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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Herzen zu spielen, die dieses Licht nährte.
    Ja, flüsterte Er einem dieser Herzen zu. Ja, der Schlachter hat dich betrogen und seinen Daumen auf die Waage gelegt, um den vollen Preis für weniger Fleisch zu berechnen. Aber du bist nichts, niemand, unbedeutend. Wenn du ihn beschuldigst, wird dir niemand glauben - und wenn du es tust, wird er dir kein Fleisch mehr verkaufen, und deine Familie wird Hunger leiden.
    Er fühlte, wie das Licht schwächer wurde, ersetzt von der Verzweiflung, die solche Herzen oft ergriff, wenn man die Wahrheit ein wenig verzerrte. Heute würde es in diesem Herzen weniger Freude geben, und jeder, der diese Frau traf, würde die Unzufriedenheit spüren, die sie ausstrahlte. Auch in diesen Herzen würde die Dunkelheit ein wenig zunehmen. Und das Licht, das die Stadt durchzog, würde schwächer werden und der Dunkelheit mehr Macht verleihen.
    Er spielte mit Seiner Beute, während Seine Tentakel den Verstand und die Herzen der Menschen auf dem Marktplatz berührten.
    Dann traf Er auf einen Teil der Stadt, in dem Dunkelheit und Licht so miteinander verwoben waren, dass die Strömungen eine Barriere formten, die Er nicht zu durchdringen vermochte. Die dunklen Strömungen waren nicht ganz mit denen im Rest der Stadt im Einklang, aber  die Barriere verbarg die Resonanz der Macht, die diesen Bereich kontrollierte.
    Voller Ärger und Verdruss zog Er sich aus diesem Teil der Stadt zurück und streckte Seine geistigen Tentakel nach den zwei Personen aus, deren Anwesenheit er heute Morgen gespürt hatte. Der eine Geist war fest hinter Mauern der Selbstdisziplin verschlossen, aber der andere war so abgelenkt, dass Er genauso leicht in ihn eindringen konnte wie in einen Traum.
     Koltak starrte aus seinem Wohnzimmerfenster.
    Harland war sich so sicher gewesen, dass Belladonna und ihre unnatürliche Macht der Grund für die Warnung waren. Aber …
    Ein Schatten ist die Warnung.
    Sowohl die Zauberer als auch die Landschafferinnen sahen in Belladonna eine Feindin, und sicherlich war sie eine Gefahr für Ephemera, aber das erst seit fünfzehn Jahren. Die Zauberer hielten bereits seit Generationen Wache. Der Turm war das älteste Bauwerk der Stadt, und er war auf diesem Hügel errichtet worden, damit er die gesamte Umgebung überblicken konnte. Er war als Wachturm erbaut worden.
    Warum?, flüsterte sein Verstand.
    Der Grund war nicht Belladonna, egal, was Harland glaubte. Die Zauberer hatten sich bereits des Öfteren Landschafferinnen ihrer Art entledigt. Sie würden auch einen Weg finden, sie loszuwerden. Nein, er glaubte nicht daran, dass sie und ihresgleichen in früheren Generationen der Grund waren, aus dem die Zauberer Jahr für Jahr Wache hielten.
    Was ist dann der Grund?
    Koltak rieb sich die Stirn und dachte an den fiebrigen Glanz in Harlands Augen, der ein Gefühl solcher Stärke preisgegeben hatte, das der Mann sonst zu kontrollieren wusste. Und trotzdem …
    Es sah Harland gar nicht ähnlich, die andere Möglichkeit einfach von der Hand zu weisen. Und sie alle wussten, dass es eine andere Möglichkeit gab. Jeder Zauberer, der über das Schulgelände der Landschafferinnen geschritten war, hatte den bösen Kern gespürt, der hinter all den lichten Strömungen verborgen lag, von denen die Schule durchzogen war. Jeder, der in den zersplitterten Landschaften Ephemeras lebte, kannte die Geschichte, wie die Wahrer des Lichts und die Wächter des Herzens einen Weg gefunden hatten, den Weltenfresser und die Kreaturen, die Er geschaffen hatte, einzusperren. Mächtig war die Magie gewesen, und für die Ewigkeit gedacht. Die Wächter und Wahrer verschwanden, während sie den Käfig schufen. Nicht tot, aber auch nicht länger in der Lage, in dieser Welt zu wandeln. Die Menschen glaubten, dass es sie immer noch gab, dass sie immer noch den tiefsten Wünschen des Herzens lauschten und diese Wünsche mit Hilfe der Strömungen der Macht wahr werden ließen.
    Aber heute kontrollierten die Landschafferinnen Ephemera und hielten die Landschaften, trotz der Flut der Gefühle, die sich aus den menschlichen Herzen ergoss, im Gleichgewicht. Und irgendwo im Labyrinth der Gärten und Gebäude der Schule standen Mauern, die den Turm an Alter sogar noch übertrafen.
    Warum hatte Harland sich geweigert, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen?
    Diese Möglichkeit trägt einen Namen, flüsterte sein Verstand. Du hast doch nicht etwa Angst, sie beim Namen zu nennen, oder?
    Nein, er hatte keine Angst, und er fürchtete sich

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