Sebastian
Außer sich vor Wut zog Er alle Landschaften, die Er geschaffen hatte, zu diesem Ort, damit Seine Kreaturen Ihm im Kampf beistehen könnten.
Und in diesem Moment ließen die Wächter die Falle zuschnappen. Sie ließen ihre Macht in den Stein fließen und schufen einen Käfig, der den Weltenfresser in Seinen eigenen Landschaften einschloss.
Ephemera war gerettet, aber zurück blieb eine Welt aus zerschlagenen Landschaften.«
»Warum haben sie Ephemera danach nicht wieder zusammengesetzt?«, fragte Teaser.
Sebastian starrte das Puzzle an. Er hatte sein ganzes Leben mit der Beschaffenheit Ephemeras gelebt, hatte wie jeder andere die Frustration erlebt, eine andere Landschaft zu entdecken und niemals in der Lage zu sein, sie wiederzufinden, selbst wenn er den gleichen Weg nahm, die gleiche Brücke überquerte. Zumeist konnte man nur sicher wissen, wo man war, aber nicht wohin man ging - und manchmal gab es nicht einmal diese Gewissheit.
»Die Wahrer des Lichts hatten sich von der Welt der Menschen abgeschottet, und die Wächter verschwanden, nicht länger in der Lage, auf dieser Welt zu wandeln«, sagte er. »Die Landschafferinnen und Brückenbauer, die nach ihnen kamen, konnten Ephemera soweit im Gleichgewicht halten, dass die Welt nicht jedes Gefühl Wirklichkeit werden ließ, aber sie waren nicht in der Lage, sie wieder zusammenzusetzen.«
Er schob die Puzzleteile, die er getrennt hatte, zusammen, bis sie dicht beieinander lagen, aber nicht ganz miteinander verbunden waren. »Sie teilten jeweils die Resonanz verschiedener Landschaften, und diese nahmen die Landschafferinnen unter ihre Kontrolle und Obhut, während die Brückenbauer einen Weg fanden, Verbindungen zwischen ihnen zu schaffen, so dass die Menschen nicht in einem kleinen Teil der Welt gefangen waren.«
Philo rieb sich das Kinn. »Es ist wahr, dass sich die Landschaften, die eine Landschafferin hält, alle gleich anfühlen, egal ob gut oder schlecht. Wenn man an einem Ort hängen bleibt, an dem das Herz sich nicht wohl fühlt, wird einem das Leben niemals leicht vorkommen, ob man nun reich wird oder nicht.«
Sebastian nickte. »Und wenn man den Ort gefunden hat, an den man gehört, kann man schlechte Zeiten eben so leicht durchstehen wie die guten - denn das Leben wird beides für einen bereithalten.«
»Was ist dann das hier?« Teaser deutete mit der Hand auf das Wirrwarr, das er geschaffen hatte. »Es kann doch keine solchen Landschaften geben?«
Wieder spürte Sebastian einen Ruck. »Doch, die gibt es. Das sind Belladonnas Landschaften.«
Die Leute hatten begonnen, miteinander zu flüstern, aber diese Aussage bewirkte, dass sich erneut Schweigen herabsenkte.
Sebastian, der die Dinge, die Lee ihm erzählt hatte, jetzt endlich völlig verstand, legte seinen Daumen auf eines der dunklen Teile des Puzzles. »Sie hat einige der dunklen Landschaften Ephemeras zusammengefügt« - er spreizte seine Hand und legte einen Finger auf den hellblauen Himmel des anderen Teils - »und sie hat Orte des Lichts zusammengefügt. Dazwischen liegen die Landschaften, die ein wenig von beidem sind. Weder dunkel noch licht, einfach nur … menschlich. Die menschlichen Landschaften stehen zwischen uns, aber der Pfuhl und die Heiligen Stätten sind miteinander verbunden. Durch sie. Was bedeutet, dass wir beide der Welt etwas zu geben haben. Und geht eines verloren, kann das andere nicht überleben.«
»Genug Geschichten«, sagte er dann plötzlich und schritt durch die Menge, um zu Lynnea zu kommen. Als sie aufstehen wollte, legte er ihr eine Hand auf die Schulter. »Nein, bleib sitzen. Mach das Puzzle zu Ende. Ich würde es gerne fertig sehen.«
»Das reicht«, sagte Philo und scheuchte die Menge mit ein paar Handbewegungen auseinander. »Holt Sebastian einen Stuhl, damit er sich zu seiner Dame setzen und etwas essen kann.« Jemand brachte einen Stuhl, die Menge löste sich auf, um die anderen Tische zu bevölkern, und Philo brachte dem Inkubus eine Schüssel mit Eintopf und ein paar Stücke Brot.
Als er Lynnea, Teaser und Mr Finch dabei zusah, wie sie das Puzzle zusammensetzten, konnte Sebastian das Gefühl nicht abschütteln, dass er sah, wie ein Versprechen gegeben wurde - das Versprechen, dass Ephemera eines Tages wieder geeint werden würde.
Kapitel Fünfzehn
Es reicht«, sagte Glorianna. Als sie nach den Aufzeichnungen griff, die ihr Bruder festhielt, bemerkte sie, dass seine Hände vor Erschöpfung zitterten. »Lee, es reicht jetzt.«
Seine Finger
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