***
Noch bevor der letzte Dachbalken in das glühende Inferno von Atlee stürzte, landeten Jane und Dan Cox auf der Andrews Air Force Base.
Jane erzählte ihrem Mann, was sie getan hatte. Er lobte seine Frau für ihre rasche Auffassungsgabe und gab ihr einen Kuss. Trotz des wahrscheinlichen Verlusts ihrer Nichte fuhr das Präsidentenpaar so gut gelaunt ins Weiße Haus zurück wie lange nicht mehr.
Sie hatten überlebt - wieder einmal.
85.
D as Land freute sich über die sichere Rückkehr von Willa Dutton. Der gleichzeitige Verlust der Mutter machte die Geschichte nur umso ergreifender. Willa war jetzt Amerikas mutige kleine Lady, doch man hatte nicht viel von ihr gesehen, denn ihre Familie schirmte sie vor den Medien ab.
Ein offensichtlich erleichtertes Präsidentenehepaar erwähnte dies ständig bei ihren Wahlkampfveranstaltungen und bat sowohl die Öffentlichkeit als auch die Medien darum, auf die Privatsphäre des trauernden Kindes Rücksicht zu nehmen.
Wenn Willa die Topstory war, kam das versuchte Attentat auf Dan Cox gleich dahinter. Die mutmaßlichen Täter waren zwar noch unbekannt, aber die Ermittlungen liefen. Während Dan Cox selbst
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