Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
Vom Netzwerk:
einmal nötig werden sollte. Das schafften die tiefliegenden BMW oder Mercedes der Polizei nicht.
    Nachdem sich Sirkowsky vergewissert hatte, dass es keine Beobachter gab, war er über die Rückseite des Hauses eingedrungen. Eines der Kellerfenster diente als sein Zugang. Und im Keller der Brenners befand er sich jetzt.
    Er war hell und ordentlich. Kein muffiger, kein nasser Geruch. Keine bröckelnden Wände, sondern reinweiß gestrichener Rauputz, wohin seine Augen blickten. Nicht einmal Staub lag auf den Regalen.
    Er durchstreifte einen Kellerraum nach dem anderen. Überall das gleiche Bild. Selbst die sanft grummelnde Ölheizung im Heizungsraum sah aus, als sei sie geleckt. Wenn sich diese Ordnung und Sauberkeit bis in die oberen Stockwerke fortsetze, würde er die Gastfreundschaft der Familie eine Weile genießen können - und er hatte hier sicher ein paar Tage zu tun. Der Fahrradkeller war ihm am aufschlussreichsten. Hier standen vier Fahrräder. Zwei Kinderräder, direkt daneben ein Damenrad und, als das größte Rad von allen, ein Mountainbike. Damit war ihm klar, dass es einen Mann im Haus geben musste. Dass dieser Mann ihm großartige Probleme bescherte, bezweifelte er, aber mit Gegenwehr würde er rechnen müssen.
    Nachdem er alles erkundet hatte, die Raumaufteilung des Kellers in seinem Gedächtnis verankert war, ging er die Erkundung des restlichen Hauses an.
    Sirkowsky schritt die hölzerne Kellertreppe hoch. Eine Treppenstufe knarrte. Er hielt kurz inne. Dann ging er weiter, versuchte jetzt leichter aufzutreten, was bei seinem Gewicht und seiner Größe allerdings nur leidlich funktionierte. Noch das eine oder andere Mal knarzte es verräterisch unter seinen Sohlen. Schließlich, an der Tür zum Keller angekommen, hielt er sein Ohr dagegen und lauschte eine Weile in das Haus hinein. Zunächst war da nichts, und er wollte schon die Klinke herunterdrücken, dann aber vernahm er ein Knacken, gleich darauf ein schabendes Geräusch und drei Atemzüge später, einen dumpfen Schlag. Sirkowsky zog seine Hand zurück. Er war sich sicher, dass das eine Tür gewesen war. Jetzt hörte er Schritte. Schleppende Schritte. Und zwischen diesen wurde etwas dumpf und leicht versetzt aufgesetzt. Jemand war im Haus.
    „Mel?“ Ein Mann.
    Sirkowsky wich zurück. Er griff unter die Jacke und legte die Hand auf den Griff seiner P8. Dann lehnte er sich wieder nach vorne und lauschte gespannt.
    „Bist du da?“ Keine Antwort. Die Schritte entfernten sich. Er löste seine Hand von der Pistole. Nun wusste Sirkowsky, mit wem er es zu tun hatte: Wenn er nicht ganz falsch lag, handelte es sich um den Vater der Familie - und er war alleine mit ihm.
    Jetzt drückte Sirkowsky die Klinke nach unten. Zu seiner Erleichterung öffnete sich die Tür. Hätte er erst das Schloss überwinden müssen, dann wäre es laut geworden und der Überraschungseffekt zum Teufel.
    Ein schmales Lichtband brach in das Halbdunkel des Treppenganges. Als der Spalt groß genug war, riskierte er einen Blick. Er sah einen Flur, an dessen Ende die Haustür lag. Links von der Eingangstür führte die Treppe in den ersten Stock hinauf, und rechts vom Eingang befand sich der Durchgang zu einem Raum. Er vermutete, dass der Mann darin verschwunden war. Die Treppe war er jedenfalls nicht raufgegangen. Das hätte er gehört, stand er ja schließlich direkt unter ihr. Aber er wollte wissen, nicht nur vermuten.
    Wieder griff Sirkowsky nach seiner Pistole. Aber dieses Mal zog er sie aus dem Halfter. Aus seiner Jackentasche fischte er den Schalldämpfer, schraubte ihn auf die Mündung und entsicherte. Dann gab er der Tür einen sanften Stoß und betrat mit vorgehaltener Waffe den Flur.
    In diesem Moment kam ein kalter Luftstoß die Kellertreppe hoch, rieb sich kurz an seinen Beinen wie eine Katze und setzte seinen Weg durch den Flur fort. Sirkowsky fröstelte kurz, schenkte dem aber keinerlei Beachtung.
    Langsam tastete er sich jetzt vor. Nach ein paar Schritten erkannte er, dass links von der Treppe ein weiterer Raum lag. Da konnte der Mann also auch verschwunden sein. Er blieb stehen und lauschte. Doch auch da war nichts.
    Sirkowsky entschied, zuerst den rechten Raum zu untersuchen.
    Leise drückte er sich an die gegenüberliegende Wand. Mit einem schnellen Blick um die Ecke sondierte er die Lage. Das Esszimmer. Er entdeckte einen langen Holztisch, eine darüber hängende Lampe im Stil der Zwanziger und einen Buffetschrank. Nur keinen Mann. Aber noch etwas hatte er

Weitere Kostenlose Bücher