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Sechs Richtige (German Edition)

Sechs Richtige (German Edition)

Titel: Sechs Richtige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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segelst du auch nur manchmal?»
    Fridtjof schaute Jan entsetzt an. «Bist du irre? Ohne Wasser geht bei mir gar nichts. Und ohne Segeln erst recht nicht. Furchtbar wäre das. Ich bin so oft im Wasser, dass sich meine Gehörknöchelchen schon verformt haben.»
    «Dann konntest du wahrscheinlich schon als ganz kleines Kind schwimmen.»
    «Nein», sagte Fridtjof träumerisch und schaute in die Ferne. «Ich trage immer Schwimmwesten, weil ich gar nicht schwimmen kann.»
    «Was?» Jan sah ihn mit offenem Mund an. «Dafür weißt du aber ganz schön viel übers Ertrinken», sagte er und konnte nicht verstehen, dass jemand, der nicht schwimmen konnte, so seelenruhig darüber sprach. Wahnsinn.

    «Ich heiße Lilly», sagte Lilly nun zum fünften Mal zu Opa Wilfried, der in Bonnies Zimmer auf ihrem für ihn viel zu kleinen Schreibtischstuhl saß und irgendwelche Steine vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Opa Wilfried sah aus, als hätte er die 100 schon überschritten, hatte er aber nicht, er hatte ihnen innerhalb von zehn Minuten schon achtmal erzählt, dass er 89 sei und Geologe. «Weil ich mich schon immer für Steine interessiert habe.»
    «Steine sind was Schönes.» Lilly nickte. «Aber es geht heute um was anderes.» Sie hatte schon ein neues Nutellaglas im Anstich und ließ den Löffel vorsichtig hineingleiten. Das war das Schönste – zum ersten Mal die glatte Oberfläche zu durchbrechen.
    «Opa Wilfried», fing Bonnie an. «Du hast mir doch mal von Klaus Störtebeker erzählt, erinnerst du dich daran?»
    Opa Wilfried wurde sofort giftig. «Ich bin ja kein alter vergesslicher Sack», sagte er böse und wackelte mit dem Kopf. «Was hast du gefragt?»
    «Nach Störtebeker. Der Schatz.»
    «Richtig.» Der Opa stand auf. «Ich bin mir ganz sicher, dass einer hier auf Helgoland versteckt ist. Es wissen nicht viele, dass der alte Klaus überhaupt hier auf der Insel war. Er wurde ja
vor
Helgoland, also auf der Nordsee, geschnappt. Aber er war hier, das weiß ich von einem Freund, der ist Archäologe.»
    «Und wo ist der Schatz?», fragte Lilly aufgeregt.
    «Das ist eben die große Frage», sagte der Opa und sortierte hässliche Steine auf Bonnies Schreibtisch, wobei er Kratzer ins Holz machte, was Bonnie aber gar nicht schlimm zu finden schien.
    «Der Klaus wurde 1401 vor Helgoland besiegt. Da war er auf seinem Schiff. Man hat ihn gefangen genommen und mit dem Schiff Bunte Kuh nach Hamburg gebracht, dort wurde der Klaus vor Gericht gestellt, und da sah es gar nicht gut für ihn aus. Er war fertig mit den Nerven, der Klaus.» Es hörte sich ein wenig so an, als sei Opa Wilfried damals, 1401 , mit dabei gewesen, als die den Klaus besiegt und nach Hamburg verfrachtet hatten.
    «Das kann man ja damals alles nicht mit heute vergleichen», ging es weiter, und wieder wurde Holz mit einem scharfen Stein zerkratzt. «Das war ja damals alles anders. Das waren harte Zeiten. Der Klaus, den haben sie dann geköpft. Der ist noch ohne Kopf an denen vorbeigerannt.»
    Lilly war blass geworden. «Wie geht das denn?»
    «Das machen Hühner auch», erklärte Bonnie wichtig. «Sie laufen ohne Kopf weiter.»
    «Ja, wie lange denn?»
    «Das ist völlig unterschiedlich.»
    «Ich werde darüber lesen müssen.»
    «Tu das. Also, Opa Wilfried, der Schatz. Der Schatz vom Klaus. Was meinst du, wo könnte er liegen?»
    «Was?»
    «Der Schatz. Klaus Störtebeker. Du sagtest doch, dass Klaus hier auf der Insel gewesen ist.»
    «Gar nichts hab ich gesagt», lamentierte der Opa. «Aber ich kann euch viel über den Klaus erzählen. Er wurde vor Helgoland gefangen genommen. Das war 1401 . Da war er auf seinem Schiff, und die Männer auf der Bunten Kuh haben ihn geschnappt.»
    Lilly verdrehte die Augen und sah Bonnie an, die genauso ratlos aussah. Das mit der Schatzsuche könnte kompliziert werden.

8
    «Ist das toll.» Antonia und Vanessa saßen am Strand und starrten aufs Wasser. Es war Vollmond, und die herankommenden Wellen glitzerten im Licht. In der Nähe lagen zwei Kegelrobben und schienen zu schlafen, jedenfalls bewegten sie sich nicht. Das gleichmäßige Wellengeräusch lullte einen ein, die Sterne strahlten vom Himmel, als würden sie Geld dafür bekommen. Es war kitschig, es war ganz anders als ein Abend in Frankfurt, aber es hatte was, fast alleine bei Dunkelheit auf einer kleinen Insel im Sand zu sitzen und nichts zu hören außer den Wellen und den entfernten Gesprächen der anderen, die um den Grill saßen.
    Lena und Frauke hatten recht

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