Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
wie seine Haare. Irgendwie verwunderte sie das. Da sie ebenso gut im Auto auf ihn warten konnte, ging sie nach draußen.
Sie schaltete das Radio ein und sofort wieder aus, als sie die Stimme von Unheilig erkannte. Nach Melancholie stand ihr der Sinn überhaupt nicht.
Wo Markus blieb?
Sie war unruhig. Wollte endlich los.
Markus drückte ihr einen Becher Kaffee in die Hand, als er einstieg. „Trink vorsichtig, durch die Tülle fühlt sich der Kaffee viel heißer an. Außerdem schwappt die Flüssigkeit, wenn du weiter so ruppig fährst.“
Er legte auch zwei Brötchen auf das Armaturenbrett. „Für dich Erdbeermarmelade.“
„Danke.“ Lisa bekam ein schlechtes Gewissen. Er kümmerte sich rührend um sie, und sie nörgelte nur.
Er biss herzhaft in sein Brötchen, sodass die Krümel flogen und ein Nutellafaden an seinem Kinn hängen blieb. „Ich habe gestern noch Herrn Gerling erreicht. Du weißt schon, den Chef der Metallbauer.“
„Wegen des Unfalls in Abbensen?“
„Genau. Er kam erst gegen neunzehn Uhr von einer Geschäftsreise. Er sagte, Thomas Steinwand wäre ein extrem zuverlässiger Arbeiter.“
„Aber?“
„Das habe ich auch gefragt. Er hatte das mit dem Arbeiten so betont, dass es offensichtlich war, dass er noch etwas anderes mitteilen wollte.“
„Trinkt er?“
„Nee, scheinbar ist er ein Eigenbrötler, arbeitet am liebsten allein.“
„Das mach ihn nicht zum Mörder.“
„Das wollte Herr Gerling sicher gar nicht andeuten.“
„Was denn sonst?“
„Er hat sich um eine klare Antwort gedrückt. Aber ich denke, er wäre froh, wenn er Steinwand entlassen könnte. Scheinbar verätzt er das Betriebsklima. Legt jedes Wort auf die Goldwaage und betrachtet jede Kritik als persönlichen Angriff.“
„Meinst du, die Reklamationen von Schloss Abbensen haben ihn dazu gebracht, seine Auftraggeberin umzubringen?“
„Nö, aber vielleicht wollte er ihr eine Lehre erteilen. Immerhin war er als rettender Engel zur Stelle.“
„Da ist was dran. Wir sollten ihn persönlich befragen.“
Zehn Minuten später parkte sie auf der Hauptstraße Lamspringes hinter Ralfs Passat.
Die beiden Männer standen an der Hausecke und schienen auf sie zu warten.
Die Begrüßung fiel spärlich aus. Dann ging Ralf voraus und führte sie zur Rückseite des Gebäudes. Unter einem Mauervorsprung klemmte eine Plastikflasche. Sie war beige angestrichen, sodass sie fast nicht auffiel.
„Müller Milch!“, sagte Markus.
„Unverwüstlicher Kunststoff“, antwortete Fitz.
„So habt ihr sie gefunden?“, fragte Lisa.
„Genauso. Ich habe vorher vorsichtshalber ein Foto gemacht“, erklärte Fitz.
Lisa steifte Latexhandschuhe über und zog die Flasche aus der Maueröffnung. Verblüfft drehte sie das Päckchen mit dem Stück Fleisch in der Hand. „Was ist das?“
„Ein Zeh, denke ich“, sagte Ralf.
„Ein Zeh? Könnte sein. Dann ist das der Nagel.“ Lisa besah ihn genau und wollte ihn Markus übergeben. Der schüttelte den Kopf. „Gib mir den Zettel. Ich will das Gedicht lesen. Der Zeh sagt mir sowieso nichts.“
Lisa bewegte die Flasche hin und her, bis der Zettel in der Öffnung erschien. Sie faltete ihn auf. Markus las ihn laut vor.
Mit Schwung
3 von 8
Erst ging es steil bergan.
Ein Schloss sollte es werden.
Du hast die Chance vertan,
ruhst nun in der Erden.
Einige Minuten sagte niemand ein Wort.
„Mir fällt dazu Schloss Abbensen ein“, meinte Lisa schließlich.
„Oder Schloss Marienburg!“, ergänzte Markus.
Vorwurfsvoll entgegnete Fitz: „Das gehört nicht zum Landkreis Hildesheim, sondern nach Pattensen. Außerdem gibt es noch mehr Schlösser, in Brüggen zum Beispiel.“
„Dann sollten wir wohl mal eine gemütliche Schlösserrundfahrt veranstalten“, schlug Lisa vor.
„Zuerst werden wir eine Nachricht an alle Dienststellen herausgeben“, sagte Markus und zog sein Handy heraus.
„Weswegen?“
„Das hier ist der dritte Cache, aber uns fehlt noch die zweite Leiche.“
29
Abbensen, Freitag, der 9.9.2011
Corinna genoss den Auftritt. Jede einzelne Sekunde davon.
Sie hatte den gleichen Taxifahrer erwischt wie beim letzten Mal. Vielleicht gab es auch nur einen einzigen in ganz Alfeld. Er jedenfalls hatte die Prinzessin ebenfalls wiedererkannt. Nach dem Bezahlen hatte er ihr seine Visitenkarte gegeben, freundlich gelächelt und gesagt: „Fragen Sie nach Norbert. Ich fahr Sie, wohin Sie wollen.“
Das hatte ihr den Rücken gestärkt. Es gab eben überall nette
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