Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)
schon«, entgegnete er ungerührt. »Die meisten Frauen schauen eh nur aufs Geld. Die würden mir alle aus der Hand fressen und nicht nur daraus.« Daniel zwinkerte Melanie zu, die angeekelt das Gesicht verzog.
»Das sind Bilder, die man nie mehr aus dem Kopf bekommt.«
»Glück hat doch wirklich nichts mit Geld zu tun«, warf ich ein. »Ich wäre glücklich, wenn Ulf mich mal anriefe. Aber das kann ich mir ja nicht kaufen.«
»Sag ihm, dass du eine Million auf dem Konto hast, und der baut eine Standleitung zu dir auf«, meinte Daniel lachend.
»Ach, du verstehst mich nicht. Ich möchte nur einmal richtig glücklich und zufrieden sein, das war ich noch nie.«
»Ich denke, du stehst auf diesen Ulrich?«
»Ulf!«, korrigierte ich Daniel. »Ja, er aber nicht auf mich, nicht so richtig. Ich möchte einmal einen Mann treffen, bei dem ich weiß, der würde für mich Mangos auf dem Kilimandscharo züchten, oder so.« Melanie lächelte versonnen. Sie wusste, wovon ich sprach. Daniel schaute uns an, als bereue er zutiefst, sich für ein Volontariat beim Radio entschieden zu haben anstelle eines ordentlichen Berufs wie Dealer oder Zuhälter.
»Mangos auf dem Kilimandscharo?«, hakte er nach.
»Na ja, Mangos im übertragenen Sinne jetzt für mich, und für sich, äh, Bananen vielleicht, wenn er die lieber mag, er soll ja nicht nur machen, was ich will, aber eben auch …«
Melanie sprang mir bei. »Er könnte ja eine Mango-Bananen-Mischung züchten, das würde das Zusammengehörigkeitsgefühl noch mehr stärken.«
»Gute Idee.« Dankbar nickte ich ihr zu.
»Ihr spinnt doch total«, sagte Daniel und zeigte uns den Scheibenwischer. Wahrscheinlich hatte er recht. Ulf würde nicht mal einen Apfel im Supermarkt für mich besorgen, dachte ich. Der wollte ja auch nicht meine Brötchen.
»Äh, ja, wie waren wir da jetzt draufgekommen?«, fragte ich verwirrt.
»Durch deine Lotto-Mangos, nein, natürlich Lottomillionäre?«, half mir Daniel neckend auf die Sprünge.
»So war’s«, sagte ich bestimmt und versuchte dabei wieder souverän und nicht wie eine Hippieträumerin zu klingen. Flugs klickte ich mich auf eine andere Seite.
»Hier, hört mal! In Spanien hat bei der Weihnachtslotterie › El Gordo ‹ mal ausgerechnet der Bürgermeister eines kleinen Ortes eine Riesensumme gewonnen. Ihm wurde vorher Korruption vorgeworfen, weil er Millionen eines Klärwerks veruntreut haben soll«, las ich vor.
»Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen!«, rief Daniel feixend, und Melanie ging naserümpfend zurück an ihren Platz.
Sport setzt Stoffe in unserem Körper frei,
die wir als Glückshormone bezeichnen können.
Wer Sport treibt, ist fröhlicher, optimistischer als andere!
Martin Kessel
»Fuß rechts vorne, tepp, Arm links halbe Höhe, Hüfte locker neunzig Grad, halbe Drehung, linkes Bein hinten rum und Sprung.« Ricky Martins letzter Ton seines Songs ›Loaded‹ verhallte, und Rafael strahlte uns mit künstlich aufgerissenem Mund an. Rafael war unser Zumbalehrer. Er trug Stirnband. In Wahrheit hieß er Ralf. Rafael sollte wohl lateinamerikanischer und heißblütiger klingen. Aber der Blick in den großen Spiegel des Gymnastikraums bewies, dass Rafael alias Ralf keine rhythmischen, grazilen Carmens, Marias oder Glorias vor sich hatte, sondern plumpe, kräftige Sabines, Reginas und Jules. Klatschnass verharrten wir allesamt in einer Art Schockstarre und versuchten nach Rafaels aufmunterndem »Olé!« allmählich, unsere verdrehten Arme und Beine wieder einzusammeln. Wir hatten eine Zumbachoreografie eingeübt, die wir soeben zum ersten Mal in einem durch getrampelt, äh getanzt hatten. Zumba war dieser moderne Latinotanz, der mit Spaß die Fettpolster zum Schmelzen bringen sollte. Ich wollte nämlich nie wieder erleben, dass Ulf auf meine laszive Frage, ob er mich heiß finde, antwortete: »Na klar finde ich dich heiß. Heiß und fettig!«
In die begehrten Kurse eilte jede ehrgeizige, körperbewusste Hamburgerin, die vorher schon an Yoga, Pilates und »Lerne deinen Körper neu kennen«-Nia gescheitert war.
»Kommst du noch mit in die Bar?«, fragte mich meine besteFreundin Verena, die ich zum Zumba gezwungen hatte als Gegenleistung dafür, dass ich mit ihr mal an einem Wochenend-Lach-Seminar teilgenommen hatte. Zum Heulen war das gewesen.
Verena kannte ich seit Ewigkeiten schon. Mit ihr war ich in den vergangenen Jahren durch dick und dünn gegangen, im wahrsten Sinne des Wortes. Sowohl Diäten hatten wir
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