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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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den Landschaften des Tageslichts.«
    »Genau. Ein Herz ist zu den edelsten Gefühlen fähig, aber auch zu den boshaftesten. Die Voraussetzungen stecken in jedem von uns. Es sind die Gefühle, die uns zu dem machen, was wir sind.«
    »Also was ist auf dem Marktplatz geschehen, das dich so beunruhigt hat?«
    Nadia nippte an ihrem Kaffee. »Geschichten über schlimme Dinge, die in der Nachbarstadt vor sich gehen. Ein Junge, der seine Schwester mit einer Axt erschlagen und dabei geschrien hat, dass sie sich jede Nacht in eine riesige Spinne verwandeln und auf ihn klettern würde, während er schlief. Ein Mann, der seine Frau zu Tode geprügelt hat, weil sie sein Abendessen zu spät auf den Tisch gestellt hatte. Gerüchte über Familien, die in einer Pechsträhne gefangen sind. Ich fühlte mich, als beschmierten mich die Worte mit etwas Bösartigem und als ich den Marktplatz verließ, um einen ruhigen Ort zu finden, an dem ich die Resonanz der Gefühle aufnehmen konnte, die dem Licht angehören, erkannte ich, dass ich die Resonanz dieser Bösartigkeit teilte. Ich verlieh ihr Kraft, half ihr, stärker zu werden.«
    Sebastian legte seine Hand auf ihre. Sie hielt sich an seiner Wärme, an seiner Berührung fest.
    »In dieser Nacht begannen die Träume«, sagte sie, ihre Stimme kaum lauter als ein Flüstern. »Keine Träume im üblichen Sinne. Fast, als würde jemand im Dunkeln flüstern. Aber ich wollte nicht zuhören, und das einzige Bild, an das ich mich aus diesen Träumen erinnern kann, ist, wie ich mich immer wieder gegen eine schwere Holztür werfe, darum kämpfe, sie zu schließen. Was auch immer auf der anderen Seite ist, ich muss es aussperren. Aber ich habe den Schlüssel verloren, und die Tür bleibt einfach nicht zu.«
    Sebastian lehnte sich zurück, nahm seinen Wein und  leerte das Glas. »Klingt, als versuche etwas, dich durch das Zwielicht des Halbschlafes zu erreichen.«
    »Das was?«
    Er schenkte ihr ein grimmiges Lächeln. »So jagen die Inkuben und Sukkuben ihre Beute. Wir müssen nicht in eine andere Landschaft übertreten, brauchen keinen Körperkontakt. Oh, wir mögen wirklichen Sex, aber es sind die Gefühle, an denen wir uns eigentlich laben. Also lassen wir auf der Suche nach einem empfänglichen Geist eine Ranke unserer Macht austreiben und weben eine Fantasie - oder haben an einer Fantasie teil. Wir sind Liebhaber der Träume, die in der Lage sind, einen Traum so wirklich werden zu lassen, dass es zu körperlicher Befriedigung kommt.«
    Nadia räusperte sich. »Ich verstehe. Ich habe dich nie … Ich habe dich nie nach diesem Teil deines Lebens gefragt.«
    »Und ich hätte es dir nicht erzählt, selbst wenn du gefragt hättest.«
    »Ich glaube … ich bin verseucht worden. Vielleicht ein Wächter der Dunkelheit. Vielleicht der Weltenfresser. Deshalb bin ich hier, Sebastian. Ich habe Gloriannas Gründe, den Pfuhl zu schaffen, nie angezweifelt. Bis die Träume begannen.«
    »Was glaubst du, tun zu müssen, Tante Nadia?«, fragte Sebastian. Seine Stimme verriet keine Emotion.
    Nadia zitterte. »Ich glaubte, zu den Zauberern gehen zu müssen und ihnen zu sagen, wie man sie findet. Sie in die Heiligen Stätten führen - an einen Ort, den keiner von ihnen von sich aus erreichen kann.«
    »Aber du hast es nicht getan.« Jetzt klang seine Stimme scharf, alarmiert.
    »Nein, habe ich nicht. Stattdessen bin ich hierher gekommen. Glorianna kann Dinge tun, zu denen kein anderer in der Lage ist. Sie heißt das Dunkel willkommen und wandelt trotz allem im Licht. Ich musste diesen Ort  sehen … um mein Vertrauen in Belladonna wieder zu stärken.«
    Sebastian atmete tief ein und langsam wieder aus. »Ich möchte dir von den Träumen erzählen, die Lynnea in letzter Zeit hatte.«
    Sie konnte spüren, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. »Oh nein, Sebastian. Ich glaube nicht, dass -«
    »Sie räumt Möbel um. Oder besser gesagt, sie deutet irgendwohin, und ich räume Möbel um, schleppe Dinge, die ich in Wirklichkeit niemals tragen könnte. Und es ist eine Mischung aus Möbelstücken. Einige aus unserem Zimmer im Bordell und ein paar aus dem Cottage. Also verschiebe ich das Bett und die Couch und Tische und Stühle, während Lynnea immer wieder sagt: ›Nein, dort gehört es nicht hin‹. Jeden Morgen steht sie auf und sieht sich mit diesem Glanz in den Augen die Möbel an, und ich wache mit Rückenschmerzen auf.
    Letzte Nacht habe ich die Fenster neu angeordnet. Ich habe jedes Mal den hölzernen Rahmen gepackt

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