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Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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sehen aus wie halbe Menschen auf den Körpern von Arbeitsponys, dachte sie. Was waren Menschen, und was Ponys?
    Die beiden Wesen waren nicht besonders groß, aber der Junge fast einen Kopf größer und entsprechend massiger als das Mädchen. Das männliche Wesen war von goldener Farbe, mit silberweißen Haaren bis zu den Schultern und vollem Bart. Das Mädchen war seltsamerweise von geflecktem Grau, vermischt mit großen, schwarzen Flecken bis hinauf zu ihrem Oberkörper. Ihr Haar war grau und schwarz gestreift, ihre grauen Brüste waren viel voller als die der Beobachterin.
    Kein Nabel, dachte sie albern. Wir haben keinen Nabel.
    Das Paar sah sie und blieb stehen, betrachtete sie neugierig, ohne Feindseligkeit oder Angst.
    »Hallo!« rief der Junge. Er schien nicht älter als vierzehn oder fünfzehn zu sein, das Mädchen war ungefähr gleich alt. »Ich glaube, dich haben wir hier noch nicht gesehen.«
    Sie zögerte, dann erwiderte sie: »Ich – ich glaube, ich war auch noch nicht hier. Ich – ich weiß es einfach nicht.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Die beiden Zentauren sahen, daß sie sich quälte, und liefen auf sie zu.
    »Was ist denn?« fragte das Mädchen mit hoher Stimme.
    Sie begann zu weinen.
    »Ich weiß es nicht. Ich kann mich an nichts erinnern«, schluchzte sie.
    »Na, na«, sagte der Junge und streichelte ihren Rücken. »Weine dich aus, und dann erzähle uns alles.«
    Das Streicheln beruhigte sie. Sie richtete sich auf und wischte sich die Tränen ab.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie hustend. »Ich bin einfach am Weg aufgewacht und kann mich an nichts erinnern – wer ich bin, wo ich bin, nicht einmal, was ich bin.«
    Der Junge betrachtete ihr Gesicht und betastete ihren Kopf.
    »Tut das weh?« fragte er.
    »Nein. Es kitzelt überall, sonst nichts.«
    Er starrte in ihre Augen.
    »Keine Trübung«, sagte er. »Keine Verletzung zu finden. Erstaunlich.«
    »Ach, hör mal, Jol, was hast du denn erwartet?« fragte seine Begleiterin.
    »Irgendein Anzeichen für Verletzung oder einen Schock«, erwiderte er. »Komm, Mädchen, zeig mal deine Zunge.«
    Sie tat es verlegen, und er untersuchte sie. Es war eine große Zunge, flach und breit, und von grau-rosiger Farbe.
    »Du kannst sie wieder hineintun«, sagte er. »Kein Belag. Man würde es sehen, wenn du eine Krankheit oder einen Schock hättest.«
    »Vielleicht ist sie verhext worden, Jol«, meinte die graugesprenkelte Zentaurin und wich ein wenig zurück.
    »Vielleicht, aber dann geht es uns auch nichts an.«
    »Was sollen wir tun?« fragte seine Freundin.
    Jol drehte sich herum, und zum erstenmal sah Julee, daß er eine Art Satteltasche umgeschnallt hatte.
    »Zuerst duschen wir«, sagte er, nahm ein Stück Seife, Stoffteile und Handtücher aus der Tasche, öffnete den Gurt und ließ sie auf den Boden fallen. »Dann bringen wir unser rätselhaftes Mädchen hier ins Dorf und übergeben sie jemandem, der mehr versteht als wir.«
    Und genau das taten sie. Nach einigem Zögern folgte ihnen Julee und tat, was sie ihr vormachten.
    »Du brauchst dich nicht zu fest abzutrocknen«, sagte das Mädchen, das Dal hieß. »Das geht in der Luft ganz schnell.«
    Sie machten sich zu dritt wieder auf den Weg. Als sie den Wald verließen, tauchten das Dorf und die Landschaft dahinter auf.
    Der Fluß strömte aus majestätischen Bergen mit schneebedeckten Gipfeln, die sich auf beiden Seiten öffneten und ein fruchtbares Tal und sanft gewellte Hügel freigaben.
    Im Dorf – eine Reihe einfacher, aber stabiler Blockhäuser an einem blaugrünen See – herrschte rege Geschäftigkeit. Die Felder waren gepflügt und bepflanzt, und sie sah einige Zentauren zwischen den Reihen einer unbekannten Feldfrucht.
    Der ganze Ort schien nicht mehr als einige hundert Leute fassen zu können, dachte sie, und erwähnte das ihren Begleitern gegenüber.
    Jol lachte.
    »Das beweist, daß du von seeabwärts sein mußt«, meinte er. »Da gibt es ein paar ziemlich große Gemeinschaften. Hier im Tal leben fast tausend, aber wir haben uns überall ausgebreitet. Im Ort leben nur fünfzig oder sechzig Leute die ganze Zeit.«
    Die Hauptstraße war breit und dick mit Sägemehl bestreut. Die meisten Gebäude hatten zur Straße hin eine offene Seite. Das größte Gebäude war das erste, das sie erreichten. Es enthielt eine große Schmiede, wo mehrere männliche und weibliche Zentauren glühendes Metall bearbeiteten. Sie sah, wie eine Frau ein Hinterbein hob, während ein kräftiger Mann, der einen

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