Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
Wenn wir Ergebnisse liefern sollen, müssen wir die Akten einsehen.«
»Mir wird schon etwas einfallen«, erklärte Jane. »Schließlich geht es hier um meine Familie.«
»Okay«, sagte Sean bedächtig und beobachtete Jane aufmerksam.
»Dann ist es abgemacht?« Sie legte die Hand auf Seans. Der blickte zu Michelle, und diese nickte. »Wir machen es.«
11.
S ie verließen die Kirche. Die Limousine hatte nicht auf sie gewartet.
Offenbar haben wir nicht für eine Rundfahrt bezahlt«, spöttelte Michelle.
Sie hatten sich gerade auf den Weg durch den Lafayette Park gemacht, als Sean sagte: »Festhalten. Da kommen sie.«
Die beiden Männer hielten entschlossen auf sie zu. Einer war der Magenkranke vom FBI. Auch den anderen kannten Sean und Michelle. Er gehörte zum Secret Service - ein hochrangiger Agent mit Namen Aaron Betack. Er hatte rasch Karriere gemacht und war von den Schützengräben ins Zentrum der Macht aufgestiegen. Sean fiel auf, dass Betack einen ungewöhnlich beschwingten Schritt hatte.
Die beiden Männer versperrten Sean und Michelle den Weg.
Sean spielte den Überraschten. »Na, so was. Geht ihr auch ein bisschen spazieren?«
Der Magenkranke sagte: »Wir wissen, wo Sie gewesen sind und mit wem Sie gerade gesprochen haben. Wir sind hier, um dem Ganzen einen Riegel vorzuschieben. Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, sind zwei Cowboys ...« Er hielt inne und schaute Michelle lüstern an. »Entschuldigen Sie ... einen Cowboy und ein Cowgirl, die ständig Mist bauen.«
»Bitte helfen Sie mir auf die Sprünge«, sagte Sean in süßlichem Tonfall. »Ich glaube, beim letzten Mal habe ich Ihren Namen nicht richtig verstanden.«
»FBI Special Agent Chuck Waters.«
»Das ist gut zu wissen«, warf Michelle ein. »Bis jetzt habe ich Sie immer nur ›Lahmarsch‹ genannt.«
»Maxwell!«, stieß Betack hervor. »Ein bisschen mehr Respekt, verdammt!«
»Wenn Sie mir etwas zeigen, was ich respektieren kann«, gab Michelle zurück.
Waters trat einen Schritt auf sie zu und wedelte mit dem Finger direkt vor ihrer Nase. »Sie sollten sich lieber bedeckt halten, kleine Lady.«
Da Michelle fast einen Kopf größer war als Waters, sagte sie: »Wenn ich eine kleine Lady bin, müssen Sie ein Zwerg sein.«
»Und nur damit Sie es wissen, Chuck«, meldete Sean sich wieder zu Wort. »Diese kleine Lady hier kann Ihnen beiden in den Hintern treten, ohne dabei ins Schwitzen zu geraten. Deshalb schlage ich vor, Sie halten sich zurück.«
Betack, der so groß war wie Sean mit seinen eins neunzig - nur dass er noch breitere Schultern hatte -, räusperte sich, warf seinem FBI-Kollegen einen warnenden Blick zu und schüttelte den Kopf. Waters lief knallrot an, machte aber einen Schritt zurück.
Betack sagte: »Sean, du und Maxwell, ihr werdet nicht in diesem Fall ermitteln. Fertig, aus.«
»Als ich das letzte Mal auf meine Gehaltsabrechnung geschaut habe, stand da nichts davon, dass ich für den Staat arbeite.«
»Wie auch immer ...«
»Es gibt kein ›wie auch immer‹. Wir haben uns mit einer potenziellen Klientin getroffen und uns bereit erklärt, besagte Klientin zu vertreten. Wir sind hier in Amerika, Kumpel. So was ist hier erlaubt. Und jetzt entschuldigt uns bitte. Wir haben da einen Fall, um den wir uns kümmern müssen.«
»Das werden Sie bereuen, King!«, zischte Waters.
»Ich habe in meinem Leben schon viele Dinge bereut«, erwiderte Sean, »und doch bin ich noch hier.«
Er schob sich an den beiden Agenten vorbei. Michelle folgte ihm. Dabei versetzte sie Waters einen kräftigen Stoß mit dem Ellbogen.
Als sie Michelles SUV erreichten, sagte sie: »Ich bin stolz auf dich.«
»Musst du nicht. Wir haben uns gerade zwei der mächtigsten Organisationen der Welt zu Feinden gemacht.«
»Wennschon - dennschon.«
»Ich meine es ernst, Michelle.«
Sie legte den Gang ein. »Das heißt jetzt also, dass wir schnell Ergebnisse liefern müssen.«
»Glaubst du ernsthaft, dass dafür auch nur die geringste Chance besteht?«
»Wir haben auch früher schon harte Nüsse geknackt.«
»Ja, aber das hat immer ganz schön gedauert.«
»Jetzt lass mir doch ein bisschen Optimismus. Wo sollen wir zuerst hin? Zu Tuck?«
»Nein, zu den Kindern.« Sie fuhren los.
»Und?«, fragte Michelle nach einer Weile. »Was hältst du von Jane Cox' Geschichte?«
»Sie schien mir ziemlich direkt zu sein.«
»Ja?«
»Findest du nicht?«
»Du hast mir nie erzählt, wie gut du die Frau kennst.«
»Ach, weißt du ... Wer kennt
Weitere Kostenlose Bücher