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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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wild und verrucht sein wollte, würde ich nicht in den Pfuhl gehen. Sebastian ist zweimal schlimmer als eine alte verknöcherte Anstandsdame, wenn es darum geht, dass ich etwas tun könnte, das dir vielleicht missfällt.
    Sie hätte wissen sollen, dass ihr Sohn, was solche Dinge betraf, mit der Ehrlichkeit eher sparsam umgehen würde. Und es sah nicht so aus, als müsse ein junger Mann zarten Alters etwas anderes tun, als sich umzusehen, um sich einer interessanten Fortbildung zu unterziehen.
    Dunkel. Dekadent. Aber …
    Das Herz sprang ihr bis in die Kehle, als plötzlich Gebrüll erklang und jäh wieder verstummte. »Oje! Einer der Bullendämonen hat einem anderen eins auf die Nase gegeben.«
    Die Leute an den anderen Tischen zuckten zusammen, bereit, beim ersten Anzeichen eines Kampfes die Flucht zu ergreifen.
    Dann trat Lynnea aus der Tür. Vier zottige Köpfe drehten sich um und starrten sie an. Sie hielt vier Finger hoch. Vier Köpfe bewegten sich auf und ab.
    »Wie hat sie das gemacht?«, fragte Jeb.
    »Sie macht ihnen kein Omelette, wenn sie sich nicht benehmen«, antwortete Teaser und hob eine Hand, um Lynnea auf sich aufmerksam zu machen.
    Als sie sich umdrehte und sie erblickte, leuchtete ihr Gesicht vor Freude auf, sie sprang zwischen den Tischen hindurch und streckte ihre Hände nach Nadias aus.
    »Ihr seid hier!«, rief Lynnea. »Ich bin so glücklich!« Dann verwandelte sich die Freude in Besorgnis. »Ist zu Hause alles in Ordnung?«
    »Es ist alles wunderbar.« Freundschaftlich drückte Nadia Lynneas Hände, bevor sie sie losließ und sich dem Korb zuwandte. »Ich wollte euch nur ein paar Sachen bringen. Ich hätte sie im Cottage gelassen, aber es sah so … unbewohnt aus.«
    »Ah. Ja. Sebastian dachte, es sei sicherer, eine Weile hier zu bleiben. Es gab ein paar Schwierigkeiten, wisst ihr, und -«
    »Wie seid Ihr hergekommen?«, fragte Teaser und richtete seine Aufmerksamkeit auf Jeb.
    »Wir sind über die Brücke gegangen, die in den Wald hinter dem Cottage führt«, antwortete Jeb.
    »Aber wie seid Ihr hier hergekommen?«
    »Zu Fuß.«
    »Was ist los?«, fragte Nadia als Teaser anfing, zu fluchen, und Lynnea bestürzt dreinblickte.
    »Dazu wird Sebastian das ein oder andere zu sagen haben«, murmelte Teaser.
    »Warum sollte Sebastian dazu etwas zu sagen haben?«, fragte Nadia irritiert. Wenn sie die Skulpturen, die zottigen Dämonen und die Tatsache außer Acht ließ, dass hier, anstatt eines sonnigen Morgens Dunkelheit herrschte wie mitten in der Nacht, hätte sie genauso gut in eine Streiterei in ihrem eigenen Dorf geraten sein können. Und in ihren Augen war das Einzige, das schlimmer war, als bei einem Familienstreit zwischen zwei Parteien zu geraten, selbst daran beteiligt zu sein.
    »Er wird einiges dazu zu sagen haben, schließlich seid Ihr seine Tante«, erwiderte Teaser hitzig. »Außerdem ist er der -«
    »Jetzt aber!« Ein rundlicher Mann mit dunklem Haar und beginnender Glatze eilte an ihren Tisch. »Teaser, lass unsere Gäste sich hinsetzen und eine kleine Erfrischung zu sich nehmen, bevor du anfängst, sie vollzuquatschen. Und Lynnea Schatz …« Er deutete mit dem Kopf auf die Bullendämonen. »Da wartet eine Bestellung darauf, dass du dich ihrer annimmst.«
    »Ja, Philo, du hast Recht«, sagte Lynnea. Dann fügte sie eilig hinzu: »Nadia, Jeb, bitte bleibt. Ich bringe euch etwas zu essen, und ihr könnt euch ein wenig ausruhen. Und Teaser? Sei kein Schwachkopf.« Sie lief im Slalom durch die Tische und rannte in das Gebäude.
    »Inwiefern macht es mich zu einem Schwachkopf, dass ich mir Sorgen um Sebastians Tante mache?«, rief Teaser und brachte alle Leute im Hof dazu, sich zu ihm umzudrehen.
    Herzensgeschwister, dachte Nadia, und Tränen brannten ihr in den Augen. Lynnea blühte hier auf, wurde von einem ängstlichen Mädchen zu einer willensstarken Frau. Und der verwirrte, verärgerte Mann, der neben ihr stand, war einer der Gründe für diese Veränderung.
    »Tante Nadia?«
    Sie drehte sich um und fühlte, wie ihr Herz einen Sprung machte, als sie Sebastian erblickte.
    Er hat sich verändert.
    Reife hüllte ihn ein wie ein neuer Mantel, der noch ein wenig Zeit brauchte, um sich bequem tragen zu lassen. Aber es war mehr als das. Er strahlte ein Gefühl der Stärke aus, ein Gefühl der … Macht.
    »Rechtsbringer«, sagte Nadia.
    Sein Körper versteifte sich, als erwarte er einen Schlag, während er leicht den Kopf neigte, um die Wahrheit ihrer Worte anzuerkennen.
    Zauberer.

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