Sebastian
Rechtsbringer. Eines sollte wie das andere sein, aber sie waren nicht das Gleiche. Sebastians Vater, Koltak, war ein Zauberer. Aber Koltaks Bruder, Peter, der Mann ihres Herzens und Vater ihrer Kinder, war ein Rechtsbringer gewesen. Sie glaubte, hätte Peter überlebt, so wäre er in der Lage gewesen, Sebastian weit besser zu verstehen, als Koltak es jemals können würde.
»Ist es dem Rechtsbringer peinlich, seine Tante in der Öffentlichkeit zu umarmen?«, fragte Nadia und freute sich darüber, zu sehen, wie Sebastian sich entspannte, als er an den Tisch trat und sie in seine warmen, starken Arme schloss.
Teaser schnaubte. »Das hier ist der Sündenpfuhl. Nichts von dem, was man in der Öffentlichkeit tut, ist uns peinlich.«
Sebastian löste sich von Nadia, ließ aber einen Arm auf ihrer Schulter ruhen. »Jeb ist der Mann, der das Puzzle gemacht hat.«
»Wirklich?« Teasers Augen begannen zu leuchten. »Mir sind da ein paar Dinge eingefallen, die ein bisschen Geld bringen könnten.«
»Warum nimmst du dann Jeb nicht mit an einen anderen Tisch, während ich mich mit Tante Nadia unterhalte?«, fragte Sebastian.
Ohne Zeit zu verschwenden, führte Teaser Jeb zu einem anderen Sitzplatz, Nadia setzte sich neben Sebastian, und ein Junge, der nicht so aussah, als sei er alt genug, um etwas vom Pfuhl zu wissen, geschweige denn, um hier zu leben, nahm die Reisetasche und den Korb an sich und sagte, dass Philo sie verwahren würde. Bevor Nadia Atem schöpfen konnte, bedeckte Philo den Tisch mit vollen Schüsseln, zwei Gläsern Wein und zwei Tassen Kaffee.
»Sieht so aus, als wolle Philo dir eine Kostprobe aller seiner Spezialitäten geben«, sagte Sebastian. »Es gibt Titten Surprise, Phallische Köstlichkeiten und Oliven.«
Nadia nahm ein Brötchen, erkannte die Form und ließ es wieder fallen.
»Es ist nur Brot, Tante Nadia«, sagte Sebastian.
Er sah so belustigt aus, dass sie ihn am liebsten geschlagen hätte.
»Hier.« Er nahm noch eine Phallische Köstlichkeit, brach sie in drei Stücke und legte sie auf ihren Teller.
Nadia zog die Brauen zusammen. »Hast du saubere Hände?«
»Ja, Tantchen, meine Hände sind sauber. Und ich denke immer noch daran, sie mir nach dem Pinkeln zu waschen. Meistens jedenfalls.«
Sie lachte. Wie hätte sie nicht lachen können? »In Ordnung. Du hältst mich also für albern.«
Sebastian lächelte, während er eine Phallische Köstlichkeit in den geschmolzenen Käse tauchte. »Du bist zum ersten Mal hier. Wir wären alle enttäuscht, wenn es im Pfuhl nichts gäbe, was dich schockiert.«
Nadia nahm ein Stück Brot und tunkte es in den Käse. »Das hier ist einfach nur ein seltsames kleines Dorf, habe ich recht? Verrucht, mit einem Anflug von Humor, unanständig, einfach, weil es Spaß macht.«
»Ja, genau.«
Sie legte das Brot mit dem Käse ab, ohne es gekostet zu haben. »Dann ist der Pfuhl nicht das Problem. Mögen die Wächter des Herzens mir vergeben, ich hatte gehofft, es wäre so.«
Er verspannte sich. »Du bist gekommen, um den Pfuhl zu überprüfen?«
»Ja.«
»Denkst du, er ist die Schwachstelle in den Landschaften unter Gloriannas Obhut?«
»Nein, Sebastian. Ich glaube, ich bin die Schwachstelle.«
Langes Schweigen. Dann sagte Sebastian sanft: »Trink deinen Kaffee. Er wird kalt.«
Gehorsam zog sie Untertasse und Tasse näher zu sich heran. Dabei bemerkte sie, dass er nach einem Glas Wein griff.
»Vor ein paar Tagen«, begann sie zögernd, »veränderte sich die Resonanz einer Stadt in einer meiner Landschaften, etwas passte nicht mehr zusammen. Ich konnte nicht erkennen, ob diese Unstimmigkeit von ein paar Herzen herrührte, die in eine andere Landschaft ziehen mussten, oder ob sich die Stadt selbst verändert hatte. Also habe ich den Marktplatz dieser Stadt aufgesucht.
Unruhe und Sorge hallten aus den Herzen vieler Menschen, die ihrem täglichen Leben nachgingen, aber es war das bösartige Vergnügen einiger weniger, nur schlecht als Entsetzen oder Ekel getarnt, das mich beunruhigte. Selbst in Landschaften des Tageslichts gibt es Herzen, die sich an dunklen Gefühlen laben. Sie sind wie Unkraut in einem Blumenbeet, nur dass man sie nicht ausreißen kann. Es ist eher so, als schneide man sie zurück, damit die guten Pflanzen um sie herum groß und stark genug werden, sie zu überschatten.«
»Ich glaube, ich verstehe. Wenn man jeden, der betrogen, gelogen oder etwas Gemeines getan hat, in eine dunkle Landschaft schicken würde, gäbe es niemanden mehr in
Weitere Kostenlose Bücher