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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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ein anderes Schlafzimmer führte. Wartete etwa im anderen Raum jemand darauf, dass sie fertig wurde? Sie schrubbte sich mit dem Waschlappen und der leicht duftenden  Seife ab, die sie zusammen mit zwei sauberen Handtüchern gefunden hatte, und wusch sich die Haare.
    Nachdem sie sich ein Handtuch um den Kopf geschlungen und sich mit einem anderen abgetrocknet hatte, säuberte sie die Wanne für den nächsten Gebrauch und kehrte dann ins Schlafzimmer zurück.
    Am Fuß des Bettes stand eine große Truhe. Auf ihr lag, ordentlich zusammengefaltet, saubere Kleidung. Damenhosen aus Baumwolle, die ihre Beine anständig von der Hüfte bis zum Knie bedecken würden und, ebenfalls aus Baumwolle, ein Unterhemd, das -
    Sie hob es hoch und versuchte herauszufinden, wofür die zweite Schicht Stoff gut war. Dann errötete sie und ließ das Hemd wieder fallen.
    Mutter hatte gesagt, nur leichte Mädchen aus der Stadt trügen Büstenhalter, um ihre Titten nach oben zu drücken und die Männer dazu zu verleiten, sich wie Narren zu benehmen. Oder noch schlimmer, sich zu verhalten wie Tiere, die hinter einer heißen Hündin her waren.
    Hielt Sebastian sie etwa für ein leichtes Mädchen? Wahrscheinlich. Sie hatte ihm angeboten, mit ihr zu schlafen. Oder doch nicht? Sie war so müde gewesen, dass sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, ob sie es nur gedacht oder laut gesagt hatte.
    Oder vielleicht war dies die sittsamste Unterwäsche, die sich im Pfuhl auftreiben ließ. Der Rest der Kleider unterschied sich nicht sehr von der Alltagskleidung der Frauen und Kinder wohlhabender Bauern, auch wenn die Materialien außergewöhnlich waren.
    Das langärmelige blaue Oberteil war dehnbar genug, dass sie es über den Kopf ziehen konnte. Das ärmellose dunkelblaue Überkleid war an Hals und Schultern eingeschnitten, so dass man einen halben Fingerbreit des Oberteils sehen konnte. Es war nicht ganz knöchellang und auf einer Seite geknöpft. Die Strümpfe reichten bis  zum Knie, und die Schuhe waren stabil genug für einen langen Marsch über die Felder.
    Bauernkleidung. Sie war sich nicht sicher, warum sie enttäuscht war, schließlich waren die Kleider neu und aus schönem Stoff. Aber angezogen wie für ein Erntefest hatte sie das Gefühl, noch weniger in der Lage zu sein, mit dem fertig zu werden, was sie hinter dieser Tür erwartete.
    Als sie die Handtücher ins Badezimmer zurückbrachte, entdeckte sie in einem kleinen Schränkchen zwischen dem Waschbecken und dem Spiegel einen Kamm. Als sie ihr Haar so gut zurechtgemacht hatte, wie sie konnte, blickte sie in den Spiegel und erschrak. Ihre Naturlocken - die Locken, die Mutter so erbost hatten, dass sie mehr als einmal gedroht hatte, Lynneas Haar bis auf die Kopfhaut abzuschneiden - schienen ihre Freiheit damit zu feiern, dass sie sich noch stärker kringelten als sonst. Auf dem Weg von der Brücke in den Pfuhl hatte sie alle ihre Haarnadeln verloren, und das Einzige, was die Locken bändigen konnte, war sie nass zu machen und in einem strengen Knoten zurückzubinden - und selbst das half meistens nicht.
    Sie konnte jetzt nichts dagegen tun.
    Gerade als sie das Badezimmer verließ, klopfte jemand sachte von außen an die Tür. Dann betrat Sebastian den Raum, noch immer gekleidet wie der schlechte Einfluss in Person und noch gut aussehender, als sie ihn in Erinnerung hatte.
    Und ihr Herz tat einen freudigen kleinen Sprung.
     Jetzt wusste er, wie es sich anfühlte, einen Tritt in den Unterleib zu bekommen.
    Sein kleines Häschen hatte sich verdammt gut herausgeputzt. Natürlich und wunderhübsch, süß und ein wenig schüchtern. Und unsicher. Definitiv unsicher. Als ob ein Teil von ihr, der eigentlich in voller Blüte stehen sollte, wieder und wieder brutal zurückgeschnitten worden war - und sich trotzdem geweigert hatte, zu verdorren und abzusterben.
    Sie gehört nicht hierher. Bei diesem Gedanken zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Als er in das Zimmer geschlichen war, nachdem der Schlaf sie übermannt hatte, um ihre alten Sachen mitzunehmen und sie bei Mr Finch durch neue ersetzen zu lassen, hätte er gewöhnliche Kleider aus dem Regal nehmen sollen, anstatt den kleinen Mann nach einem »Bauernkostüm« zu fragen. Vielleicht hätte es ihre natürliche Schönheit geschmälert, sie anzuziehen wie ein Sukkubus, hätte es einfacher gemacht, sie zu verführen und sich an der willenlosen Lust zu laben, die er in ihr wecken konnte.
    Aber er hatte Kleider ausgewählt, die eher in die

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