Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
lieferte Ware aus, erhielt dafür eine ausgezeichnete Bezahlung, die er mit Monkey, kleinerer Betrag, und Voigt, größerer Betrag, teilte. Der Löwenanteil gehörte ihm.
Wagner wurde von Voigt entlohnt. Wie das vor sich ging und worin die Entlohnung bestand, wusste Sola nicht. Er ahnte zwar etwas, würde aber den Teufel tun, sich da einzumischen.
Um 18.30 Uhr erhielt Sola eine SMS von Monkey.
Ab 19.30 Uhr stand Gabriel vor der Garage hinter der Werkstatt. Als der Tiguan vorfuhr, glitt das Tor auf. Sobald der Wagen darin verschwunden war, schloss es sich wieder. Sola blieb noch einen Moment davor stehen und beobachtete die Umgebung.
Nichts rührte sich.
Niemand hatte etwas bemerkt.
Sola kontrollierte, ob das Tor verschlossen war, bevor er durch die Seiteneingangstür trat.
Monkey hatte den Kofferraum bereits geöffnet und zog den Behälter heraus.
Sola fand, dass er ziemlich klein aussah.
„Nimmst du den anderen?“, fragte Monkey.
„Was ist da drin?“
„Ein paar Netzhäute, die nimmt er mit nach Berlin.“
„Hat er mir nicht mitgeteilt. Wir können hier noch keine einsetzen.“
„Ergab sich im letzten Augenblick. Durch die Verzögerung. Gestern wären sie noch nicht da gewesen.“
„Verstehe.“
„Integrierte Kühlung. Müssen wir nur an den Strom anschließen, nicht mehr umlagern.“
Monkey verließ die Garage durch die schmale Tür in der Rückwand.
Sola nahm die kleine Box aus dem Kofferraum und schlug die Haube zu.
Monkey wartete in der Werkstatt auf ihn. Sola öffnete die getarnte Tür. Sie traten hintereinander hindurch. Monkey nickte Janka zu. Sie stand in der Mitte des Raumes und bewegte ihre Hände, als würde sie sie waschen.
Vielleicht tat sie das sogar. Sie verwendete oft ihr Desinfektionsmittel und massierte es gefühlte zwanzig Minuten ein.
Trotzdem wirkte sie nervös, was Sola durchaus verstehen konnte. Sie war zum ersten Mal dabei. Er würde sie aufmerksam beobachten. Unter Umständen wäre es bei der nächsten Lieferung sicherer, die Ware erst auszupacken und Janka anschließend zu informieren. Selbstverständlich hätte er das auch heute so handhaben können, doch er musste sichergehen, dass Janka nicht zögerte, dass sie effektiv und zielgerichtet erledigte, was getan werden musste.
Monkey stöpselte die zweite Kühlbox ein und sah sich in dem Raum um. „Gute Ausstattung“, sagte er, drückte Jankas Schulter, nickte Sola zu und verließ das Zimmer.
Sola schloss die Tür hinter ihm und wandte sich zu Janka um, die den Behälter bereits geöffnet hatte.
Sie hob das erste Bündel heraus und legte es auf den Behandlungstisch in der Mitte des Raumes. Im Licht der Wärmelampe wirkte ihr Gesicht rosig. Routiniert kontrollierte sie die Vitalzeichen des Säuglings vor ihr. Erst danach wickelte sie ihn aus.
„Alles okay?“, fragte Sola.
„Sieht gut aus.“ Sie schob eine winzige Kanüle in die Kopfvene des Babys. „Gibst du mir mal einen Infusionsbeutel?“ Vorsichtig bettete sie es in eines der Wärmebetten. Sie deckte es zu und schloss die Infusion an. „Hast du eine Vorstellung, wie lange die Sedierung anhalten wird?“
Er zuckte mit den Schultern. „Wenn alles nach Plan gelaufen ist, noch etwa eine Stunde.“
„Dann warte ich mindestens fünfundvierzig Minuten, bevor ich Baclofen gebe.“
„Wie du meinst.“ Ihm war das egal. Hauptsache, die Ware gab keine unnötigen Geräusche von sich und machte gleichzeitig einen gesunden Eindruck auf die Frauen, die sie abholten.
Während er die erste Klappe des Spezialbehälters wieder verschloss, holte Janka den zweiten Säugling aus dem nächsten Fach heraus.
Plötzlich hörte Sola ein Wimmern. Er lauschte und zog eine weitere Klappe auf. Dieser Säugling wies einen Wust schwarzer, drahtiger Haare auf und schaute ihn aus großen, dunkelbraunen Augen an. „Natürlich ein Mädchen!“, sagte er und übergab sie an Janka. „Ich glaube, du solltest dich zuerst um sie kümmern.“
„Ein Glück, dass ich die Einzelheiten der Versandmodalitäten nicht kenne“, flüsterte sie.
„Mein Seestern“, antwortete Sola, „die Behälter, die Medikation der Ware, die Transportintervalle, selbst die Wickelung und die Art des Stoffes, mit der sie ausgeführt wird, wurden von Fachleuten entwickelt.“ Er sah sie ein wenig von oben herab an und sagte, als spräche er zu einem vorwitzigen Kind: „Wir haben ein immenses Interesse daran, dass die Ware unversehrt am Bestimmungsort ankommt. Sonst verdienen wir alle kein Geld, mein
Weitere Kostenlose Bücher