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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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gegangen. Ich hab versucht …« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Er hat mir gesagt, ich solle zu ihm kommen.«
    Sebastians Herz schlug hart in seiner Brust. Nein. Das konnte nicht sein. »Wer? Ewan?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Eine Stimme in meinem Kopf. Nachdem Mutter mir gesagt hat, dass ich weggeschickt werde, hab ich nur daran gedacht und …«
    Eine Träne kullerte ihre Wange hinab. Sie flüsterte: »Ich wollte einfach einen Ort finden, an dem ich mich sicher fühle, an dem ich nicht die ganze Zeit Angst haben muss. Aber ich bin hier gelandet. Also bin ich wahrscheinlich doch ein schlechter Mensch.«
    Die Landschafferinnen werden mich an einen schlimmen Ort schicken. Ich will doch nur -
    Was? Was willst du?
    Ich will mich sicher fühlen. Ich will geliebt werden. Ich will an einem Ort sein, an dem ich nicht die ganze Zeit Angst haben muss.
    Komm zu mir.
    Wächter und Wahrer.
    Sebastian stieß seinen Stuhl zurück, half Lynnea auf und führte sein kleines Häschen, das etwas unsicher auf den Beinen stand, zum Bordell, das zwei Häuserblocks hinter Philos Restaurant in einer Seitenstraße lag. Nachdem man ihm am Empfang seinen Schlüssel ausgehändigt hatte, trug er Lynnea halb die Treppe nach oben und über den Flur bis zu seinem Zimmer im dritten Stock.
    Dunkle, schwere Möbel. Rote Samtvorhänge um das  Bett und vor den Fenstern. Der Raum war groß genug, um sowohl einer Sitzgruppe als auch einem Bett Platz zu bieten. Es gab keinen Kamin, aber dafür führte eine Verbindungstür in ein Badezimmer, das er sich mit Teaser teilte, aus dessen Zimmer das Bad ebenfalls zugänglich war.
    Männlich. Fremd. Ein Zimmer, das zum Verführen und für sexuelle Ausschweifungen bestimmt war.
    Und hier stand er mit Lynnea, die in ihren zerrissenen, schmutzigen Kleidern eher einem erschöpften Kind glich als einer Frau, die sich nach einem heißen Ritt sehnte. Sie wirkte so fehl am Platze, dass es seinem Herzen einen Stich versetzte.
    »Was trägst du darunter?«, fragte er und deutete mit einer Handbewegung auf ihren Rock und die Tunika.
    »Ein Unterkleid.«
    Er hoffte, dass sie etwas mehr anhatte, aber er würde nicht fragen.
    Er führte sie zur Badezimmertür, blieb einen Moment stehen, um zu lauschen und stieß dann die Tür auf.
    »Eine Toilette im Haus.« Sie klang beeindruckt. »Ich habe gehört, dass in der Stadt jetzt alle so etwas haben.«
    »Wir sind vielleicht pervers, aber wir sind nicht zurückgeblieben. Wir haben sogar Elektrizität für die Stra ßenlaternen und in einem Teil der Häuser.« Und bis jetzt hatte er sich nie gefragt, warum es an einem Ort wie dem Pfuhl so etwas geben sollte.
    »Ich sollte ein Bad nehmen.«
    Sie klang zweifelnd - nicht wegen des Bades, sondern wegen des Gedankens, vollkommen nackt zu sein, während auf der anderen Seite der Tür ein fremder Mann wartete.
    »Du kannst später baden.« Wenn du nicht mehr Gefahr läufst, in der Badewanne einzuschlafen und zu ertrinken.  »Wasch dich einfach.«
    Sie wurde rot. Er zog sich zurück.
    Er beschäftigte sich damit, die Decken zurückzuschlagen und die Kissen aufzuschütteln und versuchte, sich auf diese einfachen Aufgaben zu konzentrieren, bis er von hier verschwinden konnte.
    Warum musste er eigentlich gehen? Im Nebel der Erschöpfung und des Weins, der sie umgab, wäre es ein Leichtes, in ihr eine Lust und Sinnlichkeit zu entfachen, die ihr den Verstand raubte, und dann könnte er in den Gefühlen schwelgen, die er wecken würde, wenn er ihren Körper erregte.
    Das war es doch, was er wollte. Oder etwa nicht?
    Als sie ein paar Minuten später wieder ins Zimmer trat, war ihr Gesicht sauber - und sie trug nichts als das Unterkleid, von dem sie gesprochen hatte.
    Lust brachte sein Blut in Wallung, sobald er sie erblickte, aber sie war vermischt mit etwas anderem, etwas Zartem, Unbekanntem. In ihm vermengte sich Begierde mit Achtsamkeit, und er verspürte den verzweifelten Wunsch, lange genug von ihr wegzukommen, um nachdenken zu können.
    »Erwartest du jetzt, dass ich mit dir schlafe?«, fragte sie kleinlaut. Ergeben. Als ob sie erwartete, dass ihr Körper als Gegenwert für das Essen und das Bad dienen würde.
    Er wurde wütend, obwohl er den Sinn darin nicht erkennen konnte. Aber zur Zeit ergab gar nichts Sinn, warum sollte es hiermit also anders sein?
    Er wollte daran glauben, dass sie erfahren war, wollte glauben, dass sie ihm sich anbot, wollte glauben, dass er die Macht der Inkuben wecken und sich an der

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