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SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
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bereitete ihm Sorge. Wie sollte er seiner Frau gegenübertreten, eingedenk dessen, was sie ihm vorwarf?
    Aber er war sich sicher, dass er Mel alles erklären konnte! Befreit und klar, ohne den permanenten Nebel um seinen Verstand.

-90-

    Melanie stand wieder vor der Stationstür zu G1. Bei Anna Liebermann hatte sich ihr Mann auch nicht gefunden. Sie war ratlos, sie war panisch.
    Plötzlich meldete sich ihr Handy brummend aus den Tiefen ihrer Handtasche. Sie kramte danach. Ein schneller Blick auf das Display verriet ihr: „Unbekannt“.
    Nervös nahm sie das Gespräch an.
    „Brenner.“
    „Frau Brenner? Hier ist Bent Jasper.“
    Melanie spürte einen Druck in der Brust. Ihr Atem stockte.
    „Es geht um ...“
    „... wo ist mein Mann?“, krächzte sie ins Handy.
    „Frau Brenner, ich verstehe nicht ...“, ein Räuspern kam aus dem Hörer, „ich habe Frau Fay erneut befragt und sie hat ...“
    Melanie griff nach der Türklinke. Nicht um sie zu drücken, sondern um sich abzustützen.
    „Ich weiß alles ...“, unterbrach sie ihn schwer atmend.
    „Woher?“, kam es überrascht.
    Melanie erzählte mit stockender Stimme von ihrer Begegnung mit der Frau. Als sie zu Ende ausgeführt hatte, entgegnete Jasper nach einer kurzen Pause:
    „Frau Brenner, aber mir hat ...“
    In dem Moment hörte sie ein zweimaliges Tuten aus dem Hörer. Dann erneut. Jemand klopfte an. Sie nahm das Handy vom Ohr und blickte kurz auf das Display.
    „HOME“, stand dort in dicken Lettern.
    Melanie schüttelte ungläubig den Kopf. Der Anruf kam von ihrem eigenen Festnetzanschluss. Wie konnte das sein? Eine Anrufweiterleitung hatte sie dieses Mal nicht eingerichtet. Kurzerhand drückte sie den Polizisten weg und nahm den Anrufer an.
    „Wer ist da?“, hauchte sie. Alles, was sie hörte, war ein Rauschen.
    „Hallo?“
    Sie wartete. Tief verborgen unter dem Geräusch vernahm sie jetzt ein Wispern.
    „Wer ist da?“
    Plötzlich ein Brüllen. Melanie schreckte zurück. Dann ein Knacken und die Verbindung wurde jäh unterbrochen. Was war das? Eine Störung? Seltsam und irgendwie unheimlich war es allemal.
    Melanie starrte noch so lange auf das Display bis es schwarz wurde. Dann fiel der Groschen. Das war vielleicht Frank? Er war nicht hier und wo sonst sollte er dann sein, wenn nicht zu Hause?
    Den Hausschlüssel hatte sie ihm seinerzeit schließlich gelassen. Das nicht, weil sie damit gerechnet hatte, dass er eines Tages vor der Tür stehen würde, sondern weil sie sich das Gefühl erhalten wollte, er könne es.
    Und nun schien genau das eingetreten zu sein!
    Möglicherweise suchte er das Gespräch, hatte endlich etwas zu sagen und ihre Auszeit trieb ihn dazu, zu ihr zu kommen? Sie nickte. So war es.
    Sie wählte die Nummer von zu Hause und ließ es so lange klingeln, bis der Ruf zwangsweise abgebrochen wurde. Melanie versuchte es ein zweites Mal, aber auch dann hob niemand ab.
    Sie blickte auf die Uhr. Es blieben noch zwei Stunden bis die Kinder nach Hause kommen würden. Bis dahin konnte sie mit ihm reden, sich anhören, was er zu sagen hatte. Und sie hoffte, dass das endlich etwas war, womit sie würde umgehen können. Sie wollte einfach nicht nach links tanzen.
    Sie machte sich auf den Weg.

-91-

    Claire fühlte sich hundeelend. Schon seit heute Morgen. Da war sie mit Bauchschmerzen erwacht. Irgendetwas stimmte nicht. Jetzt, im Unterricht, wuchsen sich die Schmerzen zu regelrechten Krämpfen aus, die sich durch ihren Unterleib zogen und rissen. Es war kaum noch zu ertragen. Immer wieder schaute sie auf die Uhr. Bald war Pause. Bis dahin wollte sie sich bemühen stillzusitzen, sich nichts anmerken zu lassen, aber dann würde sie mit dem Bus nach Hause fahren. Denn nicht nur die Schmerzen peinigten sie, sondern auch ihre Angst und die Scham - trotzdem, dass sie eine Ahnung hatte was ihr fehlte. Und da half auch nicht, dass sie von ihrer Mutter auf genau diesen Tag vorbereitet worden war.

-92-

    Sicherheitshalber hatte Sirkowsky den Wagen zwei Straßen entfernt vom Haus geparkt. So wollte er vermeiden, dass dieser mit ihm in Verbindung gebracht werden konnte, wenn er nach getaner Arbeit wieder davonfahren würde. Schließlich war der Lada nicht gerade unauffällig. Jeder, absolut jeder würde sich dieses kastenförmige Etwas merken können. Nicht nur deswegen hatte er schon oft darüber nachgedacht, sich ein etwas unauffälligeres Allerweltsauto zuzulegen. Aber die Kiste war so robust, dass man damit ins Gelände flüchten konnte, wenn es

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