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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Wurzeln schlagen, während es dem Licht entgegen wächst. Gibt man ihm Zeit und Nahrung, können die Wurzeln der Pflanze den Spalt vergrößern, können stark genug werden, den Stein zu sprengen. Und die Dinge verändern sich.
    Es ist also der Grundstein des Herzens, dessen Resonanz wir spüren, nicht der wechselhafte Wind der Gefühle. Was wir vernehmen, sind die wahren Wünsche und die tiefsten Sehnsüchte, es ist das das Bedürfnis des Herzens, die Reise seines Lebens fortzusetzen.
    Lass Vorsicht walten bei deinen Wünschen, denn Ephemera wird diese Wünsche Gestalt annehmen lassen - aber nicht unbedingt so, wie du es dir dachtest … oder sogar wolltest. Die Menschen hören die Worte, aber ihre Wünsche sind unstet wie der Wind - Dinge, die sie jetzt wollen, nach denen sie sich jetzt verzweifelt sehnen, nur um die gleichen Dinge am nächsten Tag wieder zu vergessen, denn sie erfüllen ihr Herz nicht wirklich.
    So wandeln wir unter ihnen, spüren die Resonanz der tiefsten Wünsche, der wahren Träume des Herzens. Und wir flüstern Ephemera zu: Höre nicht auf diesen Wunsch.  Es ist kein wahrer Wunsch. Oder: Ja, dies ist ein wahrer Wunsch. Verändere die Strömungen, die diesen Menschen umgeben, und gib ihm so die Gelegenheit, die ersten Schritte der Reise zu tun, die mit der Erfüllung seiner Herzenswünsche endet.
    Einen Moment lang nimmt einer von uns die Resonanz des sehnsuchtsvollen Herzens auf, offenbart ihm die Möglichkeit und gewährt ihm die Chance, diese ersten Schritte zu gehen.
    Einige Herzen werden vor der Reise zurückschrecken, zu ängstlich, das Vertraute hinter sich zu lassen, selbst wenn es langsam dahinschwindet. Andere werden nach vorne springen und sich nie wieder umsehen, und sie werden die Herzen anderer verletzen, die zurückgelassen wurden. Einige wird der Schmerz zwingen, die Reise zu beginnen. Für andere wird Liebe das Leuchtfeuer sein, das sie weiter vorantreibt.
    Wir wandeln unter den Menschen umher, so wie auch die anderen. Wie wir vom Licht und den Gefühlen, welche die Resonanz des Lichts teilen, angezogen werden, so zieht es die anderen zur Dunkelheit, die in den Herzen der Menschen wohnt.
    Sie nennen sie die Wächter der Dunkelheit.
    Ephemera hat auch sie erschaffen, weil wir, die wir dem Licht folgen, die Resonanz der Herzen, die sich nach Dunkelheit sehnen, nicht aufnehmen konnten.
    Solche Herzen wird es immer geben. Es wird immer eine Wahl geben. Entspräche dies nicht der Wahrheit, so hat ein Herz, das im Licht steht, gar keine Wahl getroffen.
     - Das verlorene Archiv
     

Kapitel Elf
    Einfache Wegmarkierungen aus Stein standen an der Mündung eines unbefestigten Pfades, der sich den Hügel hinabschlängelte. Einen Schritt hinter diesen Wegsteinen zog Sebastian Lynnea in seine Arme.
    Er hielt Ausschau. Wartete.
    Keine albtraumhaften Kreaturen erschienen zwischen den Steinen.
    Er zitterte vor Erleichterung, als er die Augen schloss, seine Wange an Lynneas Kopf legte und ihr mit einer Hand über den Rücken strich, um ihr Trost zu spenden.
    »Bist du in Ordnung?«, fragte er leise. »Du bist nicht verletzt?«
    »Es geht mir gut, aber …« Lynnea drehte sich um, bis sie die Wegsteine sehen konnte. »Wo sind wir?«
    »Ich weiß es nicht. In der Landschaft, die mit dem hier verbunden war.« Er öffnete die Hand und betrachtete das Stück glatten weißen Marmors, das darin lag.
    Frieden hüllte ihn ein wie eine warme, weiche Decke. Mit jedem Atemzug schwand seine Angst.
    Er konnte beinahe sehen, wie die Luft zwischen den Wegsteinen gleich einem Schleier schimmerte. Würde er ihn in die andere Richtung durchschreiten und die Landschaft betreten, die dahinter lag, wäre er der Angst schutzlos ausgeliefert, und die Welt hinter dem Schleier wäre erfüllt von Dingen, die einem den Mut rauben und alle Hoffnung vernichten würden. Aber hier …
    Er ließ den weißen Marmor in seine Jackentasche gleiten und sah Lynnea an. »Wir sollten wohl besser herausfinden, wo wir sind.«
    Sie nickte, aber er war sich nicht sicher, ob sie ihn gehört hatte. Sie schien überwältigt von der friedlichen Atmosphäre dieses Ortes.
    Sie sahen den Hügel hinab. Die Baumreihe, die zu ihrer Linken die Sicht versperrt hatte, endete hinter einer Kurve und gab den Blick auf einen kleinen See frei. Eine Hand voll winziger Inseln lag im See verstreut, und jede von ihnen war in Licht getaucht. Ein weiteres Licht entfernte sich stetig von einer der Inseln, und im letzten Schein des Tages sah er einen Mann über

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