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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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der kriegst du von beidem nicht viel.«
    »Sie gehört mir.«
    Er näherte sich ihr langsam, stolzierte eher, als dass er ging, und gab ihr Zeit, auf ihn aufmerksam zu werden. Sie sah zurück in die Gasse, dann wieder zu ihm und konnte sich nicht entscheiden, ob es sicherer war, zu bleiben oder zu fliehen. Sie wollte nicht in die dunkle, stinkende Gasse zurück, aber wenn sie blieb, würde sie ihm in die Hände fallen. Bleiben oder fliehen?
    Armes, dummes kleines Häschen. Sie hatte noch nicht begriffen, dass die Entscheidung bereits gefallen war.
    Er lächelte sie an - und legte sein ganzes Herz in dieses Lächeln.
    Sie erwiderte sein Lächeln nicht. Sie starrte ihn nur an, als ob er der schrecklichste Dämon wäre, den sie je gesehen hatte.
    Was wahrscheinlich der Wahrheit entsprach.
    »Bist du zum ersten Mal hier?«, fragte er liebenswürdig.
    »Was?«
    »Bist du zum ersten Mal im Pfuhl?« Natürlich war sie das. Sie wäre nicht so bestürzt, wenn sie schon einmal hier gewesen wäre. Dabei versuchten die Bauerntrottel doch so oft, so zu tun, als wären sie nicht so beschränkt, wie jeder es von ihnen erwartete. Dieser Versuch war einer der Gründe, dass einige von ihnen nicht lange genug überlebten, um wieder nach Hause zurückzukehren.
    »Pfuhl?«
    »Der Sündenpfuhl.« Sebastian ließ beim Lächeln seine Zähne aufblitzen. »Ist er nicht ganz das, was du erwartet hattest?«
    Wenn sie vorher Angst gehabt hatte, geriet sie jetzt in Panik. »Ich gehöre nicht hierher. Ich kann nicht hierher gehören. Es ist ein Fehler.« Mit flehendem Blick sah sie ihn an. »Bitte. Es ist ein Fehler.«
    Er schüttelte den Kopf. »Niemand kommt durch einen Fehler in den Pfuhl. Durch Zufall, sicher, aber nicht durch einen Fehler. Du bist hier gelandet, was bedeutet, dass etwas in dir die Resonanz dieses Ortes teilt.«
    »Nein«, flüsterte sie. »Nein.«
    Sie sah aus, als würde sie gleich zusammenbrechen. Wenn er es nicht schaffte, sie zu beruhigen, würde er an ihr überhaupt keine Freude mehr haben.
    »Ich heiße Sebastian. Und du?«
    »Lynnea.«
    »Hübscher Name.« Und die Art, wie sie ihn aussprach - LynNEA -, verlieh ihm einen sanften, vollen Klang.
    Selbst erschöpft und ungepflegt war sie auf eine natürliche Art und Weise hübsch, die ihn nervös machte. Er konnte sich vorstellen, sie für einen heißen Tanz unter der Bettdecke aufzuwärmen - und er konnte sich vorstellen, wie sie in seinen Armen lag, ihn küsste und sich an ihn schmiegte.
    Das verunsicherte ihn. Sehr.
    »Warum gehen wir nicht in Philos Restaurant?«, sagte Sebastian. »Es ist gleich hier die Straße hinunter. Du  siehst so aus, als könntest du etwas zu essen vertragen.«
    »Oh.« In einer automatischen, femininen Geste hob sie die Hände und berührte ihr hellbraunes Haar. »Oh, ich kann nicht. Ich bin …« Sie betrachtete ihre dreckige Tunika mit den kurzen Ärmeln und den knöchellangen Rock und rümpfte die Nase.
    »Der Innenhof ist offen. Es wird schon gehen.« Er streckte ihr eine Hand entgegen. Es machte ihn wütend, dass sie zurückschreckte, aber er behielt ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Bevor er mit ihr fertig war, würde sie ihn anflehen, seine Hände auf ihren Körper zu legen und sie zu nehmen, wie immer er es wollte.
    Während er diesem Gedanken nachhing, schwand der kleine Teil seiner Seele, der gegen den Hass ankämpfte, dahin.
    »Na komm«, sagte er. Er trat gerade so weit zur Seite, dass er noch jeden Versuch ihrerseits, wieder in die Gasse zurückzurennen, verhindern konnte. Da sie keine Wahl hatte, löste sie sich von der Wand und ging die Straße hinunter, während er sich einen halben Schritt hinter ihr hielt, um sie festhalten zu können, sollte sie versuchen, zu fliehen.
    In dieser seltsamen Laune, die ihn ergriffen hatte, war er sich nicht sicher, was er ihr antun würde, wenn sie wirklich versuchen sollte, ihm zu entkommen.
    Als er sie endlich zu Philos Restaurant getrieben hatte, war Teaser schon da und gab zusammen mit einem Sukkubus eine Vorstellung. Die paar Statuen, die verstreut zwischen den Tischen im Innenhof standen, stellten alle sexuell eindeutige Posen dar und waren mit so viel Liebe zum Detail bemalt, dass man sie genau betrachten musste, um sich sicher zu sein, dass sie nicht real waren. Es gab auch zwei kleine Podeste für die »lebende Kunst«.
    Gerade waren Teaser und der Sukkubus in einer Stellung erstarrt. Sein Hemd war offen und über die Schulter  gezogen; seine Hände ruhten auf ihrer Taille.

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