"Seasons of Love" - Der Duft von Schnee - Band 1 (Liebesroman) (German Edition)
und deutete auf Eyleens Brüste.
»Ja, und dumme Sprüche für den Rest meiner Schicht«, brummte Eyleen.
Mit dieser Vermutung hatte sie voll ins Schwarze getroffen. Alle männlichen Gäste starrten ihr lüstern auf das viel zu enge Shirt und den völlig beknackten Werbeslogan.
Von den wenigen Frauen, die sich in der Bar befanden, erntete sie missbilligende und teilweise hasserfüllte Blicke.
Eyleen konnte kaum erwarten, dass ihr Feierabend nahte, so unwohl fühlte sie sich in diesem Aufzug.
Gegen Mitternacht war immer noch eine ganze Menge los. Heute würde sie nicht früher Schluss machen können, um die letzte U-Bahn zu erwischen.
Zum Glück hatte sie an diesem Abend wirklich reichlich Trinkgeld bekommen, sodass sie sich ein Taxi würde leisten können.
Sie balancierte gerade ein vollgefülltes Tablett zu einem der Tische, als sie die tiefe Männerstimme hörte.
»Leeny?«
Eyleen blieb wie angewurzelt stehen und die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Diesen Spitznamen hatten nur eine Handvoll Leute benutzt und sie war nicht besonders scharf darauf, die wiederzusehen.
Langsam drehte sie sich um ihre eigene Achse und sah dabei suchend in die Runde. Dann sah sie ihn und ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken.
»Nathan?«, stammelte sie fragend, als sie in das grinsende Gesicht des dunkelhaarigen Mannes sah, der seinen Stuhl zurückschob, sich erhob und auf sie zukam.
Mit großen Augen sah sie zu, wie er sich ihr näherte. Wie konnte das sein? Was hatte er hier zu suchen?
Nathan war Shanes bester Freund und ein Teil der irischen Clique, der auch Eyleen eine Zeit lang angehört hatte.
Seit sie damals einfach verschwunden war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Was machte Nathan hier in London?
Hektisch sah sie sich in der Bar um. War Shane etwa auch hier?
Bei dem Gedanken begannen Eyleens Hände zu zittern und die Gläser auf dem Tablett schlugen klirrend gegeneinander. Sie stellte es auf einem freien Tisch ab und drehte sich zu Nathan, der jetzt direkt vor ihr stand.
»Das ... das ist ja wirklich eine Überraschung«, stammelte sie unbeholfen.
»Ja, finde ich auch«, stimmte er zu, breitete die Arme aus und zog sie in eine stürmische Umarmung. »Mit dir hätte ich hier niemals gerechnet.«
»Dito«, nuschelte Eyleen kaum hörbar und befreite sich sanft aus seiner Umklammerung.
Nathan sah noch genauso aus, wie damals. Er war groß und sein dunkles Haar reichte ihm bis auf die Schultern. Seine hellgrünen Augen wirkten so stechend, dass es einem schwerfiel, einen längeren Blickkontakt aufrechtzuerhalten.
»Ich habe mich oft gefragt, wo du dich rumtreibst«, sagte Nathan und begutachtete sie von oben bis unten. Als sein Blick auf ihr Shirt und den Werbeslogan fiel, hob er belustigt eine Augenbraue.
»Frag nicht«, wehrte sie ihn ab, bevor er etwas sagen konnte. »Was machst du hier?«
Nathan deutete auf seinen Tisch, an dem drei weitere Männer saßen, die die beiden aufmerksam beobachteten. Eyleen hatte sie schon öfter in der Bar gesehen. Die Typen gehörten zu den zwielichtigen Gestalten, von denen man sich lieber fernhielt.
»Geschäfte«, antwortete er knapp. Eyleen nickte wissend. Wahrscheinlich ging es um Drogen, vermutete sie, fragte jedoch nicht nach, denn dieses Leben hatte sie hinter sich gelassen.
»Bist du alleine hier in London?« Eyleen gab ihr Bestes, um die Frage so normal wie möglich klingen zu lassen, doch es gelang ihr nicht.
Der zittrige Klang in ihrer Stimme verriet, dass sie Angst hatte. Nathan sah sie einige Sekunden lang lächelnd an.
»Keine Angst, Shane ist in Irland«, versuchte er sie zu beruhigen.
Eyleen fiel ein Stein vom Herzen und sie atmete erleichtert aus. Nathan musterte sie eindringlich. »Er redet aber oft von dir«, teilte er ihr mit.
»So, tut er das?«, sagte sie unsicher mit einem dicken Kloß im Hals.
»Er ist noch immer stinksauer, dass du einfach abgehauen bist und er deshalb ein paar Jahre im Knast absitzen musste«, informierte er sie.
Eyleen riss die Augen auf und sah Nathan entsetzt an.
»Shane ist wieder draußen?«
Nathan nickte zustimmend.
»Auf Bewährung. Das ist auch der Grund, warum ich hier bin und mich um die neuen Geschäfte kümmere, die er angeleiert hat. Shane darf während seiner Bewährungszeit das Land nicht verlassen.«
»Oh«, war alles, was sie herausbrachte.
Nathan sah sich in der Bar um.
»Und du lebst also hier in London und arbeitest in dieser Bar?«
Sie nickte lahm. Es zu leugnen hätte keinen
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