Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Titel: Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
Vom Netzwerk:
allgemeines Unbehagen? Sie konnte es nicht sagen, beschloss aber, Markus zu fragen, ob sie nach dem Gespräch mit Dorn nicht etwas essen gehen konnten.
    Ludger Dorn war ein kleiner, zierlicher Mann, vielleicht Anfang vierzig, womöglich aber auch viel älter. Er trug einen grauen Anzug und Straßenschuhe.
    Der Kollege, der sie hereingelassen hatte, war in die Küche gegangen, um mehr Kaffee aufzusetzen.
    Herr Dorn hatte eine Mappe angelegt. In ihr bewahrte er, chronologisch sortiert und mit Anmerkungen versehen, Zeitungsartikel auf, die sich mit den Cache-Morden befassten.
    Er schlug die erste Seite auf. Sie enthielt eine Todesanzeige. Er zeigte darauf.
    „Ich kannte Herrn Senftleben recht gut. Sehen Sie, ich bin über vierzig Jahre im Geschäft, da sieht man viele Mitarbeiter in den Baubehörden kommen und gehen. Herr Senftleben begleitete meine Unternehmungen im Südkreis seit gut dreißig Jahren. Erst auf der Beerdigung erfuhr ich, dass er keines natürlichen Todes gestorben war.“
    Eigentlich schätzte Lisa, wenn jemand strukturiert vorging. Doch irgendwie saß sie auf glühenden Kohlen. Am liebsten hätte sie ihn aufgefordert, endlich zum Punkt zu kommen. Doch sie zwang sich zur Ruhe. Wenn er ihnen erläutern konnte, warum er geschlossen hatte, dass er die nächste Zielperson sein könnte, konnte er womöglich auch den Kreis der Verdächtigen einengen.
    „Wenige Tage später tauchte der erste Zeitungsartikel auf.“ Er blätterte um. „In der Alfelder Zeitung. Darin stand, dass in dem Versteck eine Hand gewesen wäre, eine menschliche, abgetrennte Hand. Außerdem existierte ein Gedicht.“
    „Das wies uns den Weg zum Fagus-Werk und damit nach Alfeld, wo Herr Senftleben wohnte“, sagte Markus.
    „Genau. Sie wissen jedoch nicht, und konnten es vermutlich auch nicht wissen, dass Herr Senftleben die Angewohnheit hatte, jedem die Hand zu geben. Wenn nötig mehrmals. Er besiegelte jede Vereinbarung mit einem Handschlag. Wir sehen uns morgen um zehn. Handschlag. Sie bringen die Zeichnungen mit. Handschlag. Ich kümmere mich um die Karten. Handschlag. Verstehen Sie, es war so, als wäre der Handschlag seine Speichertaste. Was er besiegelt hatte, vergaß er nicht, nie.“
    Jetzt war Lisa hellwach. Doch gut, dass sie dem Mann die Gelegenheit gegeben hatten, die Geschichte auf seine Art zu erzählen.
    „Wir haben die Todesart mit den Opfern und ihren Tätigkeiten in Verbindung bringen können, die Körperteile nicht.“
    „Dachte ich mir. Dazu kam der Spruch ‚Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen‘.“
    „Der sich auf Gewitter bezieht. So soll man einem Blitzschlag ausweichen können. Und Herr Senftleben wurde durch einen Stromschlag getötet.“
    „Da hatte sich jemand viel Mühe gemacht. Außerdem kannte er Lothar Senftleben und seine Gewohnheiten. Alles war geplant. Aber wieso?“
    „Das fragen wir uns auch.“
    „Ziemlich bald darauf las ich Eddi Reuters Todesanzeige in der Hildesheimer Allgemeinen, übrigens erneut einen Tag, bevor ein Artikel dazu in der Zeitung stand“, sagte Dorn.
    „Wir wollten weder eine Panik auslösen noch Aasgeier anlocken, die aus Sensationslust nach weiteren Caches mit Körperteilen suchen“, erklärte Lisa.
    „Und Ihnen dabei alle Spuren verwischen. Das verstehe ich. Zu diesem Zeitpunkt war Gerd schon längst tot. Wie es scheint, war er der Erste, der sterben musste.“
    „Sie kannten Herrn Tolberg ebenfalls?“
    „Wir waren befreundet.“
    „Bitte gehen Sie noch einmal einen Schritt zurück. Wie passt das Ohr zu Herrn Reuter?“, wollte Markus wissen.
    „Er verwendete oftmals zwei Redewendungen, je nach Sachlage sagte er entweder ‚ich bin ganz Ohr‘ oder ‚auf dem Ohr bin ich taub‘.“
    „Im Gedicht steht, er stünde im Weg. Tatsächlich wurde er überfahren“, überlegte Markus laut.
    „Als ich von Gerds Tod erfuhr, begann ich, mir Gedanken zu machen, und sammelte alles, was ich über die Angelegenheit finden konnte.“ Er grinste haifischartig. „Dabei war es durchaus hilfreich, dass mein Schwager bei der Polizei arbeitet, zwar nur bei der Autobahnpolizei, aber das reicht aus, um an Informationen zu kommen.“
    „Nachdem drei Menschen aus Ihrem Arbeitsumfeld ermordet worden waren, befürchteten Sie, es könnte auch Sie treffen.“
    „Was heißt befürchten? Ich habe es in Erwägung gezogen. Allerdings ist mir niemand eingefallen, den ich dermaßen verärgert haben könnte, dass er sich so viel Mühe macht, mich umzubringen. Verstehen Sie,

Weitere Kostenlose Bücher