Sechs Richtige (German Edition)
werden?»
«Wieso denn? Unsere Schwester und unser Bruder sind doch schon dauernd unterwegs», sagte Antonia.
«Ja, aber ihr nicht», sagte Frauke. «Kapierst du’s mal? Das ist hier nicht Frankfurt, sondern eine Insel. Da ist man anders zueinander.»
Sie stand auf und schüttelte den Sand aus ihrem Handtuch. «Auf geht’s. Rickmers Mutter hat die Salate gemacht. Und es gibt Würstchen und Steaks und Brot und, und, und.»
«Äh», sagte Vanessa. «Wie kommen wir denn nachher von der Düne rüber auf die Insel?»
Frauke zog die Augenbrauen hoch. «Hallo? Hier gibt’s Boote und nicht nur die Börteboote. Hier segelt ja sozusagen jeder oder hat ein Motorboot.»
«Euer Bruder wird bestimmt auch bald gut segeln», sagte Lena dann. «Ihm wird nichts anderes übrigbleiben, wenn er mit Fridtjof befreundet ist. Euer Bruder scheint ja echt ein super Typ zu sein.» Ihre Augen leuchteten.
«Das kann man so und so sehen», sagte Vanessa. «Und ob ich diesen Fridtjof mag, weiß ich auch noch nicht. Sein Name hört sich an wie Friedhof, und er tut so, als würde er Erbsensuppe erst auskotzen und dann essen.»
«Das macht er doch nur seiner Schwester zuliebe. Bonnie. Das ist die, mit der eure Schwester dauernd unterwegs ist. Sie heißt Lilly.»
«Ich weiß, wie unsere kleine Schwester heißt», sagte Vanessa.
«Gut. Aber du wirst auch wissen wollen, wie die anderen alle heißen. Also los jetzt. Kommt. Das wird total geil.»
Vanessa und Antonia folgten Lena und Frauke. Es wurde immer dunkler, und langsam begannen die Sterne zu leuchten. Antonia schaute nach oben in den Himmel und dachte daran, dass es echt schade war, dass Sophie sich nicht meldete. Es war doch wirklich … schön hier! Sie blickte aufs Wasser, sah, wie es glitzerte, hörte den leichten Wellengang und fühlte sich wohl. Und dann merkte sie, dass sie Hunger bekam, drehte sich um und folgte den anderen.
«Lass uns bitte aufhören, Scheiße zu sagen, sonst können wir irgendwann nichts anderes mehr von uns geben.»
Fridtjof lag im Hafen auf dem Boden, und sein Herz raste immer noch. Neben ihm befand sich Jan, dessen Herz ebenfalls raste.
«Ich dachte, du schaffst das nicht.» Fridtjof setzte sich langsam auf und zog sein klatschnasses Polohemd aus, um es neben die Schwimmweste zu legen.
«Dachte ich auch. Meine Güte, ich war voll weit weg. Aber vor allen Dingen dachte ich, dass ich dich auf dieser Scheißtonne umsemmle und du dann ertrinkst. Wenigstens hab ich’s geschafft, wieder zurückzukommen.»
«Ich hatte ja eine Schwimmweste an», sagte Fridtjof. «Da ertrinkt man nicht so schnell.»
«Dann hätte ich mich ja gar nicht so aufregen müssen.»
«Nein, es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn du mich stattdessen in der Mitte durchgerissen hättest. Hauptsache, ich wäre nicht ertrunken. Wusstest du übrigens, dass man auch ertrinken kann, ohne dass man unter Wasser ist?»
Jan runzelte die Stirn. «Wie soll das denn bitte gehen? Kann man dann auch verbrennen, ohne dass man im Feuer steht, oder ersticken, obwohl man Luft bekommt?»
«Du gehst mir echt auf den Sack. Lass mich doch einfach mal ausreden. Die Sache ist die: Wenn du im Wasser treibst, bildet sich auf der Oberfläche bei Wellengang so ein kleiner Nieselregen, und wenn du den einatmest, also auf Dauer, kannst du da wirklich ertrinken.»
«Das heißt, immer wenn ich schwimme, begebe ich mich in Gefahr? Das heißt, wenn ich mich nachmittags mit meinen Kumpels im Schwimmbad verabrede und wir dann auch tatsächlich ins Wasser gehen, dann laufen wir alle Gefahr zu ertrinken?»
«Natürlich nicht. Es ist so, dass …»
«Ja, was denn dann?»
«Jan.» Fridtjof setzte sich auf. Er war jetzt total genervt. «Du bist eine Woche hier und wirst noch 51 Wochen bleiben. Mach mal langsam. Bitte! Bitte! Bitte! Ich halte diese Hektik nicht mehr lange aus. Also: Wenn Wind ist, kann man an der Gischt ertrinken, an den oberflächennahen Tröpfchen, die da umherschwirren, daher genügt eine Rettungsweste nicht, man braucht dann eine Spraycap, so eine Kapuze fürs Gesicht. Das wollte ich sagen.»
«Und was soll ich mit dieser Info anfangen?»
«Du bist hier auf einer Insel, und es kann immer was passieren. Deswegen ist es besser, sich so was zu besorgen. Natürlich nur, wenn du vorhast, mal wieder zu segeln oder sonst mit Wasser in Kontakt zu kommen. Kann ja auch sein, dass du die Nase jetzt gestrichen voll hast.»
«Quatsch. Blödsinn. Nein, ich will’s echt lernen. Bringst du’s mir bei? Oder
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