Sechs Richtige (German Edition)
hab die Haare in die normale Farbe zurückgetönt.»
«Ach», sagte Fridtjof. «Das hatte ich doch vorgeschlagen. Das sieht echt viel, viel besser aus.»
«Jetzt bin ich kein grüner Gnom mehr», sagte Vanessa und hatte das Gefühl, dass irgendwas anders war als sonst.
Fridtjof blieb stehen und sah sie an, und sie stellte fest, dass seine Augenfarbe ständig wechselte, je nach Sonneneinstrahlung. Eben noch waren sie blau gewesen, jetzt grün. Jedenfalls waren sie schön.
«Natürlich bist du kein grüner Gnom», erklärte er ihr und setzte sich an den Beckenrand.
«Danke.» Vanessa setzte sich neben ihn.
«Jetzt bist du ein kleiner brauner Gnom», sagte Fridtjof und lachte sie an.
Erst wollte Vanessa was Schnippisches sagen, aber dann überlegte sie es sich anders. Sie sagte gar nichts und ließ sich ins Wasser gleiten.
«Komm doch rein, Friedhof», sagte sie. «Zum braunen Gnom.»
Jetzt war Fridtjof an der Reihe, rot zu werden. «Ich kann ja noch nicht so gut schwimmen», sagte er leise.
«Ach echt? Soll der kleine braune Gnom ein bisschen mit dir üben?», fragte Vanessa freundlich. «Das macht er doch gern.»
Fridtjof wusste nicht, ob ihm das jetzt peinlich sein sollte oder nicht. Aber immerhin hatte er angefangen mit dem Sticheln, und deswegen kam er langsam ins Wasser und hielt sich am Beckenrand fest.
«Hier kannst du noch stehen», sagte Vanessa. «Keine Panik. Ich bin da.»
«Das ist gut. Ich kann’s ja schon halbwegs, echt.»
«Ich will nicht glauben, dass jemand auf einer Insel wohnen und nicht schwimmen kann», wunderte sich Vanessa.
«Meine Eltern sind fast an mir verzweifelt», gab Fridtjof zu. «Sogar meine kleine Schwester war fertig, weil ich’s einfach nicht lernen wollte. Ich hatte ja die Rettungswesten. Tja, und irgendwann hatte ich es einfach so hinbekommen und nicht mehr darüber nachgedacht.»
«Da musste erst mein Bruder, der große Retter, kommen», sagte Vanessa. «Und natürlich der kleine braune Gnom. So, komm, wir üben. Gnomarme vor.»
«Sehr witzig.»
«Ich kann auch gehen.»
«Nein!»
«Dann halt einfach die Klappe und tu, was ich dir sage.»
11
Einige Tage später
«Nana hat mir gesimst», sagte Mia und drehte sich zu Jan um. Sie lagen am Strand der Düne, und Mia spielte mit ihrem Smartphone herum. «Sophia und Marko sind heute aus New York zurückgekommen, und weißt du was? Sophia hat der Freundin von Nanas Schwester erzählt, dass sie jetzt fest mit Marko zusammen ist. O Mann.»
«Wer hat wem was erzählt?», fragte Jan, der durcheinanderkam. «Egal. Scheiße. Vielleicht sollten wir es Vanessa und Antonia jetzt doch sagen.»
«Wahrscheinlich hast du recht. Dann machen wir das nachher.»
«Ups.» Mia setzte sich auf. «Oha.»
«Was ist?»
«Super, irgendjemand hat uns vor ein paar Tagen bei diesem grauenhaften Tanz fotografiert und das gerade bei Facebook gepostet.»
Sofort holte Jan sein iPhone aus der Strandtasche und loggte sich ein. «Auf meiner Seite auch. Ach du Scheiße, wie kacke sehen wir denn da aus? Und vorne die Alte mit dem Schirmchen. Die könnte unsere Oma sein.»
«Das war dieser Jens. Der hat das gepostet. Spinnt der? Der hat uns alle ja sogar noch markiert.»
«Und es sind voll viele Bilder. Da ist Barbie. Die hat ja auch mitgetanzt, das hab ich gar nicht mitgekriegt.»
«Ich auch nicht. O Mann, das kann nicht wahr sein. Das sieht so aus, als würden wir das dauernd machen.»
«Diesen Jens knöpf ich mir nachher vor», sagte Jan giftig. «Der hat mir ja noch nicht mal ’ne Freundschaftsanfrage geschickt und markiert mich hier auf allen möglichen Fotos. Das ist doch scheiße.»
«Prima», sagte Mia. «Und da kommen auch schon die ersten Kommentare.» Sie kicherte.
«O nein.» Jan schlug seinen Kopf mehrmals auf das Handtuch. «Dennis schreibt: ‹Voll cool. Meine Eltern können das auch.› Und Lisa hat ‹Wenn das Jahr rum ist, tragt ihr alle Hornbrillen, Windjacken und feste Schnürschuhe. Und du wahrscheinlich ’ne Testosteronhecke, hahahaha!›»
«Bei mir genauso, Dany schreibt, ich soll bloß schnell von hier weg, damit ich nicht mit dem Inselvirus infiziert werde. Und ob wir jetzt auf Gammelfleischpartys gehen würden. Sehr nett. Den anderen Scheiß les ich erst gar nicht.» Sie klappte ihr Smartphone zu. «Nett ist das nicht. Unsere Freunde haben gar keinen Humor.»
«Nicht nur keinen Humor, die machen sich lustig, und das finde ich richtig mies», sagte Jan und stand auf. «Die waren gar nicht dabei. Es war doch
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