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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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auch nicht davor, einer Wahrheit ins Auge zu blicken, die Harland nicht sehen wollte. Es gab nur einen Grund, aus dem man seit so vielen Jahren Wache hielt: Um die Warnung rechtzeitig zu erkennen, damit man in der Lage war, sich zu verteidigen, wenn der Weltenfresser zurückkehrte.
    Koltak wandte sich vom Fenster ab und durchsuchte seinen Schreibtisch nach Kopfschmerzpulver. Es war nicht überraschend, dass er sich nach einer schlaflosen Nacht und den Geschehnissen dieses Morgens ein wenig seltsam fühlte.
    Er fluchte leise, als er erkannte, dass er keines mehr in seinem Zimmer hatte und hinunter zur Arzneiausgabe gehen müsste. Seufzend sank er, sich immer noch die Stirn reibend, auf seinen Schreibtischstuhl.
    Die Geschehnisse des Morgens hatten Harland aus der Bahn geworfen. Das war verständlich. Nachdem er ein wenig darüber nachgedacht hatte, würde er die Notwendigkeit erkennen, die Schule aufzusuchen und mit den Landschafferinnen über den verborgenen Garten zu sprechen.
    Denn sollte tatsächlich etwas geschehen sein, durch das die Magie, die den Weltenfresser und Seine Landschaften eingeschlossen hatte, gebrochen worden war, stand das Leben aller auf dem Spiel.
     Fließend zog Er Sich in die Wälder nördlich der Stadt zurück, wo sich Seine Anwesenheit zwischen anderen Schatten verlieren würde.
    Über die Jahre hinweg hatte Er viel von der menschlichen Beute gelernt, die sich in Seine Landschaften verirrt hatte - vor allem von den Menschen, die selbst Jäger waren. Er hatte gelernt, die Gestalt Seines Günstlings anzunehmen, bevor Er den eleganten Herren mittleren Alters um den Verstand brachte, der ein so lasterhaftes Vergnügen dabei empfand, Frauen umzubringen.
    Er hatte gelernt. Und jetzt hatte Er verstanden, dass die Brut der Dunklen von der verhassten Steinmauer gewusst hatte. Sie hatten gewusst, wo der Garten verborgen war. Sie hatten einen Weg gefunden, Beute in Seine Landschaften zu schicken, aber sie hatten nie versucht,  Ihn zu befreien. Gefangen hatte Er ihnen als nützliches Werkzeug gedient.
    Aber Er war kein Werkzeug, das sich von den Nachkommen der Dunklen benutzten ließ. Er war der Weltenfresser. Wenn Er in die Stadt zurückkehrte, würden sie auf Seiner Seite stehen wollen.
    Aber bevor Er diese Landschaft verließ, um sich um Seine Widersacher in der Schule zu kümmern, würde Er der Brut der Dunklen zeigen, warum sie auf seiner Seite stehen wollten.
     Mit Teaser an seiner Seite schritt Sebastian über die Hauptstraße des Pfuhls. Er war nervös, wütend, wollte jagen. Er hatte seine Kleidung danach ausgewählt, sich darauf vorbereitet - ein böser Junge auf einem Streifzug. Als er die Straße betrachtete, stellte er fest, wie sehr in den letzten Jahren alles verwahrlost war. Die Fenster der Geschäfte und Tavernen waren schmutzig, in den Gassen stank es, und die farbigen Lichter, die in ihm den Eindruck eines Festes der Sinnlichkeit geweckt hatten, warfen nur noch trübes Licht, so dreckverkrustet waren sie. Wie eine alte Hure, die versuchte, sich herauszuputzen, um zu beweisen, dass sie noch immer begehrenswert war.
    Aber dies war sein Zuhause; dies war sein Leben; dies war alles, was er hatte und jemals haben würde.
    Er wollte auf etwas einschlagen, etwas zerstören und toben, weil dies nach dreißig Lebensjahren alles war, was er verdiente.
    Mehr als alles andere wollte er jemanden verletzen.
    Da sah er die junge Frau aus einer Gasse hervorkommen, Angst sprach aus jeder ihrer Bewegungen.
    Und der kleine Teil seiner Seele, der seit seiner Rückkehr aus der Stadt der Zauberer ums Überleben kämpfte, sehnte sich plötzlich nach ihr, wollte sie so sehr, dass es den Hass, der ihn aufwühlte, für einen Moment aus dem  Gleichgewicht brachte. Dann konzentrierte sich alles in ihm auf sie. Nur sie.
    Teaser neigte den Kopf und musterte sie. »Huh. Schau dir das an. Eine Landmaus frisch vom Bauernhof.«
    Eher ein kleines Häschen, das auf der Flucht in ein Wolfsrudel geraten ist. Bei diesem Gedanken lief Sebastian das Wasser im Mund zusammen.
    Nachdenklich neigte Teaser den Kopf zur anderen Seite. »Vielleicht doch nicht ganz so frisch. Wenn sie riecht, wie sie aussieht, werden noch nicht einmal die Inkuben eine Kostprobe haben wollen, bevor sie sich gewaschen hat. Ich schätze, ich werde einfach -«
    Sebastian ließ einen Arm zur Seite schnellen und versperrte Teaser den Weg. »Meine Beute.«
    »Auf dem Weg hierher hast du gesagt, du wolltest jemanden mit mehr Pfiff, mit mehr Biss. Mit

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