Sebastian
schnappte nach Luft und versuchte, etwas zu sagen, ihn zu bitten, sich anders hinzulegen. Als er ein Stück zur Seite rutschte, brannte sein salziger Schweiß auf ihren wunden Brüsten.
Noch bevor sie richtig durchatmen konnte, presste er eine Hand fest auf ihren Mund. Mit der anderen Hand kramte er in dem Bündel, das er neben ihnen fallen gelassen hatte.
Er hob das lange dünne Messer hoch, damit sie es sehen konnte. Dann erhob er sich gerade genug, um ihr die Brust aufzuschlitzen, genau über ihrem Busen.
»Ja«, sagte er und schnitt ihren Arm von der Schulter bis zum Ellbogen auf, »Angst ist köstlich. Zusammen mit deinem Blut wird sie den Boden tränken. Weißt du, was dann geschehen wird?« Er lächelte sie an. »Dies hier ist ein Ankerpunkt, und deshalb wird deine Angst durch das Gras in den Weidegrund sickern, mit dem dieser Ort verbunden ist. Dann wird sie langsam von jedem Besitz ergreifen, der die Weide betritt, und während die Angst in ihnen Wurzeln schlägt, werden die Leute empfänglich für das Flüstern der Wächter der Dunkelheit. Dinge werden geschehen. Ganz unbedeutende zuerst. Aber jede Entscheidung, die aufgrund der dunklen Gefühle getroffen wird, bringt eine winzige Veränderung der Landschaft mit sich. Und die Angst wird wachsen wie Unkraut in einem Blumenbeet und fruchtbaren Boden bereiten für die Gefühle, die noch dunkler sind. Du bist das Samenkorn, das hilft, das Licht zu schwächen.«
Nein! Nein! Nein! Nein!
Er lachte sanft. »Ist das nicht der Grund, aus dem du die Mauer durchbrochen hast?« Als wäre es ihm nachträglich eingefallen, fügte er ihrem Arm einen weiteren Schnitt zu. »Ich hatte mir überlegt, dich eine Weile zu behalten, aber obwohl du weitaus unbedeutender bist, als du glauben möchtest, gehörst du noch immer zu meinen Feinden.«
Als er das Messer hob, verstand Nigelle endlich, was sie da vor sich sah und was sie getan hatte, als sie ein Loch in die Mauer im verbotenen Garten gebohrt hatte, verstand endlich, wo die geheimnisvollen dunklen Landschaften, die in ihrem Garten verankert waren, ihren Ursprung hatten.
Und als das Messer wieder und wieder zustieß, erkannte sie noch etwas.
Er fürchtet Belladonna.
Nachdem Er das Mädchen bis zum letzten, angsterfüllten Herzschlag hatte ausbluten lassen, zog Er sie über das Gras und durch das Blumenbeet und ließ ihren toten Körper auf dem rostfarbenen Sand liegen. Die Knochenschäler würden ihre Leiche früh genug entdecken.
Der Brut der Dunklen war nicht zu trauen, aber sie könnten Ihm nützlich sein. Er war sehr erfreut gewesen, herauszufinden, dass die Landschafferinnen und Brückenbauer sich nicht mehr daran erinnerten, was sie wirklich waren - oder vor langer Zeit einmal gewesen waren. Aber sie stellten immer noch eine Bedrohung dar, und obwohl sie nicht über die Macht verfügten, die dem Wahren Feind innewohnte, so standen sie trotzdem Seinem Vorhaben in Weg, die Welt in ein grenzenloses Jagdgebiet zu verwandeln.
Also war jetzt die Zeit, zuzuschlagen, wenn sich so viele in den Gebäuden und nicht in den Gärten aufhielten. In den Gärten war das Risiko höher, dass sie entkamen, wie schnell Seine Kreaturen auch immer angriffen. Aber in den Gebäuden wären sie nicht mehr als leichte Beute. Wenn sie erkannten, dass der Weltenfresser unter ihnen war, wäre es bereits zu spät.
Er ging hinüber zu dem trüben Teich und veränderte Seine Gestalt, bis Er sie den Kreaturen in dieser Landschaft angepasst hatte.
Während Er sich schnell durch das Wasser bewegte, schauderte ihm bei dem Gedanken an diesen einen versiegelten Garten. Dann verdrängte er die Schlinge der Angst, die sich um seinen Hals zu legen drohte, bevor sie sich zusammenziehen konnte.
Wenn er mit diesem Ort fertig war, würde er aus dem versiegelten Garten eine Insel geschaffen haben, die niemand mehr erreichen konnte.
Unter dem Kreis aus sandfarbenen Pflastersteinen bewegte sich der Boden. Veränderte sich. Heißer, Blasen werfender Schlamm quoll hervor und drückte sich durch die Spalten zwischen den Steinen nach oben.
Ein Stein kippte. Sank. Ein anderer rutschte in den freigewordenen Raum und sank ebenfalls.
Noch einer. Und noch einer.
Als die Mitte des Kreises erreicht war, begann die Sonnenuhr, das verhasste Symbol des Tanzes von Dunkelheit und Licht, zu schwanken, fiel, zerbrach.
Und sank
Kapitel Neun
Langsam wachte Lynnea auf. Der Duft sauberer Wäsche und kühler Luft weckte in ihr ein angenehmes Wohlgefühl.
Bis
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