Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
mit einer Spur auseinanderzusetzen, die sie im Moment nicht einen Schritt weiterbrachte.
Sie war ganz froh, als Markus’ Handy klingelte. Er schaute auf das Display. „Ralf.“ Er nahm das Gespräch entgegen, hörte kurz zu und sagte dann zu allen in der Runde: „Die drei Körperteile, die wir bisher in den Caches gefunden haben, gehörten zu einer Person, und sie wurden alle zum gleichen Zeitpunkt abgeschnitten. Es muss sich um einen fünfzig- bis sechzigjährigen Mann handeln, leicht übergewichtig. Kein Handwerker, gepflegter Fingernagel, wahrscheinlich sogar manikürt. Der Mensch war bereits einige Zeit tot, als die Körperteile entfernt wurden. Keine Tage, aber ein oder zwei Stunden. Dazu wurde scheinbar ein großes Küchenmesser verwendet.“
Lisa hatte intensiv zugehört. „Eine Leiche, eine zerstückelte Leiche. Warum haben wir die noch nicht gefunden? Ist sie der Schlüssel zum Ganzen oder ist sie noch nicht dran?“
„Gehen Sie davon aus, dass der Täter eine bestimmte Reihenfolge verfolgt?“
„Unbedingt. Für den Täter ergibt das einen Sinn. Die Caches sind nummeriert, die Leichen sind nummeriert, und es scheint eine eindeutige Verbindung zwischen ihnen zu geben, auch wenn die uns bisher nur als vage Möglichkeit erscheint.“
Markus ergänzte: „Außerdem will er Aufmerksamkeit. Wir wissen nicht, wessen. Ob er uns etwas sagen will, also uns als Polizei, oder ob er sich an die Gemeinde der Geocacher insgesamt oder einige spezielle wenden will, wissen wir nicht.“
„Es wäre auch denkbar, dass er die nächsten Opfer erschrecken will“, überlegte Meckler.
Lisa sah ihn erschrocken an. „Sie meinen, die anderen Opfer stehen schon fest und könnten das Muster erkennen, sobald die Namen der anderen publik werden?“
„So ungefähr, ja.“
„Dann sollten wir die bekannt geben, so schnell wir können und dazu aufrufen, dass die Leute sich bei uns melden sollen, wenn sie eine Verbindung sehen.“
„Das sollten wir uns genau überlegen. Es könnte auch zu einer Massenpanik oder einer Vorverurteilung führen. Sie haben doch heute Morgen den nächsten Hinweis gefunden. Wohin führt er Sie?“
„Es wird ein Schloss erwähnt“, sagte Markus.
„Gut, dann teilen Sie mal die Schlösser unter sich auf. Frau Bornschein, Herr Hahn, Sie unterstützen die beiden Kollegen von der Kripo. Ich bin in einer Stunde in Hildesheim verabredet. Wir werden absprechen, wie wir in Bezug auf die Presse vorgehen wollen. Sie erreichen mich trotzdem ständig. Bitte informieren Sie mich schnellstmöglich über neue Entwicklungen.“
Eine gute Stunde später meldete sich Reinhold Meckler in Alfeld und teilte ihnen mit, dass bei allen regionalen Zeitungen E-Mails mit dem Text des dritten Gedichts eingegangen waren. Zwei hatten von sich aus die Polizei informiert. Man hatte sich mit allen darauf verständigt, nur das Notwendigste zu veröffentlichen und alle Berichte abzustimmen.
Lisa bezweifelte, dass das funktionieren würde, doch Meckler war optimistisch. „Ein paar Tage gewinnen wir sicher.“
Er sagte außerdem: „Ich leite euch die E-Mails zu. Im Betreff steht jeweils: Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erretten.“
„Goethe?“
„Faust.“
„Vor dem Tod erretten?“
„Vor Strafe?“ Meckler seufzte. „Als Text gab es nur das Gedicht. Keine Unterschrift.“
„Von wo wurde die Mail verschickt?“
„Prüfen wir noch.“
31
Abbensen, Freitag, der 9.9.2011, am frühen Morgen
Eigentlich war Sola kein Frühaufsteher. Doch heute hielt ihn nichts im Bett. Janka hatte sich bereits vor dem Morgengrauen aus dem Bett geschlichen, weil sie eine Lieferung erwartete. Irgendwelche Muskelaufbaupräparate für Schlaffis.
Und er wollte unbedingt sehen, riechen, hören, wie seine kleinen Überraschungen von gestern Abend angekommen waren.
Er rief das Polizeikommissariat in Alfeld an. Die nette Polizistin in der Telefonzentrale verriet ihm, dass Lisa Grundberg ab 8 Uhr unter der Durchwahl 22 zu erreichen sein würde.
Perfekt.
Er hatte noch ausreichend Zeit, sich zu rasieren.
Nun hatte er sie doch beinahe verpasst. Als er an ihrem Wagen vorbeifuhr, kam sie aus der Haustür. Er wendete und sah, wie sie die Straße überquerte. Bevor sie in ihr Auto einstieg, schaute sie sich um. Sie sah ihn. Keine Frage. Aber sie erkannte ihn nicht, wie auch. Offiziell waren sie sich noch nie begegnet.
Er kannte sie. Das musste reichen.
Trotzdem musste er von nun an etwas vorsichtiger sein.
Wenn sie sich
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