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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Sie hatte ein Bein um seine Hüfte geschlungen, den Oberkörper nach hinten geneigt und griff mit einer Hand nach dem Reißverschluss seiner Lederhose. In ein paar Sekunden würden sie die Bewegungen zu Ende führen und dann eine andere Pose einnehmen.
    »Diese Statuen sehen so lebendig aus«, sagte Lynnea mit großen Augen. »Aber … was machen sie?«
    Er kam zu dem Schluss, dass es besser war, sein kleines Häschen nicht zu sehr zu erschrecken, führte sie an den einzigen freien Tisch und zog einen Stuhl heran, auf dem sie mit dem Rücken zu Teasers Vorstellung sitzen würde.
    Philo hatte als Zugeständnis an die warme Sommernacht die Ärmel seines weißen Hemds bis zu den Ellbogen hochgekrempelt und eilte geschäftig an ihren Tisch. Sein Begrüßungslächeln erlosch, als er Lynnea erblickte, und als er sich zu Sebastian umdrehte, war sein Blick genauso düster, wie der Teasers zuvor im Cottage.
    Philo hatte Talent dafür, seine Kunden einzuschätzen und zu beurteilen, was ein Paar zueinander geführt hatte. Aus diesem Grund war er so bestürzt, ihn hier mit einer Frau zu sehen, die offensichtlich nichts anderes war als Beute. Eine der Frauen, die die Verführungsspielchen der Inkuben nicht ertrugen und sich am Ende aus Scham oder Verzweiflung in einen Fluss stürzten.
    Es schmerzte Sebastian, dass Philo enttäuscht, sogar fast ein wenig ängstlich wirkte. Der Mann hatte kein Recht über ihn zu urteilen. Und es ging Philo verdammt noch mal nichts an, mit wem er die Nacht verbrachte.
    Er starrte Philo an und hielt dessen Blick Kraft seines Willens so lange fest, bis der Wirt nervös die Augen abwandte.
    Philo schenkte beiden ein schales Lächeln und fragte: »Hättet ihr gerne die Phal -«
    »Deine Spezialität, das Brot und den warmen Käse«,  schnitt Sebastian ihm das Wort ab. Wenn sein kleines Häschen wusste, was »phallisch« bedeutete, würde sie wahrscheinlich schreiend auf die Straße rennen. Und das war nicht der Grund, aus dem er sie schreien hören wollte. »Und Wein.«
    Philo eilte davon, ohne die Rufe von den anderen Tischen zu beachten.
    »Wein?«, sagte Lynnea und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Nur … schlechte Frauen trinken Alkohol.«
    Ach, war sie nicht das zimperliche Fräulein Tugend in Person? Das würde er ändern. Oh ja. Bevor er mit ihr fertig war, würde er eine ganze Menge ändern. »Wein ist kein Alkohol in dem Sinn; es ist Wein. Er gehört zu jeder zivilisierten Mahlzeit.«
    Sie runzelte die Stirn, und als sie versuchte, diesen Gedanken nachzuvollziehen, bemerkte er, wie erschöpft sie war. Nicht nur schmutzig und verängstigt, sondern wirklich erschöpft. Wenn es so schwer gewesen war, den Pfuhl zu erreichen, warum hatte sie es dann überhaupt versucht?
    Philo kehrte mit einem Tablett zurück. Er stellte vor jeden eine Schüssel mit einem kleinen feuchten Lappen, legte ein trockenes Handtuch daneben, stellte dann zwei Gläser Rotwein auf den Tisch und ging.
    Sebastian fühlte, wie die Anspannung in ihm ein wenig nachließ. Wenn es darum ging, den Stolz einer Frau zu erkennen, konnte man sich auf Philo verlassen. Das kleine Häschen würde nicht mit schmutzigen Händen essen wollen, und indem er ihnen beiden Handtücher gebracht hatte, äußerte er sich nicht zu Lynneas Erscheinung.
    Sebastian nahm sein Tuch aus der Schüssel und rieb sich damit die Hände. Der Lappen verströmte einen leichten Zitronenduft. Lynnea sah ihm einen Moment lang zu, dann tat sie es ihm gleich. Sie faltete das Tuch ordentlich zusammen, bevor sie es zurück in die Schüssel legte.
    Sebastian faltete sein eigenes Handtuch zusammen, beugte sich zu ihr hinüber und sagte: »Du hast einen schwarzen Fleck auf der Wange.« In Wahrheit war ihr ganzes Gesicht schmutzig, aber er brauchte einen Grund, um sie zu berühren, der unschuldig genug war - oder ihr zumindest unschuldig erschien. Als er ihr mit dem Handtuch über die Wange strich, ließ ihn die Berührung an vieles denken. Nichts davon war unschuldig.
    Mit ein wenig Überredung brachte er sie dazu, einen Schluck Wein zu probieren. Nach dem dritten Schluck brauchte sie keine Überredung mehr, und er verspürte Erleichterung, als Philo mit zwei kleinen Tellern, einem Korb mit geschnittenem Brot und der Schüssel mit geschmolzenem Käse zurückkehrte. Auf nüchternen Magen bedurfte es nicht viel Wein, um sein kleines Häschen betrunken zu machen, und er wollte, dass sie sich entspannte, nicht, dass sie das Bewusstsein verlor.
    Sebastian erblickte den

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