Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
besser mit ihm.«
    Da es Teaser nicht in den Sinn gekommen war, jemanden aus dieser Richtung auszuschließen, ging Sebastian einfach durch das Bad und öffnete die andere Tür. Er fand Teaser auf dem Boden sitzend, mit dem Rücken an  die lange Seite des Bettes gelehnt, im Arm eine bereits zur Hälfte geleerte Whiskyflasche.
    Er setzte sich neben seinen Freund auf den Boden, griff nach der Flasche, nahm einen großen Schluck und reichte sie wieder zurück.
    »Das bin ich nicht«, sagte Teaser. »Das bin ich nicht.«
    Sebastian lehnte den Kopf ans Bett und fühlte sich, als sei er in den letzten paar Stunden um zehn Jahre gealtert. »Doch, das bist du.«
    Teaser sah ihn verletzt an. »Du glaubst, dass ich so bin? Du glaubst, ich trage eine Maske, die ich einfach abnehmen kann? Du glaubst...« Er hob eine Hand zur Stirn und krallte seine Fingernägel in die Haut, als könne er sie abziehen.
    Sebastian ergriff Teasers Hand und nahm sie sanft von seinem Gesicht. »So sind wir, Teaser. Es steckt in uns. Du weißt, dass es so ist. So fühlt es sich an, wenn deine Macht sich entfaltet. Wir mäßigen uns, aber so fühlt es sich an.«
    »Ich weiß«, flüsterte Teaser. »Ich wollte … Als er auf ihr war, hat es mich so hungrig gemacht, ich wollte … Und dann habe ich sein Gesicht gesehen. Mein Gesicht.«
    »Er hat auch mein Gesicht eine Weile getragen.« Und niemals würde er die Angst vergessen, von der er ergriffen worden war, als die Kreatur Lynnea angesehen hatte.
    Sie reichten die Whiskyflasche ein paar Mal hin und her.
    »Dann war dieses Ding wirklich …«
    »Ein Inkubus.« Sebastian seufzte. »Ein Reinblut. Ein wahrer Dämon.«
    »Aber was sind wir dann?«
    »Mischlinge.« Sebastian zwang sich, zu lächeln. »Das Ergebnis der Paarungen von Inkuben und Sukkuben mit Menschen, die Früchte getragen haben.«
    Teaser starrte die Whiskyflasche an. »Also … bin ich zum Teil menschlich?«
    »Sieht so aus.«
    »Weißt du, warum ich mit dir befreundet sein wollte?«
    Sebastian zuckte mit den Schultern. »Als ich in den Pfuhl kam, gab es nicht viele Inkuben und Sukkuben hier, und du und ich waren die Jüngsten. Wir mochten einander, und es hat Spaß gemacht, zusammen loszuziehen, also habe ich nicht darüber nachgedacht.«
    »Ich wollte mit dir befreundet sein, weil du wusstest, wie man menschlich ist«, sagte Teaser leise. »Wir lernen, Menschen nachzuahmen, um so wenig aufzufallen, dass wir eine Weile an einem Ort bleiben und dort jagen können, aber du kanntest den Unterschied. Als wir das erste Mal bei Philo gegessen haben, hast du ›bitte‹ und ›danke‹ gesagt.«
    Peinlich berührt veränderte Sebastian seine Haltung. »Na ja, meine Tante ist eine Verfechterin guten Benehmens.«
    Teaser nickte. »Du wusstest all diese Dinge. Du wusstest, wie man mehr tun konnte, als jagen. Du wusstest, wie das Leben im Pfuhl Spaß machen konnte. Ich wollte diese Dinge auch wissen. Nicht, dass ich dich nicht gemocht hätte«, fügte er hinzu und ließ seinen Kopf zur Seite rollen, um Sebastian einen aufrichtigen Blick zuzuwerfen, »aber du warst mehr als jeder andere Inkubus, den ich bis dahin getroffen hatte. Und wenn Lee zu Besuch kam … habe ich gesehen, wie es für die Menschen sein muss, Freunde zu haben, herumzualbern, einfach nur Spaß zu haben.«
    »Warst du einsam, bevor du in den Pfuhl gekommen bist?« Sebastian erwartete keine Antwort. Teaser sprach nie davon, wo er aufgewachsen war, wie es dort aussah, wie die Inkuben und Sukkuben dort lebten oder ob es sogar eine Landschaft gab, die ihnen etwas wie eine »Heimat« war.
    »Lynnea hat mich umarmt«, sagte Teaser leise. »Ich bin noch nie zuvor nur um der Umarmung willen umarmt worden.«
    Hätte es die Zeiten, in denen er bei Tante Nadia gelebt hatte, nicht gegeben, hätte er die Wärme und den Trost einer Umarmung auch nie kennen gelernt. Was für ein Mann wäre er ohne Nadia, Glorianna und Lee geworden?
    »Ich muss dich irgendwann demnächst einmal mit zu meiner Tante nehmen.«
    In Teasers Augen spiegelte sich eine Mischung aus Panik und Hoffnung. »Deine Tante? Aber ich bin … und sie ist … Wird sie nicht etwas dagegen haben?«
    Jetzt konnte er ehrlich lächeln. »Tante Nadia hat eine Schwäche für harte Jungs. Sie wird dir Arbeit geben, und im Handumdrehen wirst du dich fühlen wie ein Mensch.«
    Teaser lachte leise. Dann fielen ihm die Augen zu.
    Sebastian stand auf, stellte die Whiskyflasche auf den Tisch, der neben dem Bett stand, und zog Teaser hoch, bis er

Weitere Kostenlose Bücher