Sebastian
Applaus holte Sebastian wieder zurück in die Gegenwart. Lynnea schüttelte den Kopf und lachte, während sie einen Schritt von Teaser zurücktrat. Auf seinem Gesicht lag ein Grinsen, und er wirkte sorglos und unbeschwert - bis Lynnea ihr Haar im Nacken zusammenfasste, damit die Luft ihre erhitzte Haut abkühlte.
Teasers Grinsen erlosch. Von einer Sekunde auf die andere wurde aus Sorglosigkeit Anspannung. Und der Ausdruck in seinen blauen Augen …
Sebastian wusste, was dieser Blick bedeutete. Wusste, dass in seinen Augen der gleiche Hunger brannte. Er wollte seine Lippen auf ihren Nacken pressen und ihre Haut schmecken. Er wollte seine Hände über ihren Busen wandern lassen und ihre Brüste umfassen, ihre Brustwarzen reiben, bis sie unter seiner Berührung hart wurden. Er wollte sie an sich ziehen, sie spüren lassen, was der Anblick ihres Körpers mit ihm anstellte.
Teaser starrte ihn an. Aus seinen Augen sprach sowohl der unerträgliche Appetit, den dieses Festmahl vor ihm weckte, als auch überwältigende Frustration.
Weil das Festmahl keine Ahnung hatte, was sie ihnen antat. Ihre Augen waren geschlossen, sie hatte die Finger im Haar verschränkt, um es oben zu halten und ihre Hüften wiegten sich noch immer sanft zur Musik. Sie tat das nicht für die Zuschauer. Nicht um zu locken oder zu verführen, nicht einmal, um Aufmerksamkeit zu erregen. Hätte ihm irgendwann einmal jemand erzählt, dass Unschuld ihn vor Lust wahnsinnig machen könnte, hätte er gelacht.
Jetzt lachte er nicht.
Merkwürdigerweise fing Teaser sich zuerst wieder. Er machte einen Schritt nach vorne und zeigte mit einer Handbewegung auf den Tisch, an dem Sebastian wartete, aber als sie sich in seine Richtung drehte, warf er einen Blick die Straße hinab. Anstatt sie zum Tisch zu bringen, umschloss er mit einer Hand ihren Arm und führte sie vom Innenhof fort.
Sebastian verspannte sich. Dieser Sohn eines Sukkubus! Wenn Teaser darauf aus war, sich ein bisschen zu amüsieren, indem er seinen Rivalen spielte, würde er sich nach einer anderen Landschaft umsehen müssen. Sie hatten keine Zeit für Spielchen. Lynnea würde nur ein paar Stunden bleiben. Und er brauchte diese paar Stunden dringender, als er sich eingestehen wollte.
Als er sich nach vorne lehnte, um das Weinglas abzustellen, spürte er, wie jemand sich ihm näherte. Er konnte die ausdrückliche Warnung, ihn in Ruhe zu lassen nicht mehr aussprechen, bevor Glorianna sich mit dem Rücken zur Straße auf den Stuhl neben ihm gleiten ließ.
Er hatte ihr so viel zu sagen, aber er platzte mit der Angelegenheit heraus, die ihm im Moment am meisten am Herzen lag. »Sie gehört nicht hierher.«
Glorianna griff nach der Weinflasche und goss sich ein Glas ein. »Niemand kommt durch einen Fehler in den Pfuhl.«
»Sie schon.«
Sie nippte an ihrem Wein und musterte ihn. »Bist du dir sicher?«
»Sie war eigentlich auf dem Weg zur Schule der Landschafferinnen, aber dann ist etwas geschehen, und sie ist hier gelandet.«
»Dann muss ihr Herz eine Resonanz geteilt haben, die von hier stammt.«
Meine Resonanz. Aber das würde er nicht aussprechen. Nicht vor Glorianna Belladonna. »Ich bringe sie zur Schule der Landschafferinnen, sobald sie ein paar Stunden geschlafen hat.«
Glorianna zögerte. »Wenn es das ist, was du tun musst.«
»Es ist das Richtige.« Seine Stimme klang entschlossen, aber er hörte das Flehen, das hinter der Entschlossenheit lag. Sag mir, dass ich Unrecht habe, Glorianna. Sag mir, dass sie hier bleiben kann, ohne dass ihr Leben zerstört wird.
Aber Glorianna schwieg und sah in den Wein in ihrem Glas. Schließlich sagte sie leise: »Es gibt vielleicht Schwierigkeiten in der Schule. Ernsthafte Schwierigkeiten, wenn die Landschafferinnen die Warnzeichen übersehen haben. Aber es sollte sicher genug sein, zur Schule zu reisen, schließlich werden weder Lynnea noch du lange bleiben.«
Er veränderte die Haltung und lehnte sich mit verschränkten Armen auf den Tisch, um sich zu ihr zu beugen. »Was ist passiert?«
»Der Weltenfresser jagt wieder in den Landschaften.«
»Der Weltenfresser ist ein Mythos«, protestierte Sebastian. »Das Böse, über das sich Kinder flüsternd Geschichten erzählen, um sich gegenseitig Angst einzujagen - und das Erwachsene dazu benutzen, um ihre Kinder zu erschrecken.«
»Es gibt Ihn wirklich, Sebastian«, antwortete Glorianna. »Er war so lange eingesperrt, dass die meisten Menschen Ihn nur noch als eine Geschichte in Erinnerung haben.
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