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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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eine Brücke zurück zum Ufer gehen.
    »Hey-a«, rief Sebastian den ländlichen Gruß, der in Nadias Heimatlandschaft alltäglich war. Selbst mit freundlicher Stimme vorgetragen, klang der laute Ton hier fehl am Platz - störend, fast schon anstößig -, aber der Mann hielt am Ufer an, hob eine Hand zum Gruß und folgte dem Pfad um den See herum, der auf den Weg traf, der den Hügel hinabführte.
    »Willkommen, willkommen«, sagte er, als Sebastian und Lynnea am Fuße des Hügels ankamen. »Ich bin Yoshani, ebenfalls ein Besucher dieses Teils der Landschaft. Ihr habt das Abendmahl verpasst, aber in der Küche gibt es immer etwas für späte Reisende. Kommt. Wir werden euch im Gästehaus unterbringen, und dann könnt ihr euch umsehen, wo immer eure Herzen euch hinführen mögen.« Er drehte sich um und führte die beiden einen anderen Hügel hinauf. »Seit ihr weit gereist?«
    »Auf gewisse Art und Weise ja«, antwortete Sebastian.
    Yoshani nickte. »So geht es vielen, die den Weg in die Heiligen Stätten finden.«
    Die Heiligen Stätten. »Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Ort jemals sehen würde«, sagte Sebastian mit tonloser Stimme.
    Aber Lynnea hörte ihn und drückte seine Hand, um ihm zu zeigen, dass sie ihn verstand.
    Dabei verstand sie gar nichts. Wie könnte sie auch? Sie war menschlich, und jemand wie sie hätte den Weg hierher jederzeit finden können.
    Hatte sie aber nicht. Und als ihr Herz auf der Suche nach einem sicheren Ort war, hat sie den Pfuhl gefunden - und dich.
    »In diesem Teil der Heiligen Stätten haben wir viele Besucher«, sagte Yoshani. »Sie kommen, um ihre Seele neue Kraft schöpfen zu lassen, damit sie gestärkt zu ihrer Reise durch die Welt zurückkehren können.«
    »Es gibt noch andere Teile der Heiligen Stätten?«, fragte Lynnea.
    »Ja. Es gibt viele Orte des Lichts auf dieser Welt, aber unsere Inseln lagen für sich allein im Meer der Welt, bis eine Landschafferin uns zusammengebracht hat und die Grenzlinien schuf, die diese Orte miteinander verbinden. Auch ihr Bruder, ein Brückenbauer, hat dabei geholfen, indem er Brücken zwischen unseren Landschaften schlug, so dass wir die anderen Hüter des Lichts besuchen können. So lernen wir, sie besser zu verstehen.« Yoshani hob eine Hand zum Gruß. »Und da sind wir auch schon.«
    Auf der Spitze des Hügels stand ein dreistöckiges Gebäude aus Stein. Ein Mann trat aus der Tür ins Licht der Laternen, die am Eingang hingen.
    »Hey-a, Lee!«, sagte Yoshani. »Wir haben Besuch.«
    In diesem Moment vergaß Sebastian alles, bis auf diesen einen Gedanken. Sein Verstand und sein Herz waren von einem einzigen Bild erfüllt - einer Messingtafel mit dem Siegel der Zauberer … und einem Datum, das ihm ein Geheimnis offenbart hatte.
    Er schüttelte die Decke des Friedens ab und lief auf die vertraute Gestalt zu, deren Mundwinkel sich zu einem freudig überraschten Lächeln hoben.
    »Sebastian!«, sagte Lee. »Was bringt dich -«
    Der Stoß ließ Lee einen Schritt zurücktaumeln. Dann packte Sebastian Lee am Hemd und zog ihn mit geballten Fäusten zu sich heran.
    »Du hast es mir nie gesagt«, knurrte Sebastian. »Ich hatte das Recht, es zu wissen, und du hast es mir nie gesagt.«
    Leere trat in Lees Augen, um zu zeigen, dass er nicht wusste, worüber Sebastian sprach. Aber kein Erstaunen über seinen Zorn. Und keine Entschuldigung.
    »Hey-a, hey!«, sagte Yoshani. »Wirf deine Probleme nicht auf den Boden, so dass andere Leute darüber stolpern. Nicht hier in den Heiligen Stätten.«
    Sebastian spürte, wie Schamesröte sein Gesicht überzog - genauso hatte er sich als kleiner Junge immer gefühlt, wenn er etwas getan hatte, das ihm ganz natürlich erschien, für alle anderen aber unmögliches Verhalten war.
    Er öffnete seine Fäuste und ließ Lees Hemd los.
    Yoshani musterte ihn und schüttelte dann den Kopf. »Tsk. Hier. Nimm die Laterne. Geh hinunter zu den Inseln und sprich deine zornigen Worte, wenn du musst. Lass sie vom Wasser davontragen. Ich werde mich solange um die Vernünftige von euch beiden kümmern«, fügte er hinzu und deutete mit einer anmutigen Handbewegung auf Lynnea.
    Sebastian trat einen Schritt zurück. »Nein, es ist -«
    »Ja«, sagte Lee. Er nahm Yoshani die Lampe ab. »Es ist an der Zeit, dass diese Dinge ausgesprochen werden.«
    Sebastian folgte Lee den Hügel hinab zum See. Sie überquerten eine Brücke auf die erste Insel, auf der eine steinerne Bank und ein Felsen standen, dessen Höhlung eine weitere

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