Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
Papiere auf dem Tisch. »Und es ist ja nicht so, als gäbe es keine Beweise.«
Er zündete sich noch eine Zigarette an. »Aber eins verstehe ich nicht: Warum hat er Willa entführt? Ich meine, sie ist die Nichte, aber wie konnten sie sicher sein, dass der Präsident diesen Köder schluckt? Es war ja nicht sein Kind. Niemand hätte ihm einen Vorwurf machen können, wenn er sich rausgehalten hätte.«
Sean holte eine weitere Akte aus Quarrys Beständen hervor. Diesen Teil der Geschichte hatten sie absichtlich zurückgehalten, bis der Reporter die Frage stellte.
»Das hier sind die Ergebnisse eines DNA-Tests, den Quarry hat vornehmen lassen. Das hier ist von Pam und Willa Dutton, und das hier von Diane Wright. Quarry hat die Namen darunter geschrieben.«
»Diana Wright alias Diane Wohl«, sagte Determann. Er hatte gut aufgepasst und die Story bereits ziemlich gut im Griff.
»Genau.«
»Aber warum hat er einen DNA-Test machen lassen?«
»Die Ergebnisse beweisen, dass Diane Willas Mutter war, nicht Pam.«
Determann schaute sich die Papiere an. »Auch wenn du mich jetzt für dumm hältst, Sean, aber ich kann dir nicht ganz folgen.«
Sean erzählte, was vor dreizehn Jahren in jener kleinen Gasse in Georgia geschehen war. Bis jetzt hatte er nur Michelle davon erzählt. Aus Loyalität zu Jane Cox hatte er bisher Schweigen gewahrt. Allerdings hatte auch Loyalität ihre Grenzen, und bei der First Lady hatte Sean diese Grenze erreicht. Er hatte Sam Quarry in der Mine versprochen, ihm zu helfen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, wenn er Willa freiließ. Der Mann hatte seinen Teil der Abmachung erfüllt, und auch wenn Sean zunächst beschlossen hatte, den Mund zu halten, so hatte sich das rasch geändert, nachdem er herausgefunden hatte, was die First Lady in Atlee getan hatte.
Determann lehnte sich zurück und nahm die Brille ab. »Senator Cox hat also Diane Wright gevögelt, und neun Monate später, plopp, ist Willa da? Sie ist sein Kind? Himmel! Und was er vorher Tippi Quarry angetan hat ... was für ein Schwein!«
»Das ist eine Beleidigung für alle Schweine«, bemerkte Michelle.
Sean griff zu einem Foto, das einen säuerlich dreinblickenden Mann Ende vierzig zeigte. »Und Quarry hat herausgefunden, dass Jane Cox den Metzger kannte, der die Abtreibung bei Tippi vorgenommen und dabei eine Arterie durchtrennt hat. Die Polizei hat sie im Keller eines verlassenen Gebäudes gefunden. Vermutlich hat der Kerl sie da einfach weggeworfen, nachdem ihm klar geworden ist, was er getan hat. Der Kurpfuscher hatte seine Approbation wegen Drogen- und Alkoholproblemen verloren, aber für alte Freunde war er noch im Geschäft.«
»Und sie wollten nicht in ein Krankenhaus, weil dann vielleicht herausgekommen wäre, was passiert war.«
»Genau.«
Determann beugte sich vor und studierte die Papiere noch einmal. »Aber niemand hat die DNA des Präsidenten überprüfen lassen, oder?«
»Würde es jemand tun, würde es passen.«
»Nun ja, die DNA des Mannes ist sowieso in den Akten aufgeführt. Vielleicht machen sie nach dieser Story ja noch einen Test.« Determann begann, sich Notizen zu machen, hörte aber auf, als Sean ihm die Hand auf den Arm legte. Fragend hob der Reporter den Blick.
»Marty, darf ich dich um einen Gefallen bitten?«
»Nachdem du mir die Story des Jahrhunderts geliefert hast? Ja, ich glaube, da könnte ich mir einen Gefallen leisten.«
»Ich möchte nicht, dass du diesen Teil der Story schreibst. Über Willa.«
»Wie bitte?«
Michelle mischte sich ein. »Willa hat ihre Mutter verloren, und die Frau, die sie zur Welt gebracht hat, ist ebenfalls tot. Wahrscheinlich wäre das zu viel für sie. Es wäre nicht fair, sie das durchmachen zu lassen.«
»Du hast ja auch so schon Stoff genug«, fügte Sean hinzu. »Einschließlich ziemlich schlüssiger Indizien, dass die First Lady ein Haus abgefackelt und eine unschuldige Frau umgebracht hat, um die Verbrechen ihres Mannes zu vertuschen. Aber du bist der Reporter. Es ist deine Entscheidung. Wir werden dich nicht dazu zwingen.«
Determann schaute verlegen drein. »Glaubt ihr, Jane Cox hat Ruth Ann töten wollen, als sie das Haus angezündet hat?«
»Ich hoffe nicht«, antwortete Sean. »Die Frage kann nur sie dir beantworten. Aber ich weiß, dass Willa schon genug durchgemacht hat.«
Determann nickte und hielt Sean die Hand hin. »Abgemacht.«
»Danke, Marty.«
Determann sagte: »Das ist eine tolle Story, Sean, und ich verstehe, warum ihr beide wollt, dass
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