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Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Slongorn-Hex. Ich weiß nicht genug darüber, um es in der Dunkelheit zu wagen.«
    Sie blieb stehen, und er stieg steif und mit schmerzverzerrtem Gesicht ab.
    »Na, wer konnte die Reise nicht machen, weil er zu schwach war?« neckte sie ihn. »Seht euch den tapferen Supermann an. Und wir haben schon fünf Pausen eingelegt.«
    »Ja, ja«, knurrte er. »Nur, damit Sie etwas essen konnten. Guter Gott, stopft Ihr euch voll!«
    Der Schneefall wurde stärker, und der Wind pfiff durch die Bäume. Man konnte fast nichts mehr sehen.
    »Sind wir noch auf der Straße?« fragte sie.
    »Ich weiß es nicht. Wir hätten schon an dem Gasthof vorbeikommen müssen. Aber Feuer können wir jetzt nicht machen. Gehen wir weiter.«
    »Mir wird kalt, Nathan«, klagte sie. »Ich bin halb unbedeckt, denken Sie daran.«
    Er stieg wieder auf, und sie stapfte mit ihm weiter.
    »Lange kann ich nicht mehr«, sagte sie. »Ich bin hinten steif gefroren.«
    »Nur nicht aufgeben, Mädchen!« rief er. »Das ist das Abenteuer, das Sie erleben wollten!«
    Es spornte sie an, aber der Schnee schien immer dichter zu fallen.
    »Ich glaube, ich sehe etwas!« rief sie plötzlich.
    »Vielleicht das Rasthaus. Nur vorwärts!«
    Sie lief weiter.
    Plötzlich war der Schnee verschwunden, als hätten sie einen unsichtbaren Vorhang durchstoßen, und mit ihm die Kälte. Sie blieb stehen.
    Er stieg ab und säuberte sich vom Schnee, holte Atem und ging einige Schritte zurück.
    Hinein in Kälte und wehenden Schnee.
    Er kam zu ihr zurück.
    »Was ist, Nathan?« fragte sie. »Was ist geschehen?«
    »Wir müssen das Rasthaus verfehlt haben«, gab er zurück. »Wir sind über die Grenze nach Slongorn gekommen.«
    Ihr Leib begann, rasch und schmerzhaft aufzutauen. Wenn sie sich umschaute, konnte sie nichts als wallenden, schneedurchwehten Nebel sehen. In jeder anderen Richtung leuchtete der spektakuläre Nachthimmel der Schacht-Welt wolkenlos.
    »Wir bleiben am besten gleich hier«, schlug er vor. »Ich bin nicht nur zu erschöpft, um weitermachen zu können, es hat auch keinen Sinn, uns in fremdes Gelände vorzuwagen.«
    »Es ist schwer zu glauben«, meinte sie, als er den Rucksack abschnallte und zwei Handtücher herausnahm, sich Gesicht und Haar abwischte und sie dann zu frottieren begann. »Ich meine – mit einem Schritt aus dem schrecklichen Sturm hierher – vom Winter in den Sommer.«
    »So kann es manchmal sein«, erwiderte er. »Manchmal gibt es keine klare Trennungslinie, manchmal ist der Kontrast so kraß wie hier. Aber vergessen Sie nicht, jedes Hex ist trotz der Tatsache, daß es Gemeinsames auf dieser Welt gibt – Gezeiten, Flüsse, Meere und dergleichen – eine abgeschlossene biologische Eigenwelt.«
    »Ich fange plötzlich an zu schwitzen«, sagte sie. »Ich glaube, ich ziehe die dicken Pelze aus.«
    »Bin schon voraus«, erwiderte er, während er sie hinten abtrocknete.
    Sie verdrehte den Oberkörper und sah, daß er sich fast ganz ausgezogen hatte. Nackt sieht er noch schmächtiger aus, dachte sie. Man kann selbst durch die schwarze Brustbehaarung jede Rippe zählen.
    Er kam nach vorn, und gemeinsam betrachteten sie die vom Sternenlicht unheimlich erhellte Landschaft.
    »Berge, Bäume, da drüben vielleicht ein kleiner See«, sagte er und zeigte hinüber. »In der Ferne scheinen ein paar Lichter zu sein.«
    »Ich glaube nicht, daß wir auf der Straße sind«, meinte sie.
    Sie standen auf einem Feld kurzer Gräser. Automatisch rupfte sie ein Büschel aus.
    »Ich weiß nicht, ob Sie jetzt essen sollten«, sagte er warnend. »Wir kennen die Regeln hier nicht.«
    Sie schnupperte argwöhnisch am Gras.
    »Riecht ganz normal wie Gras«, sagte sie. »Aber es ist kurz. Sehen Sie? Es ist gemäht worden.«
    Er gab ihr recht.
    »Nun, das ist logischerweise entweder ein Hoch-Tech-Hex oder ein nicht-technologisches, nach den Anzeichen, die ich überall bemerkt habe. Allem Anschein nach ist es Hoch-Tech.«
    »Das Gras ist in den letzten zwei Tagen geschnitten worden«, sagte sie. »Man riecht es.« Er glaubte es ihr, weil ihr Geruchssinn viel besser entwickelt war als seiner. »Ich versuche es.« Sie machte drei Schritte und blieb stehen. »Nathan?«
    »Ja?«
    »Was für Leute leben hier? Ich meine, was –«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Ich konnte von niemandem eine genaue Beschreibung bekommen. Die Route wird nicht sehr häufig benutzt. Ich konnte nur erfahren, daß es zweibeinige Vegetarier sind.«
    »Das reicht mir«, erwiderte sie, rupfte Grasbüschel aus und

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