Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt
was die Bewohner entwickeln können oder haben wollen, so daß es von Monarchien über Diktaturen bis zur Anarchie alles gibt.«
»Was meinen Sie mit technologischer Ebene?« fragte Brazil. »Soll das heißen, daß es Stellen gibt, wo Maschinen vorhanden sind, und andere, wo das nicht der Fall ist?«
»Hm, ja, das natürlich«, bestätigte Ortega. »Aber, nun, man kann nur die technologische Höhe erreichen, die durch die Hilfsmittel im Hex selbst möglich wird. Alles, was darüber hinausgeht, funktioniert einfach nicht, wie gestern Hains Pistole.«
»Ich habe den Eindruck, daß ihr hier eigentlich völlig übervölkert sein müßtet«, sagte Brazil. »Schließlich gehe ich davon aus, daß alle Wesen sich hier fortpflanzen – und dann befördert das markovische Gehirn noch zusätzlich Leute hierher.«
»Dazu kommt es einfach nicht«, erwiderte Ortega. »Zum einen kann man hier, wie gesagt, sterben und tut es auch. Manche Hexe haben sehr billiges Leben, manche Arten leben vergleichsweise kurze Zeit. Die Fortpflanzungsraten sind der Todesrate angeglichen. Wenn Übervölkerung droht und natürliche Faktoren wie Katastrophen, die es hier geben kann, oder Kriege, die auch vorkommen, wenngleich sie nicht übermäßig häufig und in der Regel lokal begrenzt sind, die Zahlen nicht vermindern, nun, dann wird der Großteil der folgenden Nachkommenschaft in jeder Beziehung normal, aber unfruchtbar geboren, mit nur einer ganz kleinen Zahl, die für den Fortbestand der Art sorgen kann. Wenn die Bevölkerung zurückgeht, werden wieder fruchtbare Nachkommen geboren. In jedem Hex ist die Bevölkerung tatsächlich ziemlich stabil – von einer Untergrenze bei ungefähr zwanzigtausend bis zu einer Obergrenze von über einer Million. Was Neuzugänge wie euch angeht – nun, die Markovier hatten sich, wie gesagt, weit ausgedehnt, aber viele ihrer alten Gehirne sind tot und manche der Portale aus dem einen oder anderen Grund für immer geschlossen. Andere sind so gut getarnt, daß es ein so absurdes Danebentappen wie das meine braucht, damit man den Eingang findet. Wir haben insgesamt im Jahr nicht mehr als um die hundert Neuzugänge. Wenn der Schacht aktiviert wird, haben wir ein Auslösesignal, und einige von uns wechseln sich täglich ab, um auf die Alarmsignale zu reagieren. War reines Glück, daß ich auf euch gestoßen bin, aber ich mache auch oft Dienst. Manche von den Leuten hier schätzen Neulinge gar nicht und behandeln sie schlecht, also übernehme ich ihren Dienst, und sie sind mir verpflichtet.«
»Es gibt hier also Vertreter aller Rassen der südlichen Halbkugel?« fragte Vardia.
Der Schlangenmann nickte.
»Von den meisten. Zone ist eigentlich eine Art Botschafterstation. Die Entfernungen sind hier riesig, die Reisen dauern lange, so daß hier in Zone Vertreter aller Arten sich treffen und gemeinsame Probleme besprechen können. Das Portal – zu dem wir bald kommen – bringt mich schlagartig nach Hause, obwohl es, hol's der Teufel, niemanden hin- und herbefördert außer von hier zu seinem eigenen Hex. Ah, ja, es gibt eine besondere Kammer für die aus dem Norden, und in der Nord-Zone eine für uns, nur für den Fall, daß wir etwas zu besprechen haben – was selten vorkommt. Sie haben gelegentlich etwas, das bei uns knapp ist, oder unsere Wissenschaftler und die ihren wollen Vergleiche anstellen oder irgend etwas in dieser Art. Aber sie sind von uns so verschieden, daß das ganz selten vorkommt.«
Brazil starrte den anderen an und sagte: »Serge, Sie erklären uns die Welt, so gut Sie können, aber eines haben Sie nicht erwähnt – wie ist aus einem kleinen romanischen Burschen wie Ihnen eine sechsarmige Walroß-Schlange geworden?«
Ortegas Miene wirkte resigniert.
»Ich dachte, das ergibt sich von selbst. Wenn man das erstemal zum Portal hinauskommt, entscheidet das Gehirn, welches Hex eine Person oder auch vier aufnehmen kann, und das wird man dann. Ihr werdet natürlich auch im richtigen Hex landen.«
»Und was dann?« fragte Hain nervös.
»Nun, dann kommt natürlich eine Zeit der Anpassung. Ich bin durch das Portal so gekommen, wie Nate mich in Erinnerung hat, und tauchte im Land der Uliks so auf, wie ich jetzt aussehe. Ich brauchte eine Weile, um mich an alles zu gewöhnen, und noch länger, um in meinem Kopf mit den Dingen fertigzuwerden, aber, na ja, die Verwandlung führt auch zu einer Anpassung. Ich stellte fest, daß ich die Sprache beherrschte, jedenfalls alle Entsprechungen zu meiner alten,
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