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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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waren.
    Schließlich hatte er es geschafft, die Bewohner einiger dunkler Landschaften zu finden, die an den Pfuhl grenzten, und er hatte sie vor den Kreaturen gewarnt, die vielleicht auf sie Jagd machen könnten. Sie würden die Nachricht unter ihresgleichen verbreiten.
    Für den Augenblick hatte er alles getan, was er konnte, also war es an der Zeit, etwas für sich zu tun. Er brauchte das warme Gefühl ihrer Nähe, musste spüren, wie der Klang ihrer Stimme über seine Haut strich. Musste einfach bei ihr sein. Das allein erschien ihm wie ein Wunder.
    Er wollte Sex. Natürlich wollte er das. Aber es war nicht alles, was er wollte, nicht alles, was er brauchte.
    Nachts träumte sie von ihm, und er fand den Lockruf dieser Träume unwiderstehlich. Aber er schien ihm auch wie die Kostprobe eines Festmahls. Kaum, dass er davon genascht hatte, schlug man ihm die Tür vor der Nase zu, bevor er sich daran gütlich tun konnte. Das Problem war, dass er das bohrende Gefühl hatte, dass der beste Teil des Festmahls verschwinden würde, wenn er die Tür aufstieß, anstatt zu warten, dass man ihn einlud.
    Aber solche Gedanken konnte er sich ein andermal machen. Jetzt reizte ihn ein voller Bauch mehr als ein heißes Bett - und für einen Inkubus was das ein armseliger und recht seltener Zustand.
    Lynnea zu finden, war einfach. Zu ihr zu kommen, war eine andere Angelegenheit. Als er sich einen Weg durch die Menge bahnte, die sich um den Tisch versammelt hatte, hörte er Mr Finch sagen: »Sie passen, und sie sind beide blau, aber es ist nicht das gleiche Blau. Dieses hier ist Himmel, denke ich, und dieses … Wasser? Philo, können wir mehr Licht bekommen?«
    Er hörte Lynnea sagen: »Teaser, du machst es falsch.«
    Teaser antwortete: »Diese Teile passen!«
    Lynnea, entnervt: »Aber sie haben nicht die richtige Farbe. Sie ergeben kein Bild.«
    In diesem Moment drängte er sich in den freien Raum zwischen Teasers Stuhl und Mr Finch und erhaschte einen Blick auf den Tisch - und fühlte, wie ein Ruck durch seinen Körper ging.
    Dann sagte Teaser: »In Ordnung. Ich mache es richtig«, und streckte eine Hand aus, um die Puzzleteile wieder auseinander zu brechen, die zwar passten, aber nicht zusammengehörten.
    Ohne nachzudenken, allein als Reaktion auf seine aufgewühlten Gefühle, packte er mit einer Hand Teasers Arm. Er ignorierte den erschrockenen Aufschrei des anderen Inkubus und starrte auf den Tisch. Selbst Lynneas freudige Begrüßung konnte seine Aufmerksamkeit nicht von den auf dem Tisch verstreuten Holzteilchen losreißen - vor allem von den Teilen, die bereits zusammengefügt waren.
    »Das ist Ephemera«, sagte er leise. Alle Umstehenden verstummten und warteten ab, was er sagen wollte. »Es ist wie Ephemera in den alten Geschichten.« In diesem Augenblick war er wieder ein Kind und saß mit Glorianna und Lee am Küchentisch und hörte zu, wie Tante Nadia die Geschichte erzählte, warum Ephemera so geworden war, wie sie es heute kannten.
    »Einst war die Welt heil und ganz.« Er ließ Teasers Handgelenk los und fuhr mit der Hand über den Tisch, um alle Holzteile in seine Geste mit einzuschließen. »Verschiedene Länder, verschiedene Menschen, aber alles war miteinander verbunden. Dann tauchte der Weltenfresser auf. Er hatte die Fähigkeit, Teile der Welt neu zu gestalten und öffnete sie für die dunklen Seiten des menschlichen Herzens. Er konnte sich die schlimmsten, dunkelsten Ängste der Menschen zu eigen machen und diese Gefühle benutzen, um Kreaturen, die ein natürlicher Teil der Welt waren, in etwas Grauenvolles zu verwandeln. In etwas, das Jagd auf Menschen macht.«
    Sebastian ergriff Teasers Glas und trank den letzten Schluck Bier, um die Trockenheit seiner Kehle zu lindern. Er stellte das Glas wieder ab und fuhr mit seiner Geschichte fort. »Er zog durch die Länder, und während die Menschen in Verzweiflung ertranken, veränderte sich die Welt, um zum Abbild ihrer Herzen zu werden. Fruchtbares Land verwandelte sich in Wüsten, und das Leid der Menschen wurde immer größer.
    In ihrer Verzweiflung zerschlugen die Wächter der Herzen Ephemera und teilten die entstandenen Stücke wiederum in noch kleinere.« Sebastian trennte die Puzzleteile, die Mr Finch zusammengesetzt hatte. »Schließlich schlossen diejenigen, die für das Licht eintraten, den Weltenfresser auf einem kleinen Bruchstück ein. Dort kämpften sie, Licht gegen Dunkelheit, und trieben den Weltenfresser an den Ort, den sie als Falle gewählt hatten.

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