Sebastian
werdet Ihr nach allen Regeln der Kunst aufgeknüpft.«
Schneidende Angst schnürte Koltak die Kehle zu. Nicht sein Teil der Welt. Keine der Landschaften, die er kannte. Hier war er machtlos, weil jeder Einsatz der Kraft, die ihm innewohnte, dazu führen würde, dass man auf ihn Jagd machte wie auf einen gewöhnlichen Verbrecher.
»Ich habe etwas Geld.« Er fingerte ungeschickt an dem Geldbeutel herum, der an seinem Gürtel hing und legte drei Goldmünzen auf den Tresen.
Der Mann dahinter schob eine Münze zur Seite. »Dafür bekommt Ihr eine Mahlzeit, zwei Krüge Bier und ein Zimmer.« Er schob eine weitere Münze beiseite. »Und dafür ein Bad und einen Platz im Stall für euer Pferd.«
»Ja«, sagte Koltak leise und versuchte, bescheiden zu klingen. »Das Pferd steht draußen und … ein Bad wäre mir sehr willkommen.«
»Sicherlich wollt Ihr Euer Mahl auf Eurem Zimmer zu Euch nehmen.«
Sicherlich hättest du mich lieber aus dem Weg. »Vielen Dank.«
»Ich zeige Euch Euer Zimmer.« Der Mann lief zum offenen Ende des Tresens. »Patrick! Kümmere dich um das Pferd des Herrn.«
Ein Junge, der dem Wirt ähnlich genug sah, um eine enge Verwandtschaft nahezulegen, trat nach vorne und warf Koltak einen kalten Blick zu. »Ich werde dafür sorgen, dass das arme Tier eine gute Portion Futter bekommt und ordentlich gepflegt wird.«
Als Koltak dem Wirt die Treppe nach oben folgte, hörte er einen Mann im Raum unter ihnen sagen: »Na, der hält was auf sich, was meint Ihr?«
»Da hast du recht«, antwortete ein anderer. »Und er hat kein gutes Herz. Man kann es in seinen Augen sehen.«
»Das stimmt wohl«, antwortete der erste. »Da denk ich mir, dass niemand ihn vermissen würde, wenn ihn ein Wasserpferd zu einem schnellen Ritt in den ewigen Schlaf mitnehmen würde.«
Dann öffnete der Wirt eine Tür und betrat den Raum, um eine Lampe anzuzünden. »Ich bringe Euch Euer Abendessen, sobald es zubereitet ist. Das Bad findet ihr, wenn ihr die andere Treppe hinuntergeht, zusammen mit dem Abtritt.«
Koltak stellte die Satteltaschen vor das Bett und wartete, bis der Mann das Zimmer verlassen hatte, bevor er sich in die Kissen sinken ließ.
Sie kannten keine Zauberer. Wussten sie von den Landschaften? Und wenn nicht, wie überlebten sie dann?
Sie hatten keinen Respekt und kannten keine Höflichkeit. Sie behandelten ihn wie einen gewöhnlichen Reisenden.
Er hatte sich nicht so verloren, so einsam gefühlt, seit Peter und er die Reise in die Stadt der Zauberer angetreten hatten, um als Lehrlinge aufgenommen zu werden. Aber damals hatte er seinen Bruder gehabt, auch wenn sie einander nicht besonders gemocht hatten. Jetzt war er fern von Zuhause, und der Status, der selbst den reichsten Adel darauf bedacht sein ließ, den Zauberern Respekt zu bezeigen, bedeutete hier niemandem etwas.
Und das war ein weiterer Stein, den er Sebastian um den Hals hängen würde, wenn es so weit war.
Den ganzen Weg zum Bordell zurück bereitete Sebastian sich auf Lynneas Reaktion vor, wie auch immer sie ausfallen mochte. Er bereitete sich darauf vor, allen Ekel, alle Abscheu zu akzeptieren, die sie ihm gegenüber verspüren mochte, nachdem sie mit angesehen hatte, wie er den Dämon getötet hatte. Er war auf jegliche Reaktion vorbereitet - außer darauf, dass sie ihre Arme um ihn schlang, sobald er ihr Zimmer betrat.
»Bist du in Ordnung?«, fragte sie und drückte ihn fest genug an sich, um seine Rippen anzuknacksen. »Du bist nicht verletzt?«
Er beschwerte sich nicht wegen seiner Rippen oder dem Gefühl, nicht richtig atmen zu können. Er hielt sich einfach nur an ihrer Wärme fest, an der Liebe in ihrem Herzen - weil er wusste, dass er sich nicht mehr lange daran festhalten können würde. Das war auch etwas, auf das er sich auf dem Weg zum Bordell vorbereitet hatte.
»Es geht mir gut«, murmelte er und schob sie endlich soweit zurück, dass er Luft holen konnte. »Wie geht es Teaser?«
Lynnea sah nach hinten zur Tür, die ins Badezimmer führte. »Er hat gesagt, er wolle alleine sein. Er hat mich nicht in seinem Zimmer sitzen lassen, und hier wollte er auch nicht bleiben. Ich glaube, er trinkt.«
Sebastian küsste sie sanft auf die Stirn und trat zur Seite. »Ich würde mir mehr Sorgen um ihn machen, wenn er nicht versuchen würde, sich zu betrinken.«
Lynnea zog die Brauen zusammen. »Möchtest du mir damit sagen, dass du auch vorhast, dich zu betrinken?«
»Ich denke ja.« Er schob sich zur Badezimmertür. »Ich rede wohl
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