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Sechs Richtige (German Edition)

Sechs Richtige (German Edition)

Titel: Sechs Richtige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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beide starrten auf Fridtjof. Von irgendwoher ertönte Marschmusik, die so laut war, dass Fridtjof sicher war, dass die beiden auf dem Schiff ihr eigenes Wort nicht verstehen konnten. Und dann diese schreckliche Blasmusik! Wenigstens kamen sie in seine Nähe gesegelt und winkten ihm freundlich zu. Er winkte zurück, deutete Richtung Hafen. Die sollten ihn jetzt bitte unverzüglich von dieser Tonne abholen.
    Die Frau klatschte begeistert in die Hände und gab ihrem Mann irgendein Zeichen, woraufhin die Musik leiser wurde.
    «Ich muss meinen Freund retten!!», brüllte Fridtjof. «Nehmen Sie mich mit!»
    «Das ist ja freundlich!», schrie die Frau zurück und klatschte vor Begeisterung in die Hände. «Dass die jetzt schon Leute auf die Tonne setzen, um den Weg zu weisen und nach der Kondition der Segler fragen, finde ich beachtlich, Roland. Oder?»
    «Ja», sagte Roland und winkte ebenfalls in Fridtjofs Richtung. «Keine Sorge, junger Mann. Ja, wir sind fit! Tausend Dank!»
    «Nein!», brüllte Fridtjof.
    «Ja, ja, alles fein!» Die beiden grüßten noch einmal fröhlich und segelten weiter. Sie mussten aufgrund der lauten Musik beide einen Hörschaden haben.
    Fridtjof schloss kurz die Augen.
    Jan würde sterben, so viel stand fest.

7
    Einige Tage später
    «Wieso sollten wir Clubs vermissen?», fragte Lena. «Wir wohnen ja schon lange oder immer hier. Hier gibt’s nur den
Hummerkorb
, aber ein Club, so wie ihr das kennt, ist das auch nicht. Das ist hier eher so wie auf Mallorca.»
    «Ballermann, oder wie?», fragte Antonia. «So mit Kampfsaufen? Das haben welche aus unserer Schule gemacht, und hinterher haben sie erzählt, die hätten da alle hingekotzt.»
    «So schlimm ist es nicht, aber in der Saison kann es schon mal passieren, dass hier ein paar Leute durchdrehen. Dann gibt’s noch den
Lummenclub
, aber der ist ganz schlimm. Also da geht kein Einheimischer hin.» Lena schüttelte sich. «Da bleibe ich lieber daheim.»
    Vanessa, die bis eben mit Frauke gelernt hatte, konnte das gar nicht fassen. «Das heißt, ihr geht eigentlich nie abends weg? Wart ihr etwa auch noch nie in einer Großstadt?»
    Frauke schaute sie an und tippte sich an die Stirn. «Hallo? Sag mal, denkst du eigentlich, wir sind hier total von der Welt abgeschnitten, oder was? Natürlich waren wir in einer Großstadt.» Ihr rauchte der Kopf. Vanessa war schlimmer als Frau Richter, die Lehrerin, von der Frauke immer gedacht hatte, sie sei sadistisch und wollte Frauke brennen sehen, aber gegen Vanessa war Frau Richter ein unschuldiger Engel. Vanessa peitschte Frauke durch den Stoff, als gäbe es einen Preis zu gewinnen, und zwang sie, die Vokabeln auch noch im Schlaf zu lernen. Von Mathe mal ganz abgesehen. Die Begriffe Parabeln, Wurzelfunktionen und Formeln allgemein ließen ihr den kalten Schweiß ausbrechen, und sie hatte das Gefühl, vor einem Riesenberg zu stehen.
    «Ich kann das nicht» ließ Vanessa nicht gelten. «Wenn du’s einmal geschnallt hast, kannst du’s, und dann kann es auch Spaß machen», wiederholte sie wie eine alte Studienrätin.
    Und sie saßen da bei schönstem Wetter und arbeiteten. Aber nun waren sie hier.
    «Wir fahren ja auch in den Urlaub», erklärte Lena. «Klar gehen wir da abends weg. Wir leben nicht auf dem Mond. So lange braucht die Fähre jetzt auch wieder nicht. Aber was hier nicht geht, das geht nicht. Dafür wohnen wir da, wo andere Urlaub machen. So muss man das auch mal sehen. Außerdem könnt ihr mir nicht erzählen, dass ihr endlos lange in Clubs abhängen könnt. Ihr seid ja auch noch keine 16 .»
    «Das stimmt», sagte Vanessa. «Aber manchmal kennt man halt jemanden, der jemanden kennt, der den Türsteher oder den Barkeeper kennt, und dann geht das schon. Das wissen die Eltern aber nicht. Wie ist das denn hier?»
    «Hier? Hier wird alles nicht so eng gesehen. Was soll denn groß passieren? Außerdem sind das wie gesagt keine wirklichen Clubs, eher so was, was man früher Disco oder so genannt hat.»
    «O Gott», sagte Antonia. «Ich glaube, eine Disco hat es nicht mal mehr gegeben, als unsere Eltern noch jung waren.»
    Lena stand auf. «Kommt ihr mit? Wir machen mit den anderen hinten ein Lagerfeuer und grillen. Dann lernt ihr die auch mal kennen.»
    «Wir kennen ja schon fast alle», sagte Vanessa.
    «Ja, hallo, guten Tag und tschüs», sagte Frauke. «Ihr wollt hier ein Jahr wohnen, da ist es möglicherweise besser, wenn man sich hier richtig vorstellt. Oder wollt ihr wie die Touris behandelt

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