Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
wohl mehr unter Euthanasie«, erwiderte Sean. »Nach all den Jahren.«
Die wichtigste Frage blieb für das Paar jedoch ungelöst: Was sollten sie mit dem tun, was sie im Keller von Atlee herausgefunden hatten?
»Alle sind tot«, sagte Sean. »Quarry. Tippi. Ruth Ann.«
»Vielleicht sollten wir es einfach darauf beruhen lassen«, meinte Jane. »Sonst ziehen wir Gabriel und Willa wieder mit hinein.«
»Und wir stellen das Land auf eine Zerreißprobe«, fügte Sean hinzu.
»Dann kommt Cox damit durch.«
»Ich weiß. Aber vielleicht ist das besser als die Alternative.«
Sie fuhren wieder zur Ruine von Atlee zurück. Einer der SWAT-Leute, die das Gelände sicherten, trat auf sie zu.
»Ich habe in der Zeitung über Sie gelesen«, sagte er. »Ich wollte Ihnen danken, was Sie für den Präsidenten getan haben.«
»Kein Problem«, erwiderte Sean nicht gerade enthusiastisch, während Michelle schwieg. Beide sahen den Präsidenten der Vereinigten Staaten in einem völlig anderen Licht als der SWAT-Mann, auch wenn sie beschlossen hatten, nichts deswegen zu unternehmen.
Der Mann nickte in Richtung der Ruine. »Als ich das letzte Mal hier war, sah es noch ganz anders aus.«
»Sie waren hier, als das Haus noch stand?«, fragte Michelle.
Der Mann nickte. »Ich bin an dem Tag mit der First Lady im Hubschrauber geflogen. Sie hat uns hier landen lassen. Sie sagte, sie fühle sich nicht gut. Sie ist reingegangen und hat sich mit irgendeiner schwarzen Frau getroffen. Ich glaube, es war die Haushälterin. Sie haben ein bisschen miteinander geredet, und dann ist die First Lady hinunter in den Keller gegangen. Sie hat darauf bestanden. Sie durfte als Einzige rein. Als sie wieder herauskam, sind wir so schnell wie möglich nach Hause zurück.«
Sean und Michelle starrten zu den Trümmern hinüber.
Und dann ist Atlee abgebrannt.
86.
D ie Einladung kam zwei Tage, nachdem sie aus Alabama zurückgekehrt waren.
Das Weiße Haus sah wunderschön aus im Licht des Spätsommerabends. Sie hatten ein Dinner in der Privatwohnung des Präsidenten. Der Präsident war nicht da. Jane hatte sie eingeladen. Nach dem Essen saßen sie im Wohnzimmer bei einer Tasse Kaffee zusammen. Ein paar Minuten sagte niemand ein Wort. Sean und Michelle saßen angespannt da, während Jane jeden Blickkontakt mied.
Schließlich bemerkte sie: »Wir haben einen langen Weg gemeinsam zurückgelegt.«
»Wie meinst du das?«
»Willa zu finden. Und alles wieder in die rechte Bahn zu bringen ... Ich kann euch gar nicht genug dafür danken, was ihr getan habt. Wärt ihr nicht gewesen, wären der Präsident und ich jetzt tot ... und auch Willa.«
»Sam Quarry ist tot, und auch sein Sohn und seine Tochter Tippi. Aber das hast du ja gewusst. Und ein Junge mit Namen Gabriel hat seine Mutter verloren. Und Diane Wohl? Wir haben sie als Diane Wright gekannt. Die Frau, die deinen Mann in Atlanta sexuell bedient hat? Du erinnerst dich doch noch an sie, oder?«
»Sei nicht so grob, Sean.«
»Willa hat also ihre beiden Mütter verloren. Das nenne ich wahrlich eine Tragödie.«
»Du hast keinen Beweis, dass Pam nicht ihre Mutter ist.«
Sean zog mehrere Papiere aus der Tasche. »Genau genommen habe ich ihn doch. Das hier sind Ergebnisse der DNA-Untersuchungen. Sie beweisen, dass Diane Wohl Willas Mutter war.«
Jane stellte ihre Tasse weg, tupfte sich die Lippen mit einer Serviette ab und blickte Sean an. »Ich habe euch hierher gebeten, um euch einen Weg in die Zukunft anzubieten, nicht um durch die Vergangenheit zu waten.«
»Woher dieses plötzliche Bedürfnis danach?«, fragte Sean, während Michelle schweigend zuschaute.
»Weil ich weiß, dass ihr in dem Haus wart. Ich weiß, dass ihr den Raum gesehen habt.«
»Ach, du meinst in Atlee? Das Haus, das bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist, kurz nachdem du dort gewesen bist? Durch dasselbe Feuer, das auch Ruth Ann getötet hat?«
»Es hat mir schrecklich leidgetan, als ich davon erfuhr.«
»Du hast Ruth Ann doch kennengelernt, oder?«
»Kurz, ja. Sie schien mir eine nette Frau zu sein. Ich bin froh, dass wir euch helfen konnten, zumindest vorläufig die Vormundschaft über ihren Sohn zu bekommen.«
»Hast du wirklich keine andere Möglichkeit gesehen, die Beweise zu vernichten, als das Haus niederzubrennen und die Frau zu töten?«
Jane blickte Sean leidenschaftslos an. »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Als ich das Haus verlassen habe, war alles noch völlig in Ordnung. Du kannst jeden fragen, der bei
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