Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sechs Richtige (German Edition)

Sechs Richtige (German Edition)

Titel: Sechs Richtige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
Vom Netzwerk:
gehabt – es war besser gewesen, sich den anderen mal so richtig vorzustellen. Außerdem wussten sie jetzt, wer zu wem gehörte und wer was machte – und vor allen Dingen, warum sie alle hier waren.
    Charlottes Eltern hatten ein Riesengeschäft mit Parfums, Kosmetika, Schokolade und vielem mehr, und Charlotte verteilte großzügig Süßigkeiten und Parfumpröbchen. Sie war 15 und würde mit Vanessa in eine Klasse gehen.
    Dann gab es noch Marie-Christine, die ursprünglich aus Frankreich kam, aber nun hier bei ihren Großeltern wohnte, weil ihre Eltern kurz nach ihrer Geburt bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen waren. Sie war 14 , unglaublich modebewusst, groß, schlank und sprach in diesem französischen Singsang und liebte Modelshows.
    «Für ein Engagement bei Aidi Klüm würde isch morrrden», sagte sie gern und verdrehte dabei die Augen wie jemand, der kurz vor dem Tod stand. Für Marie-Christine stand fest, dass sie «diese Insälll unverzüglisch verlassen wird, sobald 18 ».
    Marie-Christine musste eigentlich gar nicht mit einem französischen Akzent sprechen, weil sie auf Helgoland groß geworden war, aber sie tat so, als sei sie direkt aus Paris hierhergekommen, und das auch erst vor kurzem. Es störte allerdings niemanden, denn Marie-Christine war unglaublich freundlich und wollte, dass alle Menschen sich liebhatten.
    Dann gab es noch Alon und Vita, sie waren in Lillys Alter. Es gab Arend, Philipp und Jörn, die 15 waren und eigentlich den ganzen Tag lang mit ihren Smartphones spielten, und die 14 -jährige Merrit. Die Namen aller, die hier rumsprangen, konnten sich Antonia und Vanessa sowieso nicht auf Anhieb merken. Es waren doch mehr, als sie ursprünglich gedacht hatten.
    Mit Lara und Jasmin saßen sie eine Zeitlang am Lagerfeuer zusammen. Die beiden waren sehr eng miteinander befreundet, beide 15 und hatten jetzt schon Angst davor, dass sie getrennt werden könnten, wenn die 10 . Klasse absolviert war und sie aufs Festland mussten, um dort weiter zur Schule zu gehen. Jasmins Eltern betrieben ein Restaurant, und Laras Vater leitete die biologische Anstalt, er war Professor für Meeresbiologie.
    «Ich war vor Jasmin hier», erzählte Lara. «Wir sind vor vier Jahren hergezogen. Am Anfang fand ich es irgendwie total komisch hier, aber jetzt ist es echt cool, von den nervenden Touris mal abgesehen.»
    Diese nervenden Touristen waren Vanessa und Antonia noch gar nicht wirklich aufgefallen. Klar, da liefen immer haufenweise Menschen rum, die einkauften, als gäbe es kein Morgen mehr, aber so schlimm fanden sie das nicht.
    «Es ist grauenhaft», bestätigte Jasmin Laras Aussage. «Bei uns im Restaurant ist es noch schlimmer als in den Straßen. Ein Gekreisch und Gebrüll, Kinder schreien, nichts geht schnell genug. Und dann die Besoffenen.»
    «Das sind die Schlimmsten», nickte Lara. «Obwohl das schon besser geworden ist. Aber jetzt erzählt mal von euch, war es schlimm, vom Festland herzukommen?»
    «Schon», sagte Antonia. «Ist eben eine totale Umstellung. Allein die Ruhe abends hier.»
    «Wir haben vorher in München gewohnt», erzählte Jasmin. «Aber dann ist mein Onkel ins Ausland gegangen, und mein Vater hat das Restaurant übernommen. Es heißt übrigens
Möwenblick
, ihr könnt gern vorbeikommen. Ich helfe in den Ferien tagsüber immer mit. Jedenfalls fand ich es auch ganz schrecklich, von München weg zu sein. Aber es hat auch seine Vorteile.»
    «Welche denn?», wollte Vanessa wissen.
    Jasmin schaute sie ernst an. «Du lernst ziemlich schnell, welche deiner Freunde wirklich
Freunde
sind und welche nicht.»
    Nun horchten die Schwestern auf. «Wie meinst du das?», fragte Antonia.
    «Ich bin ja auch erst seit einem Jahr hier», erzählte Jasmin. «In München waren wir fünf Mädels, und wir haben wirklich alles zusammen gemacht. Partys, Konzerte, einfach so chillen, alles eben. Und dann sagte mir mein Vater irgendwann, dass wir hierherziehen, und ich dachte echt, ich fall tot um.»
    «Du lebst aber noch, und das sehr gut», sagte Lara.
    «Ja, mittlerweile. Aber anfangs war es richtig … na ja, scheiße halt.»
    «Wieso?», fragte Antonia fast ängstlich.
    «Ganz einfach. Helgoland ist nicht München. Das ist hier keine angesagte Insel wie meinetwegen Mallorca oder so. Hier haben wir einen Quadratkilometer, mehr nicht, und viel los ist hier auch nicht. Klar ist es schön, abends auf der Düne zu grillen, tagsüber zu baden. Dann muss man aber auch Glück mit dem Wetter haben. Ansonsten

Weitere Kostenlose Bücher