Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
in den Fond und breiteten Ausdrucke auf der Rückbank aus.
Der größere der beiden hielt ein Smartphone in der Hand und dirigierte Markus zum ersten Cache. „Wir haben einen Traditional im Schlosspark.“
„Warum den zuerst?“
„Weil zur Erstausstattung nicht nur ein Travel Bug gehörte, sondern auch eine Tube Kunstblut.“
„Blut?“, fragte Lisa.
„Außerdem ’ne Kerze und Ü-Eier-Figuren.“
„Das heißt, wir haben es mit einem größeren Behälter zu tun.“
„Genau. Zu diesem existiert auch ein Hinweis, ziemlich kryptisch, wenn ihr mich fragt. Da geht es um Fledermäuse und einen Tennisplatz.“
„Bevor ich’s vergesse. In Söhlde ist eine Radfahrerin mit einem Liegerad mit gelber Verkleidung aufgefallen.“
„Davon scheint es mehrere im Landkreis zu geben. Ich weiß, dass oben ,Am Horstbach‘ ein junger Mann wohnt, der bei beinahe jedem Wetter mit diesem Rad zur Arbeit fährt. Achtung, langsam, genau, hier musst du rechts.“
Sie bogen auf das Schlossgelände ein, stiegen aus und gingen die wenigen Meter zum Cache. Durch die Bäume war der Empfang etwas unsicher, aber Lisa entdeckte den Behälter ziemlich schnell.
Sie fotografierten den Fundort, öffneten ihn und fanden nichts Ungewöhnliches.
Als Lisas Handy unvermutet in ihrer Tasche klingelte, erschrak sie. Ihre Finger zitterten, während sie es herauszog und aufklappte. Sie kannte die auf dem Display angezeigte Nummer nicht.
„Grundberg“, sagte sie und bemühte sich, ihre Stimme zuversichtlich klingen zu lassen.
„Rudolf Hansen, Söhlde, Frau Kollegin, es tut mir leid, sie zu belästigen, aber ich denke, Sie werden gleich eine wahnsinnige Sehnsucht nach Hoheneggelsen empfinden.“
„Bitte?“ Lisa wusste nicht, was sie davon halten sollte. Doch glücklicherweise redete Hansen weiter, ohne ihren Einwurf zu beachten. „Ihre Nummer habe ich von Ralf Schubert. Ziehen Sie ihm die Ohren dafür lang, nicht mir.“
So langsam dämmerte es Lisa, mit wem sie es zu tun hatte. „Polizeikommissar Hansen?“, fragte sie.
„So ist es, wir haben Damian!“
Jetzt schaltete Lisa innerhalb von Sekundenbruchteilen. „Den aus dem Cache-Gedicht?“
„Selbigen!“
„Lebt er noch?“
„Nö, er ist in seiner Badewanne ertrunken.“
„Wir sind schon unterwegs.“ Lisa unterbrach das Gespräch und rief Markus zu. „Söhlde hat die vierte Leiche gefunden. Wir müssen los.“
„Wohin?“
„Hansen hat etwas von Hoheneggelsen gesagt.“
Kurz hinter dem Ortseingangsschild wollte Lisa Hansen anrufen und nach der Straße fragen. Doch sie sahen die Blaulichter schon von Weitem.
Die Einsatzfahrzeuge parkten vor einem Mehrfamilienhaus, in dem sich im Erdgeschoss eine Fleischerei mit Imbiss befand, die heute heißen Krustenbraten im Brötchen anbot. Lisa verspürte plötzlich Heißhunger. Wie lange war es eigentlich her, dass sie gefrühstückt hatte? Sie verkniff es sich, auf die Uhr zu schauen. Wahrscheinlich war es sowieso noch später als ihr Hungergefühl andeutete.
Hansen stand mit dem Rücken zu ihnen breitbeinig in der Badezimmertür.
Markus klopfte ihm auf die Schulter. „Lass uns auch mal gucken.“
Hansen drehte sich um, begrüßte sie und verließ seinen Platz, damit sie das Badezimmer inspizieren konnte.
Doch eigentlich gab es nicht viel zu sehen. Ein nackter Mann, etwa dreißig oder fünfunddreißig Jahre alt, lag neben der Badewanne auf dem Boden. Lisa nahm die hellblauen Wandfliesen und die abgetretene Matte vor der Toilette deutlich wahr, auf der er lag. Er wirkte zierlich, obwohl er ein Bäuchlein hatte.
Hansen stand dicht hinter Lisa und sagte: „Damian Fuchs, 34 Jahre alt, Zugbegleiter bei der Deutschen Bahn. Es sieht so aus, als hätte jemand ihn k.o. geschlagen und dann so lange in der Badewanne untergetaucht, bis er ertrunken war.“
„Gibt es in der Wohnung Hinweise auf Wertgegenstände, die verschwunden sein könnten?“
„Nein, Fuchs hat sein Geld in sein Motorrad und ausgiebige Reisen quer durch Europa damit gesteckt.“
„Du kanntest ihn persönlich?“
„Klar, wenn du mit einem flüssigkeitsgekühlten Sechszylinder-Viertakt-Boxermotor durch Hoheneggelsen brummst, kennt dich jeder. Aber davon mal abgesehen, Fuchs trainiert die Lütten in der Fußballmannschaft, sobald sie die Grundschule verlassen, übernehme ich sie.“
„In welcher Verbindung könnte er zum Bauamt und zu einem Architekten stehen, der Gewerbegebäude baut?“
Hansen dachte lange nach.
„In keinem. Er lebt in dieser Wohnung,
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