Search inside yourself
einzigen Wort zusammenfassen, wäre das der Begriff Klarheit . Um die Selbstwahrnehmung zu verbessern, muss man zu innerer Klarheit gelangen. Wie die Abbildungen oben zeigen, wollen wir zwei ganz besondere Eigenschaften entwickeln â eine hohe Auflösung und Lebendigkeit.
Die rechte Abbildung unterscheidet sich in zwei Punkten von der linken: Sie hat erstens eine höhere Auflösung, so dass wir mehr Einzelheiten erkennen können. Sie ist zweitens heller und kontrastreicher und kommt uns deshalb lebendiger vor. Dank dieser Kombination aus hoher Auflösung und Lebendigkeit können wir mehr damit anfangen. Desgleichen
werden uns die in diesem Kapitel beschriebenen Ãbungen helfen, unsere Gefühle in zweierlei Hinsicht klarer wahrzunehmen. Wir können damit erstens die Auflösung (oder Genauigkeit) erhöhen, um unsere Gefühle im Augenblick ihres Entstehens, im Augenblick ihres Vergehens sowie mit allen winzigen Veränderungen dazwischen zu erkennen. Wir erhöhen zweitens ihre Helligkeit und ihren Kontrast, damit sie uns lebendiger erscheinen. Diese Kombination wird uns mit höchst hilfreichen und detaillierten Informationen über unser Gefühlsleben versorgen.
Ãber die Selbstwahrnehmung
Daniel Goleman definiert Selbstwahrnehmung als die Fähigkeit, »die eigenen inneren Zustände, Präferenzen, Ressourcen
und Intuitionen [zu] kennen.« 1 Ich mag diese Erklärung, weil darin anklingt, dass Selbstwahrnehmung mehr ist als die Einsicht in die eigene emotionale Erfahrung von einem Augenblick zum nächsten; sie reicht an ein umfassenderes Verständnis des »Selbst« heran, zu dem es zum Beispiel auch gehört, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen und Zugang zur eigenen inneren Wahrheit zu haben.
Selbstwahrnehmung ist die Schlüsselkompetenz der emotionalen Intelligenz, die alle anderen erst möglich macht. Der Grund dafür ist, dass die Selbstwahrnehmung den Neocortex (das denkende Gehirn) in den emotionalen Prozess einbindet, da sie ihren Sitz in den für Selbstbeobachtung und Sprache zuständigen Arealen des denkenden Gehirns hat. Diese werden bei einer ausgeprägten Selbstwahrnehmung aktiv, was den Unterschied machen kann, ob wir den Typen anbrüllen oder uns bremsen und uns sagen können: »Ich kann diesen Kerl nicht anbrüllen. Das ist der Geschäftsführer !« Die Einbindung des Neocortex in alle emotionalen Erfahrungen ist ein notwendiger Schritt, um die Kontrolle über unser Gefühlsleben zu gewinnen. Mingyur Rinpoche beschreibt diesen Vorgang mit einem poetischen Bild. Er sagt, wenn man den wütenden Fluss sehen kann, hat man bereits begonnen, sich darüber zu erheben. Analog dazu gilt, sobald man sich eines Gefühls bewusst ist, wird man nicht mehr voll und ganz davon überwältigt.
Selbstwahrnehmungskompetenzen
Daniel Goleman definiert emotionale Kompetenz als »eine auf emotionaler Intelligenz beruhende erlernte Fähigkeit, die herausragende Arbeitsleistungen zur Folge hat«. 2 Ihm zufolge
umfasst der Bereich der Selbstwahrnehmung drei emotionale Kompetenzen:
Emotionales Bewusstsein: die eigenen Emotionen und ihre Auswirkungen erkennen.
Zutreffende Selbsteinschätzung: die eigenen Stärken und Grenzen kennen.
Selbstvertrauen: ein positives Selbstwertgefühl und eine entsprechende Einschätzung der eigenen Fähigkeiten 3 .
Der entscheidende Unterschied zwischen emotionalem Bewusstsein und einer zutreffenden Selbsteinschätzung besteht darin, dass sich Ersteres vor allem auf die physiologische Ebene, Letztere mehr auf die Bedeutungsebene bezieht. Wenn ich über emotionales Bewusstsein verfüge, nehme ich die Empfindungen in meinem Körper korrekt wahr. Ich weiÃ, woher sie kommen, und verstehe, wie sie mein Verhalten beeinflussen. Eine zutreffende Selbsteinschätzung dagegen geht über meine Emotionen hinaus und schlieÃt die Kenntnis meiner selbst als menschlichem Wesen ein. Sie stellt Fragen wie: Was sind meine Stärken und Schwächen? Was sind meine Möglichkeiten und Grenzen? Was ist mir wichtig? Eine zutreffende Selbsteinschätzung beruht auf emotionalem Bewusstsein.
Die drei genannten emotionalen Kompetenzen sind sowohl im Berufs- als auch im Privatleben hilfreich. Im ersten Kapitel haben wir bereits erklärt, auf welche Weise ein ausgeprägtes emotionales Bewusstsein, vor allem des Körpers, den Zugriff auf die Intuition
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