Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
Dreckarbeit – Latrinen leeren und so weiter. Der IQ genetisch beeinflußt niedrig gehalten – sie ist Arbeiterin, von Natur aus geistig zurückgeblieben und kann nur einfache Befehle ausführen. Nicht einmal auf dem Gebiet taugte sie etwas, und man setzte sie als Parteihure ein. Aber auch da versagte sie.«
    »Das ist eine Verleumdung der Kom-Völker!« brauste Vardia auf. »Jeder Bürger ist dazu da, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, und dafür ist er geschaffen worden. Ohne Leute wie sie oder ich würde die ganze Gesellschaft zusammenbrechen.«
    »Wollen Sie mit ihr tauschen?« fragte Brazil sarkastisch.
    »Oh, natürlich nicht«, sagte Vardia. »Ich bin froh, daß ich bin, wozu man mich gemacht hat. Alles andere würde mich nicht glücklich machen. Aber auch solche Bürger sind nötig.«
    »Und Sie sagen, daß meine Welt denselben Weg gegangen ist«, meinte Ortega traurig. »Aber ich hätte doch gedacht, daß derart primitive Arbeiten automatisiert sind. War ja zu meiner Zeit schon vielfach so.«
    »O nein«, meinte Vardia. »Die Zukunft des Menschen ist mit dem Boden und der Natur verbunden. Die Automation führt zu gesellschaftlichem Verfall.«
    »Aha«, sagte Ortega trocken. Er sah Hain an. »Aber wie sind Sie an das Mädchen geraten? Und warum haben Sie es süchtig gemacht?«
    »Gelegentlich brauchen wir eine – sagen wir, Versuchsperson, ein Demonstrationsobjekt. Wir nehmen meistens solche wie sie – Kom-Leute, die niemand vermißt, die ohnehin nur dahinvegetieren. Es ist jedoch schwierig, das Zeug in ihr Essen zu schmuggeln oder auch nur bei einem Präsidiumsmitglied eine Audienz zu bekommen. Wenn man es aber einmal geschafft hat, beherrscht man die ganze Welt – eine Welt von Leuten, die darauf programmiert sind, bei allem, was sie tun, glücklich zu sein, die von Geburt an auf blinden Gehorsam gegenüber der Partei eingestellt sind. Wenn man die Königin beherrscht, folgen einem alle Bienen im Schwarm. Ich hatte eine Audienz bei einem Präsidiumsmitglied auf Coriolanus – hat drei Jahre harte Arbeit gekostet, sie zu erreichen. Es gibt Hunderte von Möglichkeiten, jemanden anzustecken, wenn man ihm einmal gegenübersitzt. Bis dahin wäre die arme Wu Julee schon im tierischen Stadium gewesen, weil ich die Dosis immer mehr verringert habe. Sie wäre die Drohung gewesen für den hochgeschätzten Herrn. Er hätte sehen können, was aus einem wird, wenn man ihm nicht hilft.«
    »Auf meiner Welt wäre so etwas nicht möglich«, sagte Vardia stolz. »Ein Präsidiumsmitglied würde Sie, das Mädchen und sich selbst sofort einer Todesfabrik übergeben.«
    Hain lachte.
    »Ihr erstaunt mich immer wieder«, sagte er. »Glaubt ihr denn wirklich, eure Oberen wären so? Sie sind Nachkommen der ursprünglichen Partei, die sich in der fernen, größtenteils verlorengegangenen Geschichte ausgebreitet hat. Sie verkündeten Gleichheit und behaupteten, von einem künftigen Utopia zu träumen, wo es keinen Staat mehr geben werde, nichts. Sie wollten aber nicht einmal vor sich selber zugeben, daß sie in Wahrheit nur die Macht liebten – sie haben nie auf den Feldern gearbeitet, sie haben überhaupt nicht gearbeitet, nur Befehle erteilt und Pläne entworfen. Und die Kinder ihrer Kindeskinder tun das immer noch. Ein Planet voll glücklicher, zufriedener, gehorsamer Sklaven, die alles tun, was man von ihnen verlangt. Und wenn der Schmerz anfängt, kaum eine Stunde nach der Infektion, tun sie alles, um am Leben zu bleiben. Alles .«
    »Aber doch recht riskant für Sie, nicht?« sagte Ortega. »Wenn Sie nun trotz allem von einem Fanatiker umgebracht werden?«
    »Risiken gibt es überall«, meinte Hain achselzuckend. »Wir verlieren die meisten Leute, wenn sie sich hocharbeiten. Aber wir sind alle Außenseiter, Verlierer, oder Leute, die auf den schlimmsten aller Welten ganz unten angefangen haben. Wir sind nicht zur Macht geboren – wir strengen uns dafür an, gehen Risiken dafür ein, verdienen sie uns. Und – der Sieger kassiert die Beute.«
    Ortega nickte grimmig.
    »Wie viele – ruhig, Nate, oder ich geb' Ihnen wieder eins drauf –, wie viele Welten beherrschen Sie jetzt?«
    »Wer weiß das?« sagte Hain. »Ich sitze nicht im Rat. Über zehn Prozent – dreißig, fünfunddreißig vielleicht – und es werden mehr. Und für jede Kolonie, die wir übernehmen, entstehen zwei neue, so daß das Reich sich ständig ausdehnt. Und das wird es eines Tages sein – ein Reich. Ein großes Reich. Vielleicht einmal die ganze

Weitere Kostenlose Bücher