Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
erschienen, aber sie waren nicht dumm. Sie sahen, was kam, und begriffen, daß sie verlieren mußten. Ihre Diplomaten versuchten zu verhandeln, aber gleichzeitig forschten sie in anderen Sechsecken nach Gegenmitteln – und sie fanden eines.«
    »Ja? Ja? Und das war?« fragte Yomax.
    »Ein Gas«, antwortete Brazil leise. »Ein Hex im Norden verwendete es für Kühlzwecke, aber auf meine Leute hatte es eine ganz andere Wirkung. Sie entführten ein paar Personen, und das Gas wirkte auf sie genauso, wie die vom Norden es gesagt hatten, während die Ambreza nur Juck- und Niesreiz verspürten.«
    »Es hat alle in Ihrer Welt getötet?« sagte Yomax entsetzt.
    »Nicht getötet, nein – nicht direkt«, erwiderte der kleine Mann. »Es rief, nun, chemische Veränderungen im Gehirn hervor. Praktisch jede Rasse ist ja hervorgegangen oder verwandt mit irgendeinem Tier aus der Vergangenheit oder Gegenwart.«
    »Ja«, meinte Yomax. »Ich habe einmal mit einem Pferd in Hex Dreiundachtzig zu reden versucht.«
    »Genau!« sagte Brazil. »Nun, wir stammten von den großen Affen ab, waren praktisch eine Fortentwicklung. Haben Sie davon gehört?«
    »Hab mal ein paar Bilder in einer Zeitschrift gesehen. In zwei oder drei Sechsecken gibt es solche Arten.«
    »Richtig. Nun, das Gas führte alle einfach zu ihrer tierischen Herkunft zurück. Sie verloren ihre Vernunft und wurden große Affen.«
    »Ho!« sagte Yomax. »Sind sie nicht alle gestorben?«
    »Nein. Das Klima ist gemäßigt, und ein paar haben sich angepaßt, obwohl viele, wahrscheinlich die meisten, umkamen. Die Ambreza erschienen danach und räumten auf. Sie ließen sie in kleinen Rudeln frei herumlaufen. Ein paar halten sie sogar als Haustiere.«
    »Von Wissenschaft verstehe ich nicht viel«, sagte Yomax, »aber ich bin sicher, daß chemische Veränderungen nicht vererbt werden können. Ihre Kinder sind also doch bestimmt keine echten Tiere geworden.«
    »Die Ambreza sagen, daß es sich langsam bessert, aber das Gas scheint von allem aufgenommen worden zu sein – Gestein, Boden, von allem, was darin wächst oder lebt. Bei meinem Volk verursachte die große Dosis sofortige Rückentwicklung, doch ein Teil hält sie aufrecht. Die Wirkung läßt ganz langsam nach. Die Ambreza rechnen sich aus, daß sie in weiteren sechs oder sieben Generationen wieder auf der Ebene primitiver Menschen sein, in fünfhundert Jahren vielleicht wieder eine Sprache entwickeln werden. Die Ambreza wollen die Rudel in ihr altes Sechseck bringen, wenn sie sich weiterentwickeln, weil es dort Reine Technologie gibt und sie vermutlich primitiv bleiben.«
    »Das mit dem Gas gefällt mir nicht«, meinte Yomax. »Könnte auch auf uns wirken.« Es fröstelte ihn.
    »Glaube ich nicht«, sagte Brazil. »Nach dem Angriff hat der Schacht das Zeug nicht mehr weiterbefördert. Ich glaube, unser Planetengehirn hat genug von solchen Dingen. Im übrigen ist das Leben immer ein Risiko. Wenn man sich davon niederdrücken läßt, kann man sich gleich umbringen. Das ist das Problem bei Wu Julee. Sie hat ein furchtbares Leben hinter sich.« Brazil schilderte kurz, was sie mitgemacht hatte, und mußte einige Ausdrücke wie Hure erläutern.
    »Die arme Wuju war schon fast ein Tier geworden, bevor sie zu uns kam«, meinte Jol. »Kein Wunder, daß sie alle Erinnerungen verdrängt hat. Kein Wunder, daß sie Alpträume hatte.«
    »Das ganze Leben war ein Alptraum für sie«, sagte Brazil leise. »Ihr körperlich erlebter Alptraum ist vorbei, aber bis sie das verarbeitet, lebt er in ihrem Denken weiter.«
    Sie sahen einander eine Weile stumm an. Schließlich sagte Yomax: »Captain, eines stört mich an Ihrer Gas-Geschichte.«
    »Ja?«
    »Wenn das Gas noch wirksam ist, warum hat es nicht auf Sie Einfluß gehabt, zumindest teilweise?«
    »Das weiß ich ehrlich nicht«, erwiderte Brazil. »Alles spricht dafür, daß ich auf die Ebene des Sechsecks hätte herabsinken müssen, aber das war nicht der Fall. Ich bin nicht einmal äußerlich verändert zur größeren, dunkleren Version der Menschen dort. Ich konnte es nicht erklären, und die Ambreza auch nicht.«
    Die Heilkundige steckte den Kopf herein, und sie drehten sich erwartungsvoll um.
    »Sie schläft jetzt«, sagte sie. »Zum erstenmal seit über einem Monat schläft sie richtig. Ich bleibe bei ihr.«
    Sie nickten und richteten sich auf eine lange Wartezeit ein.
    Wu Julee schlief fast zwei Teige lang.
    Brazil benützte die Gelegenheit, sich das Dorf und die Umgebung anzusehen.

Weitere Kostenlose Bücher