Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
verschwindet das Trinkwasser nach Freden.“ Corinna bückte sich und schöpfte eine Handvoll. „Das schmeckt angenehm.“
Ihre Gedanken kreisten. Einen Ausflug hierher mussten sie im Schloss Abbensen unbedingt anbieten. Vielleicht ließ sich auch mit dem Wasser etwas machen.
Sie bemühte sich immer wieder, ihre Aufmerksamkeit auf Thomas zu richten, doch es fiel ihr schwer, da sie so viele Ideen verarbeiten musste. Außerdem warteten im Wellness-Hotel ihre ersten Kundinnen auf sie.
Schließlich bat sie ihn, sie nach Haus zu bringen.
6
Nimm’s nicht so schwer
43
Alfeld, Dienstag, der 13.9.2011
Markus raste nach Bad Salzdetfurth. Lisa beäugte jeden Radfahrer misstrauisch. Ein Velomobil sahen sie nicht.
„Wie bist du so schnell auf die Lösung gekommen?“, fragte Lisa ihn, wobei sie sich insgeheim wunderte, ob sie denn so glasklar auf der richtigen Fährte unterwegs waren.
„Bulle und Park, das ist so eindeutig. Du brauchst gar nicht so skeptisch zu gucken. Die Kollegen aus Söhlde waren schließlich derselben Meinung.“
„Nun verrat’s mir schon!“
„Bullenstall nennt sich ein Veranstaltungszentrum im Schlosspark von Bodenburg.“
Lisa wiederholte flüsternd noch einmal den Text des fünften Gedichts. „Ein Kerl wie ein Bulle im Park, okay, das könnte es sein.“ Sie lehnte sich etwas entspannter zurück.
„Was geht dir durch den Kopf?“, wollte Markus wissen.
„Nun ja, wir haben den fünften Cache, sind unterwegs zum sechsten, falls wir richtig liegen. Bisher haben wir drei Tote gefunden. Ich frage mich, ob der vierte Mord bereits geschehen ist.“ Sie sah Markus fragend an: „Wenn wir den Kerl …“
„Oder die Frau.“
„Meinetwegen, jetzt beim Legen des nächsten Caches erwischen, was meinst du, wie viele Menschen können wir retten?“ Sie sprach immer leiser. „Oder sind vielleicht alle schon tot?“
Markus wiegte den Kopf. „Nein, soweit ich Ralf verstanden habe, hat sie sich bei den ersten beiden Fällen an die Reihenfolge gehalten. Erst den Cache legen, dann den Mord begehen.“
„Das klingt ziemlich zynisch.“
„Was kann ich dafür? Ich hab’s mir nicht ausgedacht.“
„Ja, ja. Der dritte Mann, der Architekt, der war von Anfang an tot, bevor alles losging.“ Lisas Gedanken drehten sich im Kreis. Sie suchte nach dem Sinn. „Wir wissen noch nicht, ob er oder sie nur bei Lothar Senftleben in Alfeld etwas Wertvolles mitgenommen hat, oder?“
„Da sagst du was, ruf gleich in Alfeld an und frag nach. Das wäre vielleicht ein wichtiger Hinweis.“
Einige Kilometer weit schwiegen sie. Dann erkundigte Lisa sich: „Glaubst du, dass eine Frau als Täterin infrage kommt?“
„Die Zeugin hat eine Frau gesehen.“
Lisa fand zwar, dass dies keine vernünftige Antwort war, wusste aber auch, dass Markus sich nicht endgültiger festlegen würde. Er hielt nichts von ihrem Bauchgefühl und behauptete steif und fest, dass sein Bauch ihn allerhöchstens über Hungergefühle und Seitenstechen informierte.
Lisa hingegen vertraute ihrem Instinkt. Wenn sie an den Menschen dachte, der mit abgetrennten Gliedmaßen durch den Landkreis fuhr, sah sie einen Mann vor sich. War es denkbar, dass eine Frau in ihre Wohnung eingestiegen war und ihr den Sender ins Auto geschmuggelt hatte? Niemals! Die Veränderungen bei ihr zu Haus waren so gezielt, so persönlich, ihrem Gefühl nach eindeutig männlich.
Gerade als sie Markus darauf ansprechen wollte, sagte er, nachdem er sich mehrmals geräuspert hatte: „Manchmal denke ich, wir kennen die Täterin schon längst, merken es nur nicht. Was hältst du von dieser Corinna Schwartz?“
Lisa schaute ihn verblüfft an. „Welchen Grund sollte sie haben?“
„Ganz abgesehen davon, dass Psychopathen nicht unbedingt plausibel handeln müssen, könnte diese irre Geschichte jede Menge Neugierige und Touristen anlocken.“
Lisa mokierte sich über ihn. „Die buchen garantiert ausgerechnet ein Beauty-Wochenende.“
„Es ist ja nur, nur wegen Fitz.“
„Verdächtigst du ihn etwa?“
„Nicht direkt. Vielleicht benutzt sie ihn? Denk mal drüber nach.“
„Fitz ist dein Freund.“
„Eben. Es ist nicht auszuschließen, dass wir deswegen auf dem Auge blind sind.“
Erstaunlicherweise fand Lisa den Gedanken lächerlich. Sie wusste nicht warum, aber sie mochte Corinna Schwartz.
Als Markus vor der Salzdetfurther Dienststelle ausrollte, traten die beiden Kollegen der örtlichen Dienststelle bereits vor die Tür. Ohne große Worte stiegen sie
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