Sebastian
und dass seine Hände sich jeder Rundung, über die sie verfügte, bewusst waren. Bis auf Sebastian hatte sie noch nie einen Inkubus getroffen, aber sie war sich sicher, dass sie gerade einem gegenüberstand. Die Erfahrung war auf eine Art … beunruhigend …, die sie dazu brachte, sich reif und weiblich zu fühlen.
»Wer ist Euer Begleiter?«, fragte der Inkubus.
»Ich bin der Freund der Dame«, knurrte Jeb.
Nadia blinzelte. Hatte sie gerade gehört, wie Jeb - der bodenständige, vertrauenswürdige Jeb - sie für sich beanspruchte wie einen saftigen Knochen? Als ob irgendein junger Mann, selbst wenn er ein Inkubus war, überhaupt Interesse daran haben könnte, sich mit einer Frau in den Laken zu wälzen, die alt genug war, um seine Mutter zu sein.
Sie blickte erneut in diese blauen Augen - und spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte und ihr Kopf ganz heiß wurde. Wächter und Wahrer, er hatte Interesse!
»Wir sind hier, um meinen Neffen zu besuchen«, sagte sie mit fester Stimme, bereit, den Straßenlaternen oder dem Fußmarsch hierher die Schuld zu geben, dass sie errötete. Als er wissend lächelte, um deutlich zu machen, dass er ähnliche Ausführungen dieser Erklärung ständig hörte, fügte sie hinzu: »Sebastian.«
Der Inkubus fuhr zusammen, als hätte sie ihn mit einem Besen verprügelt.
»Ihr seid Sebastians Tante?«, quietschte er.
»Das bin ich.«
»Tageslicht!«
»Wer seid Ihr?«
»Teaser. Gnädige Frau. Tante, gnädige Frau.« Mit einem Gesichtsausdruck, der sich am Rande der Verzweiflung befand, sah er sich um. »Ja, also, warum bringe ich Euch nicht zu Philos Restaurant und sehe dann nach, wo Sebastian steckt. Er ist hier irgendwo. Das sollte er jedenfalls sein«, fügte er leise hinzu.
Er war noch anziehender, wenn er nervös war, entschied Nadia, während sie und Jeb dem Inkubus die Straße entlang folgten. Auf eine Art … menschlicher, die sie verstand. Und es war angenehm, mit ihm zusammen zu sein.
»Was ist mit Lynnea?«, fragte Nadia. »Wo ist sie?«
»Bei Philo«, antwortete Teaser.
»Fühlt sie sich wohl?«
»Es geht ihr gut. Sie wird ziemlich aufsässig, wenn ich die Handtücher auf dem Badezimmerfußboden liegen lasse oder vergesse, die Wanne auszuspülen. Werden alle Frauen wegen so etwas Männern gegenüber aufsässig, mit denen sie keinen Sex haben?« Teaser hielt inne. »Natürlich wird sie auch Sebastian gegenüber aufsässig, und von dem bekommt sie Sex. Äh …«
Nadia seufzte. Bevor er erfahren hatte, dass sie Sebastians Tante war, hätte er alles Erdenkliche zu ihr gesagt. Jetzt ließ ihn die bloße Erwähnung von Sex erröten wie einen Schuljungen. »Tante zu sein, macht mich nicht weniger zur Frau«, murmelte sie.
»Es ist anders«, gab Teaser ebenfalls murmelnd zurück.
»Wie?«
»Ich weiß nicht. Es ist einfach so.«
Es war erstaunlich, festzustellen, dass Inkuben so … Wie war noch einmal der Ausdruck, den sie Sebastian gelegentlich hatte murmeln hören? Zimperlich tugendhaft. Ja, das war es. Dass sie so zimperlich tugendhaft sein konnten.
Vielleicht würde sie die Komik des Ganzen in ein oder zwei Tagen erkennen.
»Was ist das?«, fragte Jeb, als sie sich vier riesigen, zottigen, gehörnten Kreaturen näherten, die genau vor einem Hof voller Tische und Stühle standen.
»Bullendämonen«, antwortete Teaser und fügte dann hinzu: »Ich hoffe, William Farmer hatte bei seiner letzten Lieferung Eier mit im Wagen.«
Bevor Nadia fragen konnte, was Eier mit solch gefährlich aussehenden Kreaturen zu tun hatten, erhob Teaser die Stimme und sagte: »Das ist Sebastians Tante, die zu Besuch ist und einen Happen essen möchte. Also sucht euch einfach einen Tisch aus und wartet, bis ihr dran seid - und kein Gebrüll, sonst bekommt sie Sodbrennen.«
Die zottigen Kreaturen starrten sie an.
»Om-e-lette?«, grollte eine.
»Sie will euer Omelette nicht«, sagte Teaser. »Setzt euch einfach hin.« Er zog einen Stuhl unter einem freien Tisch hervor und lächelte Nadia an. »Das ist ein guter Platz.«
Für was?, fragte sie sich, als sie die Statue bemerkte, die ihr am nächsten stand. Und sie bemerkte auch, dass Jebs Gesicht sich grellrot färbte, als er sich umsah. Die Reisetasche entglitt seinem Griff und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden.
Nadia stellte ihren Korb auf den Tisch und starrte die Statuen an. All die Jahre, die Lee in den Pfuhl gegangen war und gelacht hatte über ihre Sorge, er könnte zu jung dafür sein …
Mutter, wenn ich
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