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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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»Bundespräsident« geäußert, aber auch »das erste Mal« oder »Haarverlängerungen« launig kommentiert. Auch Holger sah nicht so aus, als könnte ihn das Mikrofon abschrecken. Als Makler hatte er schon häufig mit den Medien zu tun gehabt, wie er gern ungefragt erklärte. Er nickte auf die Bitte, ihn aufnehmen zu dürfen.
    »Wenn ich im Lotto gewinne, also mindestens eine Million, dann kauf ich mir ein Haus in der Toskana oder Provence, egal, oder in den Hamptons, ich kenn die da ja alle.« Den letzten Zusatz würde ich vermutlich herausschneiden. »Vielleicht auch ein Penthouse in New York oder so eine kleine Insel wie der Pilawa in Kanada. Dahin hab ich auch Kontakte.« Klar. »Cool wäre auch eine Yacht, so eine, wie der Abramowitsch hat. Vielleicht sattele ich auf Yachten-Makler um.« Verena sah Holger mitleidig von der Seite an. Sie war mit ihm in die Schule gegangen und hatte mir einmal erzählt, dass er in einer kleinen Wohnung aufgewachsen war und als Einziger auf der Klassenreise bei der Zuordnung derPärchen leer ausgegangen war. Der Größenwahn war bestimmt die späte Rache an den mittellosen, unglückseligen Umständen seiner Jugend.
    »Holli, dafür reicht eine Million niemals, dafür musst du den ganz großen Jackpot knacken!«, ermahnte Verena ihn.
    »Jule hat gesagt, ich soll rumspinnen. Sie braucht doch verrückte O-Töne, oder?« Ich nickte. »Wer will denn im Radio schon hören, dass jemand sagt, er legt sein Geld gut an und geht weiter arbeiten.« Holger war beleidigt, und ich versuchte ihn wieder aufzuheitern.
    »Recht hast du, Holger. Genauso ist es. Mein Chef will Reißer-Töne. Du kennst dich aus, oder?« Sofort war Holger hellwach.
    »Na klar, Jule, ich sag dir mal, wie das funktioniert in den Medien. Ich hatte schon mal die große Ehre …«
    »Willst du auch wissen, was ich machen würde?«, unterbrach ihn Andrea, die von der Toilette zurückgekommen war und Holgers Geschwafel noch nie hatte ertragen können. »Ich würde dem Kindergarten um die Ecke Geld spenden, den ›Stoppelhopsern‹, damit die nicht schließen müssen. Die hat’s bitter getroffen, stand sogar in der ›Mopo‹.«
    »Stimmt«, erinnerte ich mich. »Hab ich auch gelesen.« Andrea holte tief Luft, boxte Holger in die Rippe und fügte hinzu: »Und natürlich würde ich mir Weltfrieden kaufen!« Holger stöhnte laut auf wegen des Rippenstoßes und des Friedensgesülzes.
    »Ich glaub, ich muss los!«, sagte er, schnappte sich seine Tasche und war weg.
    »Das mit der Yacht klingt ja total mondän und super«, mischte sich Helen ins Gespräch um die Lottomillionen ein. »Aber ich würde mir einfach mal ein paar kinderfreie Abende kaufen, um mit meinem Mann wegzugehen. Klingt banal, oder?« Wir schüttelten allesamt den Kopf.
    »Nö! Versteh ich total gut«, sagte ich, obwohl ich keine Ahnunghatte, wie es war, sich eine Auszeit von seinen Kindern zu wünschen.
    »Nur einen Babysitter wünschst du dir?«, fragte Andrea noch mal nach. »Du bist zu gut für die Welt, Helen, schlimm, ganz schlimm.«
    »Na ja, okay, ein paar Juwelen und Diamanten dürften es natürlich auch sein …«, gab Helen grinsend zu, und wir lachten erleichtert auf.
    »Unglaublich, dass du Geld dafür ausgeben würdest, mit deinem Mann allein zu sein!«, sagte Regina, eine Vierzigjährige, die ich hier im Kurs kennengelernt hatte. Allein wegen ihres sarkastischen Humors hatte sich Zumba schon gelohnt. »Was glaubt ihr, wie viel ein Killer kostet, der meinen Mann aus dem Weg räumt?« Ich überlegte, ob ich das Mikrofon besser ausstellen sollte, nicht, dass dies später als Beweismaterial gegen Regina verwendet werden könnte.
    »Kommt drauf an. Am Kiez stehen die bestimmt total inflationär an jeder Straßenecke rum«, dachte Verena laut.
    »Äh, sonst noch irgendwelche Millionenwünsche?«, ging ich dazwischen.
    »Ja, hier!«, meldete sich Jutta, die Leiterin der Hamburger Obdachlosenzeitung. Sie würde mit dem Geld ein Wohnungsbauprojekt unterstützen.
    »Und ich«, beendete Verena unsere Lottoträumereien, »ich würde einfach nur gerne eine Südamerikareise mit Jule machen. Damit wir das blöde Zumba mal vor Ort ausprobieren können.« Das rührte mich. Am liebsten hätte ich sofort meine Koffer gepackt. Und der Einzige, den ich noch lieber als Verena neben mir im Flugzeug sitzen gehabt hätte, war Ulf. Das sagte ich aber nicht laut und stellte das Mikrofon wieder aus. Das Material reichte locker für eine kleine Umfrage im Beitrag.
    Mein Handy

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