Sechs Richtige (German Edition)
ist irre interessant, und ich muss mich wie gesagt damit beschäftigen, weil ich ja nicht schwimmen kann. Und je mehr ich darüber weiß, desto sicherer bin ich. Ist doch eigentlich ganz logisch. Die Nordsee ist auch total interessant. Die ist übrigens ein sogenanntes Schelfmeer. Wusstest du, dass der Salzgehalt im Meer wie Alkohol mit Promille berechnet wird?»
«Habe ich schon mal was von gehört», sagte Jan, der natürlich noch nie was davon gehört hatte, ungeduldig. «Aber sag mal, warum lernst du nicht einfach schwimmen? Dann kann dir das Wasser nichts anhaben, und du kannst dich mit anderen Sachen beschäftigen.»
Fridtjof schien nachzudenken. «Eigentlich hast du recht. Da hätte ich auch mal von selbst draufkommen können.» Er schlug sich gegen die Stirn. «Natürlich. Schwimmen lernen. Wäre gut, wenn ich das könnte.»
9
«Nicht so schnell.» Opa Wilfried kam kaum hinter Lilly und Bonnie her. «Meine alten Knochen machen das nicht mehr so mit wie früher. Was wollen wir eigentlich hier?»
«Den Schatz von Störtebeker finden», sagte Lilly. «Du hast gesagt, dass wir recht haben könnten mit der Südspitze. Und da gehen wir jetzt hin.»
«Ich bin nachtblind», klagte der Opa. «Wie soll ich denn bei der Dunkelheit einen Fuß vor den anderen setzen?»
«Lauf uns einfach hinterher.»
«Aber ich sehe doch nichts. Was wollen wir eigentlich hier?»
Bonnie packte ihn am Arm. «Es ist besser, wenn ich dich einfach hinter mir herziehe. Wir wollen zum Klaus.»
«Störtebeker?»
«Ja.»
«Ach, ach, ach. Wo sind wir hier eigentlich? In Baden-Baden? Wo ist das Kurhaus?»
«Nein, Opa, wir sind auf Helgoland.»
«Helgoland? Nein! Soll ich euch mal was erzählen? 1401 ist hier der Klaus Störtebeker gefangen genommen worden … AAAH !»
Lilly drehte sich erschrocken um. «Was ist? Bonnie, wo ist der Opa?»
Bonnie war weiß im Gesicht. «Er ist abgestürzt, er ist abgestürzt! O mein Gott, wir haben den Opa umgebracht!!! Opa Wilfried, Opa Wilfried!» Sie rannte zur Klippe und versuchte hinunterzuschauen, was aber wegen der Dunkelheit sehr schwierig war.
Der Opa war verschwunden.
«Was machen wir denn jetzt?», rief Bonnie verzweifelt. «Nur weil du zur Südspitze wolltest, ist das passiert!»
«Das stimmt doch gar nicht», sagte Lilly empört. «Du hast den Vorschlag gemacht, nicht ich.»
«Ist doch auch egal. Wenn der Opa nicht mehr hochgeklettert kommt, haben wir ein ernsthaftes Problem.»
«Das stimmt.»
«Wir müssen ihn irgendwie hochholen. Opa, Opa!»
Aber der Opa blieb verschwunden.
Antonia saß vor ihrem Rechner und loggte sich bei Facebook ein. Sie war länger nicht online gewesen und gespannt, was sich in der Zwischenzeit so alles getan hatte.
Sarah und Isabell hatten Fotos von ihrer Ibiza-Reise gepostet, Moritz war mit Nils in Paris, auf den Bildern saßen sie in Straßencafés, aßen Croissants und Eis und wirkten sehr glücklich. Maike, Leonie und Melina waren zusammen im Robinson Club auf Fuerteventura, gemeinsam saßen sie vor Palmen und bunten Getränken.
Sie hatte keine PN s, offenbar wollte niemand wissen, wie es ihr auf Helgoland ging. Auch an ihre Pinnwand hatte niemand was geschrieben.
Sie postete: «Helgoland rockt!», und wartete ab. Obwohl viele ihrer Freunde online waren, kommentierte keiner ihren Status.
Antonia meldete sich ab und schaltete den Laptop aus.
Das waren Scheißfreunde. Aber so richtige Scheißfreunde. Sie waren so lange so dicke gewesen, Antonia konnte gar nicht glauben, dass sie nun alle hängenließen. Konnte man sich so täuschen?
Sie würde es herausfinden.
Später war sie bei ihrer Mutter, um ihr den Plan zu unterbreiten. «Wir müssen es doch niemandem sagen. Bitte», sie faltete die Hände. «Wir können uns Perücken aufsetzen oder so.»
«Kommt nicht in die Tüte», sagte Astrid. «Wir haben das gemeinsam beschlossen, und jetzt müssen wir uns daran halten. Das hat die Lotteriegesellschaft uns mehrfach unterschreiben lassen.»
«Ich habe nichts unterschrieben.»
«Aber Papa und ich. Und jetzt Ruhe. Es kommt nicht in Frage, dass ihr irgendwohin fahrt. Versprich es mir.»
Antonia grummelte etwas Unverständliches vor sich hin, dass sich so anhörte wie «Kerker, menschenunwürdige Zustände», und verließ den Raum.
«Das glaub ich jetzt nicht!» Jan, der am nächsten Tag mit Fridtjof im Garten der Jugendherberge saß, glotzte sein Gegenüber an wie ein Weltwunder.
«Doch», sagte Mia. «Da bin ich. Hoffentlich freust du dich. Ich
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