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Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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besitzt alles, was wir haben sammeln können, von unseren Studien auf diesem Planeten und von Neuzugängen wie Ihnen, die Geschichten, Soziologie und sogar technische Informationen beisteuern.«
    »Auch Geschichten?« fragte sie.
    »O ja«, erwiderte er. »Legenden, Märchen, was immer. Die Umiau sind da besonders fruchtbar. Sie kommen durch den Fluß zum Zentrum.«
    »Und was hält dann die Pia fern?«
    »Sie vertragen Süßwasser nicht und würden es atmen müssen. Die Umiau sind Säugetiere, so daß ihnen die Art des Wassers gleichgültig ist.«
    Im Zentrum wurde sie einem Gelehrten vorgestellt, der Mudriel hieß. Er war Industriepsychologe, und im Lauf der nächsten Tage – es wurden sogar Wochen – war Vardia mit Gesprächen, Tests und anderen Experimenten beschäftigt. Außerdem brachte man ihr die Czill-Sprache bei, die sie immer besser zu beherrschen begann.
    Vardia schien die einzige Person zu sein, mit der Mudriel sich beschäftigte, und sie sprach ihn darauf an.
    »Sie sind in unserer Lebenszeit der erste Neuzugang«, sagte er. »Manchmal bringen wir Neuzugänge aus anderen Sechsecken her, um sie zu informieren. Wenn das nicht möglich ist, gehe ich hin. Ich gehöre zu den vielleicht tausend Personen, mehr sind es nicht, die auf der nördlichen Halbkugel gewesen sind.«
    »Wie ist es dort?« fragte sie. »Es soll ganz anders sein.«
    »Das ist der richtige Ausdruck«, sage Mudriel. »Aber auf unserer Hälfte gibt es fast genauso schlimme Arten. Haben Sie sich vorgestellt, wie das ist, mit einem Pia in seiner eigenen Umwelt zu sprechen, wenn er einem helfen und einen gleichzeitig verschlingen will? Ich habe das schon getan.«
    »Und doch überlebt«, sagte sie bewundernd.
    »Nicht immer. Ich war einmal auf meine Füße reduziert, drei- oder viermal praktisch wochenlang kaputt, und bin zweimal umgebracht worden.«
    »Umgebracht!« rief Vardia. »Aber –«
    »Ich habe mich viermal natürlich verdoppelt«, erklärte Mudriel achselzuckend, »und einmal, als ich nur noch meine Gehirne hatte. Es gibt immer noch vier von mir. Wir bleiben im gleichen Beruf und wechseln uns auf den Reisen ab, um das Risiko zu verkleinern.«
    Eines Tages rief Mudriel sie in sein Büro und blätterte in einer überaus dicken Akte. »Es wird Zeit, Sie einzuteilen«, sagte er. »Sie sind nun lange genug hier. Wir kennen Sie schon fast besser als jeden anderen Czillaner. Ich muß Ihnen sagen, Sie waren ein wunderbarer Prüfling, aber ein verwirrender.«
    »In welcher Beziehung?«
    »Sie haben sich normalisiert«, sagte Mudriel. »Inzwischen fühlen Sie, als wären Sie geboren wie einer von uns, und Ihre Vergangenheit und alles, was damit zusammenhängt, ist eine rein intellektuelle Erinnerungserfahrung.«
    »Das ist wahr. Mir kommt es manchmal vor, als sei meine ganze Vergangenheit einer anderen Person geschehen.«
    »Das gilt für alle Neuzugänge.«
    »Was verwirrt Sie dann an mir?«
    »Ihr Mangel an Fähigkeiten«, sagte der Psychologe. »Jeder kann irgend etwas. Sie sind offenbar zu hoher Intelligenz gefördert worden, wissen aber nichts. Sie könnten Botschaften und Gespräche mühelos übermitteln, aber nichts anderes. Das verblüfft uns. Sie waren praktisch eine menschliche Aufzeichnungsmaschine. Man hat außerordentlich tiefreichende Programmierungen vorgenommen, um sicherzustellen, daß Sie Ihre außerordentlich hohe Intelligenz nie nutzen. Über allem lag die Person Vardia Diplo Zwölf-Einundsechzig, eine Zahl, deren Bedeutung mir zuwider ist. Das hat Sie neugierig gemacht, aber nur an der Oberfläche. Keine der Informationen konnte Sie veranlassen, zu handeln, Sie verspürten den Wunsch dazu gar nicht. Sie haben jetzt deutliche Erinnerungen an Captain Brazil und die anderen Passagiere, und an Dalgonia. Die hätten Sie nicht, wenn Sie nach Coriolanus gekommen wären und man nach dem Abfragen der Botschaft Ihre Erinnerung wieder gelöscht hätte. Was wissen Sie noch von Ihrem Leben, bevor Sie auf Brazils Schiff gingen?«
    Vardia dachte nach. Sie erinnerte sich an den Abschied vom Personal des Politischen Büros, an die Fahrt zum Raumflughafen, an das Besteigen der Fähre. Davor an nichts.
    »Ich ahnte gar nicht –«, begann sie.
    »Ich weiß. Das gehört zum Tiefenprogramm. Aber keine Sorge, das haben wir entfernt. Sie bleiben Sie selbst. Wollen Sie hören, was für eine Nachricht Sie überbringen sollten?«
    Vardia nickte dumpf. Der Psychologe steckte einen winzigen durchscheinenden Würfel in einen kleinen

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